Bundesliga

Schwache Konkurrenz vergibt Chancen: Bayern stark genug

Analyse von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Schwache Konkurrenz vergibt Chancen: Bayern stark genug

Der FC Bayern war stark genug für die siebte Meisterschaft in Serie.

Der FC Bayern war stark genug für die siebte Meisterschaft in Serie. imago images

Nach Sebastien Hallers 1:1-Ausgleich schien im Showdown gegen Frankfurt und im Fernduell mit Borussia Dortmund plötzlich die Sensation nicht mehr unmöglich; doch drei Minuten später staubte David Alaba zum 2:1 ab. Und wieder fünf Minuten darauf schoss Renato Sanches den Ball ins Netz und sämtliche Zweifel aus der Arena.

Die Fan-Hymne "Deutscher Meister wird nur der FCB" fand zum insgesamt 29. Mal und nun zum siebten Mal hintereinander ihre Bestätigung. Die Dortmunder, in dieser nun beendeten Spielzeit 21-mal, die Bayern hingegen nur 13-mal Spitzenreiter, müssen Rang 2 akzeptieren, weil es ihnen nicht gelang, die neun Punkte Vorsprung, die sie zwischen dem 12. und 15. Spieltag gegenüber den Münchnern aufgehäuft hatten, zu verteidigen.

Die Münchner hatten sich in jenen Wochen eine heftige Herbstkrise genommen. Und als es gegen Fortuna Düsseldorf lediglich zu einem Heim-3:3 langte, wurde intern schonungslos analysiert und in der unmittelbaren Auswirkung vor allem die Rotation storniert. Bis zur Winterpause verkürzten die Bayern den Abstand zur Dortmunder Borussia auf sechs Zähler, um in einer furiosen Aufholjagd den heftig schwankenden BVB am 25. Spieltag von Platz 1 zu verdrängen.

Ein 5:0 und drei Remis im Schlussspurt reichten

Der glatte 5:0-Heimerfolg in München im direkten Duell gegen Dortmund stellte die Verhältnisse klar, doch die Bayern leisteten sich eben noch drei Remis gegen Freiburg und Nürnberg, jeweils 1:1, dazu das 0:0 in Leipzig am 33. Spieltag, so dass die definitive Entscheidung erst in der letzten Runde 2018/19 fiel. Das 5:1 gegen die Frankfurter geriet deutlich, war aber genauso verdient wie der erneute Gewinn der Schale nach einer konzentrierten Rückrunde mit lediglich neun eingebüßten Zählern.

Dennoch hätte die Leistung der Bayern allein nicht erneut die Schale gebracht, wären die Dortmunder und auch die in der ersten Halbserie starken Mönchengladbacher nicht so krass eingebrochen in der Rückrunde. Die Bundesliga hat in dieser Saison eine große Chance vergeben, die triumphale Serie der Rekordmeister aus München zu unterbrechen. Wenn die Bayern einmal schwächeln, war hier und dort aus der Liga zu hören, müssten die anderen zur Stelle sein.

Die Dortmunder waren es im ersten Saisonabschnitt - und als sie sich endlich offen zum Ziel Meisterschaft bekannten, war es zu spät. Die größere mentale Stärke und der konsequentere Wille zeichneten neben dem besseren Kader doch die Münchner aus, die nun auch die zweite Phase ihrer personellen Umstrukturierung in der Liga unbeschadet überstanden haben.

Märchenhafter Abschied für Ribery und Robben

Für ihre beiden großen Außenstürmer, Franck Ribery und Arjen Robben, haben sie im Zieleinlauf doch noch einen großen, weil nahezu märchenhaften Abschied aus der heimischen Arena inszeniert: Beide wurden eingewechselt, beide erzielten ein Tor und wurden heroisch-hymnisch bejubelt. In Serge Gnabry und Kingsley Coman sind verheißungsvolle Nachfolger gefunden, aber eine Rib-Rob-Ära müssen diese jungen Kräfte erst einmal prägen.

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

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Wird Niko Kovac weiterhin dieses Mandat des Umbaus übertragen? Der neue Trainer musste viel Lehrgeld bezahlen. Er hat aber trotz großer Widrigkeiten - wenig Auffrischung in der von ihm klaglos übernommenen Belegschaft; wenig hilfreiche Äußerungen zu seiner Person in der Endphase, gerade vom Vorstand Karl-Heinz Rummenigge - national bisher geliefert, zumindest faktisch: In der Bundesliga steht die Meisterschaft, und auch der Pokalgewinn ist am kommenden Samstag gegen Leipzig noch möglich.

Bei einem Double-Gewinn wäre eine Entlassung dieses Trainers schwer zu vermitteln. Die Sympathie-Bekundungen aus der Fanschar der Roten werden die FCB-Entscheider zum Happy End in der Liga gegen Frankfurt genau registriert haben.

Zwischen Spannung und Umbruch: Bayerns Weg zum siebten Streich