Dick eingemummt verfolgte Jerome Boateng auf der Ersatzbank des Olympiastadions die 120 Pokalminuten in seiner Heimatstadt Berlin. Auch beim 3:2-Sieg n.V. bei Hertha BSC bedachte Trainer Niko Kovac den Weltmeister von 2014 nur mit einer Statistenrolle - wie schon die gesamte Rückrunde über.
In vier Pflichtspielen durfte der 30-Jährige eine (!) Minute mitwirken, zur Ergebnissicherung beim 3:1-Auftakt in Hoffenheim. Viel zu wenig für die Ansprüche des Innenverteidigers, in dem es gärt, der sich aber öffentlich noch zurückhält.
Trotz einer guten Vorbereitung Boatengs legte sich Kovac auf das Duo Niklas Süle/Mats Hummels fest. Eine sportliche Entscheidung, die ein Profi akzeptieren muss. Allerdings sollte immer noch das Leistungsprinzip zählen, und da verwundert es schon, dass Boateng plötzlich komplett außen vor ist. Auch, weil Kovac im Sommer vehement um einen Verbleib Boatengs gekämpft hatte. Nun scheint er in der Gunst des Trainers weit zurückgefallen zu sein.
Kovac: "Wir haben wieder zwei Fehler gemacht"
Gepatzt hat im Laufe dieser Saison jeder aus dem Innenverteidiger-Trio Hummels/Süle/Boateng. Süle sah zuletzt bei Gegentoren gegen Stuttgart, Leverkusen und auch am Mittwochabend beim ersten nicht gut aus, Hummels war ins erste ebenfalls verwickelt und patzte beim zweiten mit einer zu kurzen Kopfballrückgabe auf Sven Ulreich fatal .
"Wir haben wieder zwei Fehler gemacht", haderte Kovac, auch wenn er ansonsten mit der Defensivleistung zufrieden war: "Wir haben über 120 Minuten ordentlich und kompakt verteidigt." Die individuellen Fehler ärgern ihn allerdings: "Die müssen wir abstellen. Wenn wir etwas erreichen wollen, dürfen wir solche einfachen Tore nicht herschenken."
Den einsichtigen Hummels ("Es war ein krasser Fehler, was soll man da sonst sagen?") nahm der Trainer in Schutz, schon einen Tag vor Berlin sprach er davon, Spielern den Rücken zu stärken, wenn sie mal einen Fehler machen. Wer Kovac in diesen Tagen genau zuhört, kann also sehr wohl interpretieren, dass er an der Besetzung Süle/Hummels so schnell nicht rütteln wird. Bitter für Boateng, dem trotz der ligaweit besten Quote gewonnener Zweikämpfe (71,4 Prozent) nichts anderes übrig bleibt als auf seine Chance zu warten. Trotz der Fehler seiner Konkurrenten.