Kölns Trainer Peter Stöger sah nach dem 3:0 beim FC Schalke 04 keinen Grund für personelle Wechsel. Ähnlich verhielt sich 96-Coach Michael Frontzeck. Er schickte die Elf ins Rennen, die vor der Länderspielpause beim 1:0 gegen Werder Bremen den ersten Saisonsieg in der Bundesliga eingefahren hatte. Damit vertraute Frontzeck zum dritten Mal in Folge derselben Anfangsformation.
Engagiert, aber nicht zwingend, weil zu fehlerbehaftet. So könnte man die Anfangsphase der Partie in Köln treffend bezeichnen. Die Kölner erwiesen sich dabei als aktivere Mannschaft, investierten mehr nach vorne, erlaubten sich aber viel zu viele schlechte Pässe im letzten Drittel. Die Folge war, dass klare Torchancen der Hausherren im Grunde nicht zu sehen waren. Für Raunen im weiten Rund sorgten Bittencourt (13.) und Modeste (14.), die zumindest im Ansatz vielversprechende Möglichkeiten hatten.
Der 9. Spieltag
Auf der anderen Seite war die Strategie der Niedersachsen offensichtlich: Das Feld dem Gegner überlassen und selbst über schnelle Konter Nadelstiche setzen. Erstmals ging diese Rechnung nach einer Viertelstunde auf, als Karaman aus der zweiten Reihe einen Tick zu hoch schoss. Das war die erste und zugleich letzte nennenswerte Aktion des Türken, der sich bei seinem Schuss eine Verletzung zuzog und unmittelbar danach ausgewechselt werden musste. Klaus wurde ins kalte Wasser geworfen (17.).
Am Spielverlauf änderte sich freilich nichts. Köln suchte den Weg nach vorne, entwickelte dabei aber trotz einer durchaus ansehnlichen Spielweise - der FC forcierte das Flügelspiel, spielte variabel und legte ein hohes Tempo vor - keine echte Durchschlagskraft. Mit Ausnahme eines fulminanten Risse-Schusses aus der zweiten Reihe, den Zieler entschärfte (33.), blieb es vor dem Gäste-Tor weitgehend ruhig.
Die Kölner machten zu wenig aus ihren optischen Vorteilen, die mit fortschreitender Spieldauer immer stärker zum Tragen kamen, auch weil die Hannoveraner kaum mehr für Entlastung sorgen konnten. Und trotzdem gingen die Niedersachsen mit einer Pausenführung in die Kabinen, die jedoch nicht mit rechten Dingen zustande gekommen war: Schulz hatte eine Kiyotake-Ecke von rechts per Kopf an den zweiten Pfosten zu Andreasen verlängert, der den Ball mit dem rechten Arm über die Linie drückte.
Köln macht mehr Druck, doch Hannover verteidigt clever
Vergeblich: FC-Schlussmann Horn reklamiert umsonst, die 96er jubeln. Getty Images
Eindeutig ein irregulärer Treffer, den Schiedsrichter Bastian Dankert aber dennoch anerkannte. Vom Dänen, der ohne zu jubeln nach dem Tor sofort zu seinem Trainer rannte und mit diesem ein paar Worte wechselte, war es gewiss nicht die feine englische Art - immerhin hätte er die Chance gehabt, wie einst Marius Ebbers am 10. April 2011 , dem Schiedsrichter sein Fehlerverhalten zu beichten. Das tat er nicht, sodass die Roten mit einer glücklichen und unverdienten Führung in die Kabine gingen.
Die Pause tat vor allem den Gästen gut, die nach Wiederanpfiff einen deutlich besseren Eindruck machten. Die Roten, bei denen Sakai rechts hinten für den überforderten Sorg gekommen war, zeigten nämlich mehr Präsenz in den Zweikämpfen und entpuppten sich auf einmal als absolut ebenbürtiger Gegner. Stöger sah sich zum Handeln gezwungen und erhöhte nach rund einer Stunde mit den Hereinahmen von Jojic und Zoller, die für Gerhardt und Olkowski kamen, das Risiko.
Die Geißböcke erhöhten die Schlagzahl und kamen auch zu nennenswerten Abschlüssen - nur stellte sich 96-Schlussmann Zieler nun dem Kölner Wunsch nach dem Ausgleich entschieden in den Weg: Der Weltmeister parierte gut gegen Modeste (65.), Jojic (68.) und dann auch noch gegen den später ebenfalls eingewechselten Hosiner (76.). Das Bemühen war den Kölnern nicht abzusprechen, nur fehlte das Quäntchen Glück. So scheiterte Modeste erneut per Kopf am starken Zieler (86.), während Sörensens Kopfball aus fünf Metern haarscharf über die Latte segelte (87.). Kurz darauf war schließlich die erste Heimniederlage der Kölner nach fast einem Jahr besiegelt.
Beide Mannschaften sind am kommenden Spieltag samstags gefordert: Köln muss dann beim FC Bayern München antreten, Hannover empfängt zur gleichen Zeit die Frankfurter Eintracht. Anpfiff ist jeweils um 15.30 Uhr.