Bundesliga

"Dann verzögerte sich der Castor-Transport ..."

DFL-Geschäftsführer Hieronymus erklärt die Spielplanerstellung

"Dann verzögerte sich der Castor-Transport ..."

"In der Hinrunde gibt es zwei englische Wochen": Holger Hieronymus.

"In der Hinrunde gibt es zwei englische Wochen": Holger Hieronymus. Getty Images

Herr Hieronymus, an diesem Dienstag werden die Spielpläne präsentiert, wie lange wird es dauern, bis die erste Kritik kommt?

Holger Hieronymus: Ich gehe davon aus, dass wir wieder gute Spielpläne zusammengestellt haben. In den vergangenen Jahren ist sehr wenig Kritik aufgekommen. Die Klubvertreter wissen, dass die Spielplangestaltung ein sehr komplexes Thema ist.

Erwarten Sie auch Kritik von Seiten der Polizei oder der Polizeigewerkschaft?

Hieronymus: Alles was die Sicherheit betrifft, ist sehr konkret und sehr fein mit den Kollegen von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze, der ZIS, abgestimmt worden. Die ZIS sammelt Informationen aus allen Bundesländern und von den szenekundigen Beamten. Daraus entstehen umfassende Bilder, aus denen unter anderem die Kriterien für den Spielplan und Spielansetzungen abgeleitet werden.

Wie viele Klubs äußerten Sonderwünsche zum Spielplan? Können Sie diese Wünsche in der Regel erfüllen?

Hieronymus: Wir versuchen natürlich, die Wünsche zu erfüllen. Sie werden im Zuge der Informationsgespräche mit der ZIS, die ab Mitte Mai beginnen, bearbeitet. Garantien geben wir aber keine.

Wie viele Personen wirken an der Spielplanerstellung mit?

Hieronymus: Im Hause der DFL sind die Kollegen Götz Bender und Tobias Hedtstück mit der Erstellung der Pläne befasst. In der Absprache mit der ZIS sind noch einige mehr betroffen. Die ZIS wiederum sammelte ihre Informationen bei den Länderpolizei-Behörden und bei der Bundespolizei ein.

Wie funktioniert die Abstimmung mit der ZIS?

Hieronymus: Ein Beispiel aus der vergangenen Spielzeit: Wir sind darüber informiert worden, dass ein Castor-Transport zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinden soll. Wir haben für das entsprechende Wochenende ohne Partien mit erhöhter Brisanz geplant, kurzfristig hat sich dann aber der Castortransport um zwei Wochen verzögert. Infolgedessen haben wir drei Spiele verlegt, damit die Polizei die Kräfte zur Sicherung des Castortransports stellen kann.

Inwieweit wird berücksichtigt, dass sich rivalisierende Fangruppen während der An- und Abreise zu Spielen nicht begegnen?

Hieronymus: In dieser Frage stimmen wir uns mit der ZIS ab, die das koordiniert. Berücksichtigt werden müssen nicht nur die Reisewege von Fangruppierungen bis in die 4. Liga, sondern auch größere Menschenmengen, die wegen anderer Veranstaltungen unterwegs sind.

Vergangene Saison hatte der Fußball mehrmals mit Platzstürmen zu tun, Pyrotechnik ist immer öfter ein Problem, welche Möglichkeiten gibt es, solche Gefahren durch den Spielplan zu minimieren?

Hieronymus: Diese Themen muss man losgelöst vom Spielplan betrachten, sie haben damit nichts zu tun.

In der 2. Liga spielte am letzten Spieltag Karlsruhe gegen Frankfurt - eine hochbrisante Partie, bei der es auch Probleme mit Fans gab. Werden solche Duelle künftig am letzten oder vorletzten Spieltag ausgeschlossen?

Hieronymus: Jedes Duell gibt es in einer Spielzeit zweimal. Gesicherte Erkenntnisse, ob es am Anfang, in der Mitte oder am Ende einer Saison besonders brisant ist, liegen uns nicht vor. Jede Saison hat ihre eigene Geschichte.

Von Feiertagsregelungen und Pärchentrennung

Weiß man von Anfang an, was ein Hochrisikospiel ist?

Hieronymus: Nicht im jedem Fall. Manchmal hängt es auch vom Saisonverlauf ab, wie sich bestimmte Dinge entwickeln.

Welche Kriterien spielen bei der Spielplanerstellung darüber hinaus eine Rolle?

Hieronymus: Zum Beispiel Wünsche von Klubs und Stadionbetreibern, zu beachten sind aber auch Feiertagsregelungen in den einzelnen Bundesländern. Und es gibt Standorte, bei denen man versucht, die jeweiligen Klubs auseinanderzuhalten. Pärchen wie Frankfurt und Mainz oder Schalke und Dortmund muss man versuchen, zu trennen. Auch bei Fürth und Nürnberg sollte am besten nur ein Klub am Wochenende Heimspiel haben. Ähnliches gilt für den HSV in der Bundesliga und St. Pauli in der 2. Liga und für Nachbarn wie Köln und Leverkusen.

Tumulte gab es auch beim Relegationsspiel zwischen Düsseldorf und Hertha BSC. Ist aufgrund dieser Vorkommnisse innerhalb der DFL über eine Abschaffung der Relegationsspiele diskutiert worden?

Hieronymus: Nein. Wir wollen nichts sch&#246;nreden. Die Eindr&#252;cke, die wir vom Saisonende mitgenommen haben, sind nicht so, wie wir uns die Bilder des deutschen Fu&#223;balls vorstellen. Die Relegationsspiele wurden 2008 im Zuge der Spielklassenreform eingef&#252;hrt. Seitdem gibt es zum Beispiel in der 2. Liga nur noch zwei anstatt vier sichere Absteiger.<br /> <b>kicker:</b> Wann werden die ersten Spieltage genau terminiert?

Wegen der EURO: Zwei englische Wochen in der Hinrunde

2011/12 gab es eine Englische Woche, bleibt es kommende Saison bei den geplanten zwei?

Hieronymus: Ja, beide in der Hinrunde, weil wir durch die EM erst am 24. August anfangen.

Hat die 2. Liga im vergangenen Jahr durch den fr&#252;heren Saisonstart eine messbar h&#246;here Aufmerksamkeit genossen?

Hieronymus: Insgesamt war die Resonanz positiv, sowohl von den Klubs, als auch von den Verwertern. Jetzt erwarten wir allerdings ein noch objektiveres Bild, da wir vor einem Jahr parallel mit der Frauen-Weltmeisterschaft gestartet sind.

Absolviert die 2. Liga erneut 19 Spieltage vor der Winterpause und startet danach sp&#228;ter?

Hieronymus: Ja, ab Anfang 2013 m&#252;ssen die Spieltage aus Gr&#252;nden wie der Relegation wieder synchron laufen.

Zum f&#252;nften Mal wird die Spielplanpr&#228;sentation live am Dienstag ab 11 Uhr im Internet &#252;bertragen, wie hoch ist der finanzielle Aufwand, welche Strategie steckt dahinter?

Hieronymus: Wir sehen das als zeitgem&#228;&#223;e Dienstleistung f&#252;r die Fans, die live sehen wollen, gegen wen ihre Mannschaft wann spielt. Der Spielplan ist das zentrale Element einer Bundesliga-Saison, er gibt den Takt vor und bildet den Rahmen f&#252;r die ganz eigene Dynamik einer Spielzeit. Daf&#252;r lohnen sich die Investitionen.

Interview: Michael Ebert und Julian Franzke