Wiedenbrücks Trainer Theo Schneider veränderte seine Anfangself in Bezug zur 1:4-Niederlage bei Viktoria Köln auf drei Positionen. Sumelka (nach Rotsperre zurück), Wassey (zuletzt Kapselverletzung) und Dayangan rückten für Kücükyagci, Kaptan und Pollok hinein. Sein Gegenüber Alois Schwartz reagierte auf die1:2-Pleite in Bielefeld dagegen nur mit einer Veränderung: Kulovits wurde für Tüting ins Mittelfeld geschoben. Die Verletztenmisere der Badener ließ für den Trainer auch wenig Platz für Spielraum. Kister (Handbruch), Zimmermann (Bänderriss im Knie), Zabavnik (Fersenverletzung) und Kübler (Leisten-OP) stellen hier nur die Spitze der Lazarettliste des SVS dar.
Die Voraussetzungen im Gütersloher Heidewaldstadion waren von Anfang an klar: Regionalliga trifft auf 2. Bundesliga - quasi ein heranwachsender David auf einen sehr kleinen Goliath. Dennoch hatte Trainer Schneider "ein gutes Gefühl", das ihn auch vom Start weg nicht trügen sollte. Seine Wiedenbrücker begannen zweikampforientiert und machten in der eigenen Hälfte die Räume eng. Das Resultat: Aufbaufehler und lange Bälle des SVS. Vor allem Spielmacher Ulm kam überhaupt nicht zur Geltung. Chancen waren so bis nahe dem Halbzeitton absolute Mangelware, was vor allem für den Regionalligisten als Teilerfolg in die Geschichte eingegangen sein dürfte.
Dass diese Geschichte noch eine Krönung zu bieten hatte, dafür sorgte Wassey, Studtrucker und Sumelka. Ersterer brachte einen Freistoß von halbrechts nach innen, wo er vom zweiten per Hacke glücklich weiter geleitet wurde und letztlich den Innenverteidiger fand, der knochentrocken zur Führung einschob (40.). Nur zwei Zeigerumdrehungen später eilte Knetsch über die rechte Bahn, flankte perfekt auf Brisevac, der sich jedoch von seinem Freiraum zu sehr überrascht zeigte und folglich nicht die Führung per Kopf erhöhte. In der letzten Minute vor dem Pausentee fand dann Ulm doch noch eine Lücke und im Strafraum Thiede, der das Spielgerät aber nicht am stark herauseilenden Torwart Hölscher vorbei bugsieren konnte.
Ideenloser SVS
In den zweiten 45 Minuten veränderte sich das Bild vorerst nicht. Sandhausen zeigte sich ideenarm, Wiedenbrück gut verteidigend und immer wieder auf Konter lauernd. Dies brachte die Gäste derart auf die Palme, dass Olajengbesi und Ulm frustvoll dazwischen fuhren - die Gelben Karten folgten prompt (51. und 54.). Chancen? Mehr als ein verzweifelter Distanzschuss von Joker Blum - der im Paket mit Stürmer Löning zwischenzeitlich eingewechselt wurde - fand bis dato nicht statt (61.).
Dreifachschlag und Ende
Dann aber zeigte der Zweitligist seine Klasse. Den Anfang machte Jovanovic, der nach einer einer Achenbach-Flanke am höchsten stieg und locker einnickte (62.). Es folgte drei Minuten später der Auftritt von Ulm, der sich aus rund 25 Metern ein Herz nahm und das Rund mit Schnitt perfekt in den linken oberen Knick hievte - unhaltbar. Der Schock der Wiedenbrücker war zwar schon da, doch die Badener senkten den Puls noch mehr: Ulm flankte hoch und scharf in den Strafraum, fand Olajengbesi, der perfekt für Jovanovic ablegte. Der nahm gar die rechte Hacke zur Hilfe und schob unbeeindruckt ein (67.).
Der Jubel kannte auch schon nach Ulms sehenswertem Treffer (Mitte) kein Ende mehr. picture alliance
In der Folge zeigte sich nun der SCW enttäuscht, Wassey holte sich vor Frust gar noch die Ampelkarte ab (82.). Die Badener führten die Führung clever gen Ende, zogen letztlich verdient ins Achtelfinale ein und sicherten sich zudem die rund 500.000 Euro Preisgeld, das vor allem in die eigene Infrastruktur fließen soll.
Die Wiedenbrück kämpft am Samstag (14 Uhr) in der Regionalliga West bei Fortuna Düsseldorf II um den ersten Dreier der Spielzeit. Einen Tag später (13.30 Uhr) empfängt Sandhausen in der 2. Liga den VfL Bochum. Die Achtelfinal-Auslosung des DFB-Pokals geht am Sonntag (ab 18 Uhr, LIVE!-Ticker bei kicker.de) über die Bühne.