Bundesliga

SC Freiburgs Startphase schreit nach Aufarbeitung

Gulde: "Mainz hat uns den Schneid abgekauft"

Freiburgs Startphase schreit nach Aufarbeitung

Sein Team fand gegen Mainz unzureichend ins Spiel: Freiburgs Trainer Christian Streich.

Sein Team fand gegen Mainz unzureichend ins Spiel: Freiburgs Trainer Christian Streich. imago

Manuel Gulde, der beim 1:3 gegen die Nullfünfer sein 50. Pflichtspiel für Freiburg absolvierte, bemühte sich erst gar nicht, die Dinge zu verklären. "Mainz hat uns den Schneid abgekauft, war aggressiver, körperlich und im Kopf schneller", kritisierte der Innenverteidiger. Sein logisches Fazit: "Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, nur hinterhergelaufen und waren völlig verdient 0:2 hinten." Nachdenklich fügte Gulde an: "Das darf uns nicht passieren."

Gulde: ". . . dann kriegen wir auf den Sack"

Die große Frage: Wie und warum ist es dennoch passiert? Gerade im heimischen, engen und fast immer ausverkauften Schwarzwaldstadion, wo die Mannschaft von Christian Streich auch an diesem Samstag von Beginn an erstklassig unterstützt wurde und in aller Regel mutiger, offensiver auftritt und mehr Wucht entwickelt. Gegen einen Gegner, der sich, was Ambitionen und finanzielle Mittel betrifft, in etwa auf Augenhöhe bewegt und vor der Partie einen Zähler weniger auf dem Konto hatte. Hinzu kommt, dass der SC nach dem exzellenten Auftritt gegen Gladbach (3:1) und dem sehr beachtlichen in München (1:1) laut Gulde vor dem Team von Sandro Schwarz gewarnt war: "Wir wussten, wenn wir nur ein Prozent weniger geben, kriegen wir auf den Sack. So war es dann auch in den ersten 25 Minuten."

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Nur an dieser Stelle untertrieb Gulde und dann gleich maßlos. Es war nicht nur ein Prozent weniger, das Defizit an Prozentpunkten bewegte sich im höheren zweistelligen Bereich. Zur Verteidigung der Freiburger sei gesagt, dass Mainz tatsächlich mit einer starken Tagesform loslegte, sehr präsent agierte, den SC-Spielaufbau mit guter Struktur und Raumaufteilung schon rund um den Strafraum störte und zustellte. Das kann einen durchaus aus dem Konzept bringen. Warum aber simple Flachpässe über wenige Meter reihenweise nicht beim Adressaten ankamen, bleibt rätselhaft.

Warum starten gleich elf Akteure phlegmatisch und fahrig?

Wie ist es möglich, dass nicht nur einige Spieler, sondern gleich elf Akteure mit Erfolgserlebnissen wie Warnungen im Gepäck so phlegmatisch und fahrig in ein Heimspiel starten? Und in ihrem gewohnten 4-4-2-System, das in der Freiburger Interpretation keineswegs starr festgelegte Wege vorsieht, sondern einige Varianten bietet, auf keine Weise Zugriff auf die Partie finden? Für den Fall eines hohen Mainzer Pressings hatte das SC-Trainerteam seinen Profis lange Bälle auf 1,94-Meter-Mann Tim Kleindienst als probates Mittel an die Hand gegeben. Aber auch das wirkte nicht, weil Freiburg mangels Zweikampfpräsenz kaum zweite Bälle gewann und der bemühte Kleindienst obendrein unglücklich agierte, öfter unnötige Stürmerfouls beging.

Streichs mutige taktische Umstellung

Für die Suche nach Antworten bietet die Länderspielunterbrechung genügend Zeit. Der Ärger über den Samstag dürfte eine nicht unwichtige Triebfeder und doppelt groß sein, weil es das Streich-Team ja noch in derselben Partie zeigte, dass es deutlich besser spielen kann. Nach der ersten eigenen Torchance in der 28. Minute durch Nicolas Höfler verzeichnete der Sport-Club - beflügelt durch eine mutige taktische Umstellung auf ein 3-1-4-2 nach etwa 30 Minuten - noch weitere sieben gute Gelegenheiten, um am Ende trotz des Katastrophenstarts das Chancenübergewicht (8:6) für sich beanspruchen zu können. Die Hypothek der ersten 25 Minuten wog jedoch - auch wegen der später mangelhaften Chancenverwertung - zu schwer und die drei Punkte gingen nicht unverdient an anfangs bärenstarke Mainzer.

"Es ist schade, so ein Spiel am Anfang herzuschenken. Ein Spiel gegen Mainz musst du versuchen zu gewinnen", sagte Gulde: "Das ist enttäuschend und ein kleiner Rückschlag für uns." Denn: "Solche Punkte gegen direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt zählen am Ende, das andere waren Zusatzpunkte", erklärte der Abwehrmann noch und dürfte die Zähler gegen Gladbach und Bayern gemeint haben.

Carsten Schröter-Lorenz

Bilder zur Partie SC Freiburg - 1. FSV Mainz 05