3. Liga

Neuers Lehrling Ron-Thorben Hoffmann: Nummer 3 oder Liga 3?

Bayern-Youngster tourt mit den Profis durch die USA

Neuers Lehrling Ron-Thorben Hoffmann: Nummer 3 oder Liga 3?

Will groß durchstarten: Ron-Thorben Hoffmann.

Will groß durchstarten: Ron-Thorben Hoffmann. imago images

Wenn Ron-Thorben Hoffmann über die letzten Wochen der vergangenen Saison spricht, leuchten seine Augen. Schließlich hat der Torhüter mit Profivertrag bis 2021 verdammt viel erlebt. Durch die Verletzungen von Manuel Neuer und Christian Früchtl saß der 20-Jährige plötzlich siebenmal bei den Profis auf der Bank. "Ich war bei der Meisterschaft unmittelbar dabei und auch, als Legenden wie Ribery und Robben, die ich früher vor dem Fernseher oder im Stadion bejubelt habe, verabschiedet wurden. Das war ein toller Höhepunkt."

Aber auch einer, der getoppt wurde. "Die Aufstiegsspiele waren das größte Highlight, vor so einer Kulisse mit diesem Druck", blickt er auf die beiden Partien gegen Wolfsburg II zurück, in denen den kleinen Bayern mit Hoffmann der Aufstieg in die 3. Liga glückte. "Das hilft brutal. Von solchen Spielen und Erinnerungen zehrst du dein ganzes Leben", sagt Hoffmann.

Früchtl vs. Hoffmann: Wer wird dritter Torwart, wer spielt in der dritten Liga?

In der neuen Saison wird sich Hoffmann mit dem knapp ein Jahr jüngeren Früchtl um die Nummer 3 hinter Neuer und Sven Ulreich balgen. Einer komplettiert das Trio bei den Profis, einer spielt 3. Liga, so könnte die Arbeitsaufteilung Wochenende für Wochenende aussehen. "Zwischen Christian und mir ist es ein Konkurrenzkampf. Von Manu und Ulle können wir noch sehr viel lernen", so Hoffmann.

Hoffmann tourt aktuell als Nummer 3 mit den Profis in den USA, Früchtl wird dafür wohl am Samstag beim Saisonstart in Würzburg das Bayern-Tor hüten. Auf die Herausforderung in der neuen Liga freut sich auch Hoffmann. "Da ist jedes Spiel wie die Relegation gegen Wolfsburg, körperlich sind alle weiter als in der Regionalliga, abgezockter. 3. Liga zu spielen ist cool. Jetzt müssen wir das beschützen, wertvoll damit umgehen und es nicht wieder weggeben." Sein persönliches Ziel: "Ich kann mich brutal weiterentwickeln, in den Spielen lerne ich am meisten."

Wer sich mit Hoffmann unterhält, erlebt einen für sein Alter sehr reif wirkenden jungen Mann, der genau weiß, was und wohin er will. Beim Blick auf die Biografie verwundert das nicht. Hoffmann begann als Vierjähriger bei Hansa Rostock als Verteidiger. Dem Umzug der Eltern nach Berlin folgte der Wechsel zu Hertha BSC und ins Tor. Mit 14 erlag er dem Lockruf von RB Leipzig, rückblickend sagt er: "Der Schritt vom Zuhause ins Internat nach Leipzig war extrem schwer. Aber es hat sich gelohnt." Er bleibt zwei Jahre, dann erfüllt sich der Traum vom FC Bayern, in dessen Bettwäsche er schon als Kind schlief.

Weltmeister und Lehrling - Manuel Neuer und Ron-Thorben Hoffmann

Über die U 17 und U 19 ist Hoffmann nun im Dunstkreis der Profis gelandet und darf mit Manuel Neuer arbeiten. "Manu ist ein super Mensch, aber vor allem ein absolut geiler Torwart. Man kann von ihm so viel lernen, sportlich wie menschlich. Er hat selbst im Training keinen Bock, dass mal ein Ball ins Tor geht. Das zeichnet ihn aus", sagt Hoffmann und beschreibt die Zusammenarbeit im Detail: "Er lobt, wenn ich einen Ball gut gehalten oder eine Situation fußballerisch gut gelöst habe. Er sagt aber auch, was man besser machen kann. Er ist ein sehr guter Ansprechpartner, das hätte ich nicht gedacht, als ich hierhergekommen bin. Ich dachte, er wäre sehr individuell und auf sich fokussiert, aber das kann man so überhaupt nicht sagen."

Hoffmanns Ziel ist, irgendwann Stammtorwart in der Bundesliga oder im Ausland zu sein. Spanien würde ihn reizen, die Sprache beherrscht er ebenso wie Englisch und Französisch. Dass es bei Bayern sehr schwer wird, sich als Neuer-Erbe durchzusetzen, ist ihm bewusst. Er lebt aber im Hier und Jetzt und schätzt die Top-Bedingungen. Trotz konkreter Angebote für eine Leihe entschied er sich daher zum Bleiben, die Kombination aus Training mit den Besten und Spielpraxis in der 3. Liga hält er vorerst für optimal. "Der Weg, den ich gehe, ist sehr gut und vernünftig. Da ist auch noch genügend Luft nach oben", sagt er mit Überzeugung.

Unter der Anleitung seiner Torwarttrainer Walter Junghans, Tom Starke und Toni Tapalovic habe er sich im Eins-gegen-eins ebenso gesteigert wie auf der Linie, Verbesserungspotenzial sieht er in der Raumverteidigung. "Ich bin eher ein Torwart, der die Offensivverteidigung mag, also Fußball spielen möchte." Am 3. Spieltag wartet auf Hoffmann der nächste Höhepunkt: das Auswärtsspiel bei Hansa Rostock. Dort, wo er als kleiner Junge im Stadion stand. Und davon träumte, die Meisterschale in die Höhe zu recken. Das ist mittlerweile Realität geworden.

Frank Linkesch

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