3. Liga

Klatt: "Da reichen keine E-Mails oder Absichtserklärungen"

Interview mit dem Finanzchef zur Lage auf dem Betzenberg

Klatt: "Da reichen keine E-Mails oder Absichtserklärungen"

Kaufmännischer Geschäftsführer beim 1. FC Kaiserslautern: Michael Klatt.

Kaufmännischer Geschäftsführer beim 1. FC Kaiserslautern: Michael Klatt. imago images

Rund um den FCK ging es in den vergangenen Tagen erneut turbulent zu. In einer offiziellen Beiratssitzung der FCK-Kapitalgesellschaft am Donnerstag drehte sich schließlich alles um Investitionen in den Verein.

Das fünfköpfige Kontrollgremium musste sich angesichts der drängenden Drittliga-Lizenzierungsfrist beim DFB - bis spätestens 28. Mai muss der Fritz-Walter-Klub die Nachweise über die Erfüllung der finanziellen Auflagen und Bedingungen erbringen - entscheiden: Soll Becca oder eine erst kürzlich auf den Plan getretene regionale, bislang aus den Kaiserslauterer Unternehmern Hans Sachs und Klaus Dienes bestehende Investorengruppe der dringend benötigte Geldgeber werden?

Wüst war das Zünglein an der Waage

Nach gemeinsamen Recherchen von SWR und kicker war erneut das Gremiumsmitglied Paul Wüst das Zünglein an der Waage. Wüst hat mit dem Beiratsvorsitzenden Patrick Banf und Jochen Grotepaß die 3:2-Mehrheit pro Becca gebildet, nachdem er am vorletzten Montag noch zusammen mit Littig und Jürgen Kind den Einstieg der regionalen Gruppe favorisiert hatte. Nach der Entscheidung für das Becca Angebot trat Beirat Littig, zudem Aufsichtsratsvorsitzender des e. V., von all seinen FCK-Ämtern zurück.

Zu gegenwärtigen Lage und zum gestrigen Beiratsbeschluss sprach der kicker mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Michael Klatt.

kicker: Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis der Beiratssitzung am Donnerstag, Herr Klatt?

Klatt: Wir haben aufgrund der Lizenzierung einen sehr straffen Zeitplan. Deshalb bin ich zufrieden, dass die Gremien gestern eine Entscheidung getroffen haben.

Flavio Becca soll im ersten Schritt weiterhin dem FCK zunächst nur ein Darlehen von 2,6 Millionen Euro zur Sicherung der Lizenz zur Verfügung stellen. Ist das zutreffend?

Wir haben uns mit Herrn Becca im ersten Schritt auf ein Darlehen verständigt, welches später in Eigenkapital gewandelt werden soll. Die Frage der Unternehmensbewertung brauchen wir daher nicht unter Zeitdruck klären. Das hat sich in vergleichbaren Fällen als vorteilhaft herausgestellt.

Zudem stehen 25 Millionen Euro über fünf Jahre, die Becca als Ankerinvestor in Eigenkapital zahlen möchte, in Aussicht. Sind diese Mittel dem FCK vertraglich zugesichert?

Diese Zusage ist Bestandteil der Verträge, die derzeit finalisiert werden.

Grundsätzlich ist es wichtig, dass Ruhe und Kontinuität in den Gremien herrscht.

Es erweckte den Anschein, dass Becca schon viel früher hätte einsteigen können, wenn er auf die moralisch fragwürdige und mit der Mitgliederdemokratie kollidierende Forderung nach dem Rücktritt von Ratsmitglied Littig verzichtet hätte. Diese wurde von der Mehrheit der Fans sowie dem Ehren- und Vereinsrat abgelehnt, nun jedoch von Littig erfüllt. Wie stehen Sie zu dieser Bedingung und wie kam sie in den Verhandlungen mit Becca zustande?

Die Besetzung der Gremien war bis Ende April in unseren Gesprächen nie ein Thema. Grundsätzlich ist es allerdings wichtig, dass Ruhe und Kontinuität in den Gremien herrscht. Das sehen natürlich auch potenzielle Investoren so.

Wird Becca auch das Fritz-Walter-Stadion erwerben? Und, wenn ja, welchen Effekt hätte das für den Mieter FCK?

Hierzu kann ich nichts sagen. Der FCK hat hierzu an keinen Gesprächen teilgenommen.

Am vorletzten Montag vermittelte Littig plötzlich ein alternatives, zunächst anonymes Investorenangebot. Mit einigen Tagen Verzögerung outeten sich Hans Sachs und Klaus Dienes als Köpfe einer regionalen Gruppe. Diese wollte dem FCK im ersten Schritt drei Millionen Euro Eigenkapital und über fünf Jahre ebenfalls weitere 25 Millionen zuführen. Wie bewertete die FCK-Geschäftsführung diese in den Kennzahlen dem Becca-Angebot ähnliche Offerte?

Wir waren froh, ein zweites Angebot auf dem Tisch zu haben, wenn auch sehr spät. Das sogenannte Eckdatenpapier FCK 2.0 der regionalen Investoren beschrieb jedoch ausschließlich Investitionen in der Saison 2019/20, umfasste mithin ein Volumen von drei Millionen Euro. Erschwerend kam hinzu, dass dieses Diskussionspapier erst vor drei Tagen eingegangen ist. Mit Herrn Becca sind wir seit fünf Monaten im Austausch. Und eine für den FCK so fundamentale Entscheidung bedarf einer soliden Vorbereitung und Bewertung.

Kreditgeber Quattrex erklärte am Mittwoch, dem FCK nur im Falle einer Zusammenarbeit mit Becca weiteres, für die Lizenz nötiges Geld zu leihen. Warum?

Quattrex hatte für sich die verschiedenen Konzepte bewertet und, so mein Verständnis, die mittelfristige und strategische Ausrichtung der regionalen Investoren als nicht ausreichend belastbar bewertet.

Ich habe mir beim FCK in den letzten drei Jahren nicht nur Freunde gemacht, da wir ein hartes Restrukturierungsprogramm auf- und umgesetzt haben.

Anfang April versicherten Sie auf der Online-Kreditplattform Kapilendo, der FCK würde vor allem dank der Quattrex-Zusagen nach weiteren Krediten die Drittliga-Lizenz bekommen, sollten Fans und Gönner über die neue Betze-Anleihe und das Crowdlending bei Kapilendo dem Verein zusätzlich insgesamt zwei Millionen zur Verfügung stellen. Dieses Ziel wurde erreicht. Warum ist nun neben der Hilfe von Quattrex auch noch das Becca-Darlehen nötig für die Lizenz?

Im Rahmen der Begebung der Anleihe und des Crowdlendigs haben wir die Wirksamkeit unseres Finanzierungsplanes wöchentlich aktualisiert und hinterlegt. Mitte April waren unsere Investorengespräche noch nicht so weit fortgeschritten, dass wir mit deren Geldern planen konnten. Daher fußte unser Konzept sehr stark auf die Unterstützung unserer Fans und institutioneller Anleger. Da waren wir auf einem sehr guten Weg. Die Erstellung der Lizenzunterlagen schien zum damaligen Zeitpunkt eine lösbare Aufgabe zu werden. Wir sahen uns bereits auf der Zielgeraden. Das hat sich dann schlagartig geändert, als Anfang Mai kolportiert wurde, die Gremien stellten die Geschäftsführung in Frage. Dies hat einige Finanzpartner deutlich irritiert und Vertrauen zerstört. Im Endeffekt führte es dazu, dass einzelne Zusagen zurückgezogen wurden. Darüber haben wir die Öffentlichkeit dann auch informiert.

Die Gruppe um Sachs reichte zuletzt per E-Mail eine Absichtserklärung ein, neben den drei Millionen Eigenkapital auch die durch einen Quattrex-Ausstieg entstehende Finanzlücke von drei bis vier Millionen zur Lizenzerlangung zu schließen. Aus welchen Gründen gaben Sie dem Beirat am Donnerstag dennoch die Auskunft, nur mit dem Becca-Deal könne man zum jetzigen Zeitpunkt sicher sein, die nötigen Finanz-Nachweise bis zum 28. Mai für die Drittliga-Zulassung zu erbringen?

Der Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ist auch ein nicht zu unterschätzender, formeller Akt. Es bedarf einer Bestätigung des Wirtschaftsprüfers, dem neben rechtsverbindlichen Verträgen auch entsprechenden Liquiditätsnachweise vorzulegen sind. Da reichen keine E-Mails oder Absichtserklärungen. Und beim Becca-Deal, wie Sie ihn nennen, waren wir vertraglich bereits deutlich weiter fortgeschritten.

Sachs reichte zudem einen groben Plan ein, mit dem Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums und der Umsiedlung der Geschäftsstelle aus dem Stadion dorthin auf Sicht erhebliche Betriebskosten zu sparen. Erachten Sie das als sinnvoll und wird ein solches Vorhaben auch zusammen mit Becca angegangen?

Ich habe mir beim FCK in den letzten drei Jahren nicht nur Freunde gemacht, da wir ein hartes Restrukturierungsprogramm auf- und umgesetzt haben. Die Betriebs- und Personalkosten haben wir dabei signifikant durch schmerzhafte Einschnitte gesenkt. An diesem Thema arbeiten wir auch weiterhin mit Nachdruck.

Es ist sehr erfreulich, dass sich unsere finanziellen Möglichkeiten jetzt und auf lange Sicht deutlich verändern werden.

Bedeutet Beccas Einstieg nun die Rettung des Vereins?

Rettung ist mir ein zu großes Wort. Es ist sehr erfreulich, dass sich unsere finanziellen Möglichkeiten jetzt und auf lange Sicht deutlich verändern werden.

Abschließend: Wie geht es beim FCK nun konkret weiter in den nächsten Tagen und Wochen?

Wir arbeiten weiter mit Hochdruck daran, die erforderlichen Nachweise beizubringen, damit wir die Lizenzierung erfolgreich meistern. Zudem kann auch die sportliche Abteilung die Planung der kommenden Saison intensivieren.

Carsten Schröter-Lorenz/MK

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