Die Reaktionen der Anhänger waren gleichermaßen versöhnlich wie erstaunlich. Aus Angst vor Pfiffen und Verschmähungen hatten die Verantwortlichen die obligatorische Verabschiedung der scheidenden Spieler abgesagt, doch am Ende gab es warmen Applaus der 51.147 Zuschauer - weil das 3:0 gegen Duisburg zwar nicht die Saison geraderückte, aber die von Hannes Wolf drastisch verjüngte Mannschaft zumindest um ein wenig Wiedergutmachung bemüht war. "Es ist ein versöhnliches Ende", sagt der scheidende Coach, "aber wir können nichts wettmachen."
Wolf verabschiedet sich stilvoll aus der Hansestadt. "Es geht hier nicht um meine Befindlichkeiten. Das Schwerste ist, zu akzeptieren, wie wir in den zurückliegenden Wochen Fußball gespielt haben, dass wir unsere Ziele verfehlt haben. Das nagt an mir." Wer mit dem 38-Jährigen gehen wird, ist offen: Lewis Holtby, Pierre-Michel Lasogga, Hee-Chan Hwang, Orel Mangala und Fiete Arp stehen fest, Leih-Verteidiger Leo Lacroix wird wohl nicht aus St. Etienne verpflichtet und ebenfalls gehen.
Douglas Santos: "Für mich ist es hier zu Ende"
Auch Douglas Santos kündigte nach der Partie seinen Abschied an: "Für mich ist es hier zu Ende. Ich hätte dem HSV gern mehr gegeben." Der Brasilianer hatte schon im vergangenen Sommer lukrative Offerten, eine ganz konkrete von Schalke 04, wurde aber von den Bossen für "unverkäuflich" erklärt und mit diesem Agreement besänftigt: Gibt es 2019 wieder Angebote, darf er weg. Zumal der HSV auch auf Erlöse angewiesen ist und diese am ehesten mit dem Linksverteidiger erzielen kann. Wolf sagt zum Abschied: "Douglas ist ein großartiger Fußballer und ein toller, verlässlicher Profi. Ich traue ihm alles zu." Verbürgt ist das Interesse von Bayer Leverkusen. Weitere Verkaufskandidaten sind Gotoku Sakai, der an einem im Zeichen der Versöhnung stehenden Sonntagnachmittag als einziger HSV-Profi bei seiner späten Einwechslung bittere, gellende Pfiffe bekam, und auch Julian Pollersbeck, der in der Rückrunde weit hinter den Erwartungen zurück geblieben ist.
Ich brauche diesen Tapetenwechsel.
Fiete Arp über seinen Sommer-Wechsel
Der Umbruch wird gravierend ausfallen. Der Bald-Münchner Arp sagte nach seinem Abschiedstor, was er "seinem" HSV wünscht: "Ich hoffe, dass das Gefühl, was ich für diesen Verein in mir trage, künftig mehr HSV-Spieler in sich haben, denn es war in der Vergangenheit leider nicht so oft der Fall, dass jeder Spieler den HSV gelebt hat." Dass sein Abschied Richtung München bereits diesen und nicht erst im nächsten Sommer vollzogen wird, bestätigt der 19-Jährige erstmals selbst: "Ich brauche diesen Tapetenwechsel. Und ich bin dankbar, dass ich mit diesem Moment des Tores gehen kann." Es war der Schlussakt unter einen versöhnlichen Nachmittag, dem einmal mehr ein Umbruch in Hamburg folgen wird.