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Freiburgs Trainer lobt Schalke und kämpft mit Personalproblemen - Christian Streich: "Tedesco strebt nicht nach Selbstverwirklichung"

Freiburgs Trainer lobt Schalke und kämpft mit Personalproblemen

Streich: "Tedesco strebt nicht nach Selbstverwirklichung"

Freiburgs Trainer Christian Streich hat vor dem Gastspiel auf Schalke einige Personalsorgen.

Freiburgs Trainer Christian Streich hat vor dem Gastspiel auf Schalke einige Personalsorgen. imago

"Sie gewinnen dauernd 1:0, da kann man nicht von Zufall sprechen", ordnet Streich die jüngsten Ergebnisse des kommenden Gegners ein, der zuletzt fünfmal in Folge gewann: "Schalke spielt aus einer extremen Ordnung. Domenico Tedesco verlangt ein hohes Maß an Disziplin und versucht im Spiel gegen den Ball eine Perfektion hinzukriegen, die ihm zusammen mit den Spielern nahezu gelingt. Wenn es gerade mal schwieriger wird, stellen sie ohne Probleme auf 5-4-1 um, dann stehen fünf um den Strafraum herum, vier vorne dran und im Zentrum ein Burgstaller. Wenn sie den Ball erobern, haben sie mit Harit und Goretzka so viel Qualität, dann geht es ab nach vorne. Sie bekommen so gut wie keine Tore, sind extrem schwierig zu bespielen und deshalb Tabellenzweiter", analysiert Streich den Schalker Spielstil.

Streichs Erinnerungen an das Hinspiel: "Eines unserer besten Spiele"

Nicht wenige Beobachter kritisieren ihn als zu defensiv und unattraktiv, gerade für einen Bundesligazweiten. Streich hält sich in diesem Punkt zurück: "Man darf im Fußball verschiedene Taktiken anwenden. Wenn sie im Rahmen des Regelwerks sind, kann man nichts dagegen einwenden. Man kann es dann schön finden, oder weniger schön. Das ist dann im subjektiven Ermessen der Zuschauer. Mir steht es auch nicht zu, über solche Mannschaften zu urteilen, weil wir unten stehen und Schalke Zweiter ist, das ist eine völlig andere Dimension." Tabellarisch zutreffend. Aber gerade das Hinspiel in Freiburg zeigte, wie eng das Niveau an einem einzelnen Tag trotz großer Punktabstände beieinanderliegen kann. Streich blickt etwas wehmütig zurück: "Da haben wir eines unserer besten Spiele in dieser Saison gemacht." Und dennoch wegen mangelhafter Chancenverwertung durch einen abgefälschten Schuss des Ex-Freiburgers Daniel Caligiuri unglücklich mit 0:1 verloren.

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Streich: " Es ist nicht einfach, auf Schalke Trainer zu sein"

Schalke hat sich seitdem deutlich stabilisiert, defensiv und was die Gesamtleistung betrifft. Das schreibt Streich seinem erst 32 Jahre alte Kollegen zu: "Er ist ein sehr netter, hochqualifizierter junger Trainer, der taktisch hervorragend ausgebildet ist und genau weiß, was er tut. Da brauchst du nur die Schalker Mannschaft anzuschauen. Er strebt trotzdem nicht nach Selbstverwirklichung, damit alle sagen, welch großartiger Fußball gespielt wird. Es ist nicht einfach, auf Schalke Trainer zu sein. Es ist sehr emotional und ein großer Name, im positiven Sinne. Aber, wenn es nicht läuft, dann ist es schwierig, weil die tollen Menschen im Pott so daran hängen." Negative Stimmung vermag Tedesco durch die guten Resultate derzeit fernzuhalten. "Er kann die Mannschaft vollständig von dem Weg überzeugen. Natürlich helfen Siege. Sie haben auch das eine oder andere Spiel gewonnen, dass du nicht gewinnen musst. Wenn du Erfolg hast, laufen einige Momente für und nicht gegen dich", so Streich weiter.

Nun auch Fragezeichen hinter Terrazzino und Koch

In Freiburg hingegen zeigt sich aktuell ein anderes Bild. Eine spielerische und vor allem offensive Dürreperiode brachte nur fünf Zähler in den letzten sechs Spielen. Was auch mit anhaltenden Personalproblemen zusammenhängt. Auf Schalke muss Streich sicher weiterhin auf Yoric Ravet (Muskelfaserriss), Mike Frantz (Trainingsrückstand nach Innenbandabriss im Knie), Amir Abrashi (Kreuzbandriss), Caleb Stanko (Meniskus-OP) und Florian Niederlechner (Reha nach Kniescheiben-OP) verzichten. Zudem ist ein Einsatz von Marco Terrazzino (Infekt) und Robin Koch (muskuläre Probleme im Oberschenkel) fraglich. Beim viel belasteten Caglar Söyüncü, der jüngst noch zweimal 90 Minuten für die Türkei abspulen musste, müssen die Verantwortlichen ebenso schauen, ob für die Partie am Samstag die nötige Frische vorhanden ist.

"Abstiegskampf-April": Nacheinander gegen Wolfsburg, Mainz, Hamburg und Köln

Während Streich in der Innenverteidigung neben dem gesetzten Manuel Gulde mit Philipp Lienhart und Marc Oliver Kempf zwei fitte Alternativen in der Hinterhand hat, wird es im defensiven Mittelfeld langsam aber sicher dünn. Kapitän Julian Schuster könnte wie früher dort auflaufen, der Trainer sieht seinen "taktisch besten Spieler" aber eher als Mittelmann einer Dreier-/Fünferabwehrkette. Das könnte ein Hinweis auf die kurzfristige Rückkehr zu dieser Variante sein. Vincent Sierro oder Patrick Kammerbauer wären überraschende, aber mögliche Besetzungen auf der Sechs. "Wir haben immer noch genug Spieler. Wir müssen basteln und uns etwas einfallen lassen, aber vor allem schauen, dass wir es optimal steuern. Denn die mentale Belastung wird in den kommenden Wochen maximal sein", blickt Streich bereits auf den "Abstiegskampf-April" voraus, wenn der Sportclub hintereinander gegen Wolfsburg, Mainz, Hamburg und Köln antreten muss.

Carsten Schröter

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