Bundesliga

Freiburg: Schlotterbeck und Lienhart im Blickpunkt

Zwei neue Abwehroptionen für Streich

Freiburg: Schlotterbeck und Lienhart im Blickpunkt

Im Blickpunkt: Keven Schlotterbeck (li.) und Philipp Lienhart.

Im Blickpunkt: Keven Schlotterbeck (li.) und Philipp Lienhart. imago

Der Schock war groß, als Gulde beim Spiel in Stuttgart kurz vor der Halbzeit nach einem Zweikampf hinter der Torauslinie liegen blieb und sich an den hinteren linken Oberschenkel fasste. Am Montag gab es Gewissheit: Der bisher mit stabilen Leistungen überzeugende Innenverteidiger fällt wegen eines Muskelfaserrisses mindestens drei Woche aus.

Im weiteren Spielverlauf zeigte sich jedoch unabhängig von der dramatischen Ergebnisentwicklung, dass das nicht in einer Katastrophe ändern muss. Die SC-Trainer um Chefcoach Christian Streich warfen Schlotterbeck ab der 38. Minute trotz anderer Umstellungsoptionen erstmals ins kalte Wasser des Profifußballs.

Spielersteckbrief Lienhart
Lienhart

Lienhart Philipp

Spielersteckbrief K. Schlotterbeck
K. Schlotterbeck

Schlotterbeck Keven

Dort fand sich der Debütant bemerkenswert gut zurecht - obwohl er als Linksfüßer rechts für Gulde in der Dreierkette verteidigen musste. Genau dort hatte Streich den 21-Jährigen in einem geheimen Freundschaftsspiel schon im Oktober 2018 in St. Gallen getestet. "Er ist ballsicher. Das hat er bestätigt. Er kommt aus dem Schwabenländle und es freut mich wahnsinnig, dass er hier ein wirklich gutes Bundesliga-Spiel gemacht hat", lobt Streich den erst 2017 von der TSG Backnang zum SC-Nachwuchs gewechselten Schlotterbeck.

Pavard hätte für Tritt gegen Schlotterbeck Rot sehen müssen

Der stand, von seiner aufmerksamen Abwehrarbeit abgesehen, auch gleich zweimal im Fokus des brisanten Landesduells. In der 57. Minute schirmte er einen zu einem Freiburger Eckball ins Aus prallenden Ball gegenüber Benjamin Pavard ab. Der Stuttgarter Weltmeister ließ sich daraufhin zu einem Tritt in Schlotterbecks Wade hinreißen und schubste ihn danach noch. Wohl auch, weil Schlotterbeck nach dem Tritt nicht direkt zu Boden ging, entstand während des Spiels auf dem Rasen keine große Aufregung um diese Szene.

Dass Schiedsrichter Deniz Aytekin Pavard nur Gelb zeigte, schien eine ausreichende Sanktion. Bei näherer Betrachtung der Bilder entpuppte sich Pavards Aktion jedoch als klare Tätlichkeit, die mit Rot hätte bestraft werden müssen. Video-Assistent Frank Willenborg griff an dieser Stelle zu Unrecht nicht ein. Nur die Freiburger Bank hatte den Tritt direkt als größeres Vergehen eingeordnet und sich entsprechend echauffiert, Streich beschwerte sich später in Interviews allerdings nur kryptisch über den nicht gegebenen Platzverweis.

Referees sollten solche Vergehen auch ohne "Faller" sanktionieren

Bleibt zu hoffen, dass Schlotterbeck nun nicht angehalten wird, sich künftig in vergleichbaren Fällen weniger wie ein aufrichtiger Sportsmann zu verhalten, auch wenn er mit einem Zu-Boden-gehen womöglich mehr Aufmerksamkeit auf Pavards Tritt gelenkt hätte. Gerade mit dem Hilfsmittel Videobeweis sollten die Referees solche Vergehen erkennen und entsprechend sanktionieren, auch, wenn der getroffene Spieler aus Fairness- oder anderen Gründen auf den Beinen bleibt.

Nächster Einsatz gleich gegen Wolfsburg?

Wenige Minuten später hätte Schlotterbeck dann mit einer eigenen Aktion Einfluss auf den Spielausgang nehmen können. Aus kurzer Distanz vergab er jedoch eine gute Kopfballgelegenheit zur möglichen 2:0-Führung und tat es etwa Kollege Lucas Höler gleich, der auch zweimal aus guter Position hätte erhöhen können. Unterm Strich kann sich Schlotterbeck aber auch ohne krönenden Treffer respektive Sieg über ein gelungenes Debüt freuen und sich berechtigte Hoffnungen auf einen zweiten Einsatz gleich am Samstag gegen Wolfsburg machen.

Lienharts erster 90-Minuten-Einsatz seit Oktober 2017

Gut möglich, dass dann auch wieder Lienhart als Mittelmann der Dreierkette neben Stammkraft Dominique Heintz und Schlotterbeck auflaufen wird. Gegen Stuttgart lieferte der Österreicher eine ordentliche Leistung, konnte nur beim 1:1 Gonzalez nicht an seiner Brust-Vorlage für Insua hindern. Bei beiden Gegentoren wies jedoch vor allem das kollektive SC-Defensivverhalten Mängel auf, es gab anders als zuletzt keine individuellen Patzer.

Es war Lienharts erster 90-Minuten-Einsatz seit Oktober 2017. Kurz darauf hatte er mit Knieverletzungen zu kämpfen, die ihn fast die gesamte Rückrunde kosteten. Im Sommer wurde die Leihgabe von Real Madrids B-Team dann fest vom Sport-Club verpflichtet, musste fortan jedoch mit einem Reservistendasein klarkommen. Nur ein missratener 45-minütiger Startelfeinsatz als Rechtsverteidiger-Aushilfe beim 1:4 in Augsburg am 6. Spieltag und sieben Einwechslungen standen vor dem Wochenende in Lienharts Saison-Arbeitsnachweis. Nun aber scheint der 22-Jährige wie Schlotterbeck im genau richtigen Moment bereit zu sein.

Carsten Schröter-Lorenz