Als Marcel Schmelzer 2005 vom 1. FC Magdeburg ins Jugendhaus von Borussia Dortmund wechselte, durchschritt der BVB gerade die schwerste Phase seiner Geschichte. Schmelzer war das egal. Er war als Kind schon Anhänger der Schwarz-Gelben - und er träumte von einer Bundesliga-Karriere. Also wagte er den Schritt in die Fremde und versuchte sich zunächst als linker Außenstürmer in der U 19 des BVB. Schnell jedoch wanderte er nach hinten, in die Abwehr, dorthin, wo bei den Dortmunder Profis ein gewisser Dede sein Tagwerk vollbrachte und dafür von den Fans geliebt und verehrt wurde.
Nur drei Jahre später kreuzten sich die Wege der beiden: In Leverkusen riss am 16. August das Kreuzband in Dedes Knie, Trainer Jürgen Klopp musste ihn auswechseln - und brachte für den Publikumsliebling den bis dato völlig unbekannten Schmelzer. Es war das erste Bundesliga-Spiel des späteren deutschen Meisters (2011, 2012), DFB-Pokalsiegers (2012, 2017), Champions-League-Finalisten (2013) und Nationalspielers.
Spielersteckbrief Schmelzer
Bundesliga - Tabelle
Am Samstag nun bestritt Schmelzer im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf sein 250. Spiel in Deutschlands Eliteliga. Monatelang hatte er darauf warten müssen. Seit dem 26. Januar, als er für 20 Minuten beim 5:1-Sieg über Hannover mitwirken durfte, wurde er von seinem Trainer Lucien Favre nicht mehr berücksichtigt. Der Schweizer beorderte nach der Verletzung Achraf Hakimis lieber Innenverteidiger Abdou Diallo auf die linke Abwehrseite oder zog Raphael Guerreiro eine Position nach hinten.
Im letzten Heimspiel der Saison jedoch bewies Favre Gespür und bescherte Schmelzer zumindest einen Kurzeinsatz, mit dem der langjährige Borusse in den Top-Ten-Klub des BVB aufstieg: Nur neun andere Borussen absolvierten mehr Bundesliga-Spiele für die Schwarz-Gelben als Schmelzer, darunter Dede (3. mit 322 Spiele), Schmelzers Vorgänger und Vorbild auf der Linksverteidiger-Position, und der heutige Sportdirektor Michael Zorc (1. mit 463 Spielen).
Als Schmelzer in der ersten Minute der Nachspielzeit das Feld betrat, standen die Zuschauer im Signal Iduna Park auf und applaudierten dem Ex-Kapitän. Und als sich die Nerven des Dortmunder Anhangs nach der turbulenten Schlussphase mit einem Tor für den BVB, einem für die Fortuna und zwei weiteren Düsseldorfer Großchancen wieder halbwegs beruhigt hatten, feierten sie zunächst die gesamte Mannschaft und beorderten dann per Sprechchor Schmelzer in die erste Reihe. "Wir sind alle Dortmunder Jungs" schallte es von der Südtribüne, dazu entrollten die Fans im Epizentrum der Dortmunder Fußballleidenschaft ein Transparent mit der Aufschrift "Auf die nächsten 250 - danke Schmelle!"
Ob es dazu kommt, ist allerdings schon allein aufgrund des fortgeschrittenen Fußballer-Alters Schmelzers fraglich. Nur acht Bundesliga-Spiele, drei Einsätze in der Champions League und einer im DFB-Pokal in dieser Spielzeit belegen zudem den sportlichen Bedeutungsverlust, den der früheren BVB-Kapitän unter Favre erlitten hat. Eine Trennung nach der Saison ist dennoch nicht geplant. Der intern hochgeschätzte Schmelzer soll und will in Dortmund bleiben, sein Vertrag läuft ohnehin noch bis 2021.
