Bundesliga

Stürmer nimmt sich und die Mannschaft in die Kritik: Leverkusens Kevin Volland und die fehlenden Prozente

Stürmer nimmt sich und die Mannschaft in die Kritik

Volland und die fehlenden Prozente

Bayer-Kapitän Kevin Volland sprach nach der Pleite gegen Leipzig die Schwierigkeiten Leverkusens an.

Bayer-Kapitän Kevin Volland sprach nach der Pleite gegen Leipzig die Schwierigkeiten Leverkusens an. picture alliance

Es war das dritte Duell mit einem direkten Kontrahenten in Folge. Und zum dritten Mal verlor Bayer 04 die Partie. Die Werkself hat sich unter Peter Bosz ihre erste Krise genommen, in drei Partien elf Gegentreffer geschluckt, mit Werder Bremen und 1899 Hoffenheim zwei fast schon abgeschlagene Kontrahenten wieder ins Rennen um die internationalen Startplätze geholt und mit RB Leipzig den Tabellendritten nach der 2:4-Niederlage nur noch mit dem Fernglas in Sichtweite.

Doch die Königsklasse ist nach drei Nullrunden ohnehin abgehakt. "Die Champions League zu erreichen, ist jetzt fast unmöglich", stellte Doppeltorschütze Kai Havertz angesichts von nun zehn Zählern Rückstand auf Rang 4 fest. Vielmehr muss Bayer nun sogar wieder ernsthaft um die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb bangen mit drei Punkten Rückstand auf Platz 6.

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Volland: "Europa League muss immer noch das Ziel sein

Zittern um die Europa League statt Hoffen auf die Königsklasse. Kevin Volland schätzt die Situation als "schwierig" ein. "Die Europa League muss immer noch das Ziel sein. Und das ist auch absolut realistisch", erklärt der Mittelstürmer im Brustton der Überzeugung. Doch der 26-Jährige hat auch die Schwierigkeiten der Bosz-Elf erkannt. "Wir müssen, das ist immer dasselbe Problem, über 90 Minuten konstant sein und den Sack vielleicht auch mal zumachen oder dem Spiel eine Richtung geben wie ich mit meinem möglichen 2:0."

Volland, von Julian Brandt hervorragend freigespielt, verpasste aber diese Zwei-Tore-Führung unmittelbar vor dem Leipziger 1:1 genauso wie später nochmal nach Leon Baileys Vorarbeit das 3:1. "Wir müssen das 2:0 machen und im Gegenzug fällt das 1:1", monierte auch Bosz, der Leverkusens Tief mit zwei Dingen begründete: "Das hat mit den Gegentoren zu tun, aber auch mit unserer Chancenverwertung."

Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen - RB Leipzig

Und damit, dass Boszs Ansatz nur dann erfolgreich funktioniert, wenn nahezu alle Faktoren stimmen im Bayer-Spiel. "Die erste Halbzeit waren wir auf dem Gas, in der zweiten Hälfte fehlen uns dann wieder ein paar Prozent. Erste Halbzeit waren es 100 Prozent, zweite nur 98. Genau das, was wir nicht wollten", erklärte Volland. Der Angreifer sieht die Verkettung fehlerhafter Abläufe. Volland über Bayers Probleme nach der Leipziger Systemumstellung zur Pause: "Das fängt schon vorne an: Wir laufen vorne schlecht an in der zweiten Halbzeit, das Mittelfeld steht zwischen den Stühlen und für die Verteidiger wird es dann schwer. Und wir werden immer knallhart bestraft." Havertz bekräftigt Vollands Einschätzung vom Leistungsabfall: "Wir haben es in der zweiten Hälfte einfach nicht gut gemacht. Nach Ballverlust sind wir nicht 100-prozentig ins Gegenpressing gegangen, schalten nicht zu 100 Prozent um."

Doch dass wenige Prozente, die man nachlässt, über Sieg und Niederlage entscheiden, ist eine altbekannte Weisheit. Die bei Boszs sensiblen Spielansatz noch viel schneller bestätigt wird als bei anderen, nicht so riskanten. Die Leipziger Idee, nach der Pause vermehrt und in Überzahl über die Flügel zum Erfolg zu kommen, ging auf. Auch weil Bayer – weder die Mannschaft noch Bosz – rechtzeitig eine Lösung fand. Volland nimmt sich und die anderen Profis in die Pflicht, wenn er sagt: "Wir müssen das einfach als Mannschaft auf dem Platz erkennen und regeln. Dass wir da nicht immer ins offenen Messer laufen."

Weiser: "Die Entscheidung kann ich nicht begreifen"

In Stuttgart muss eine Antwort folgen. Damit man in Leverkusen nächste Saison den Europapokal nicht aus der Zuschauerperspektive verfolgt. Wie man das Minimalziel Europa League am besten erreicht, ist für Mitchell Weiser klar, der einen von beiden Mannschaften und beiden Trainern als unberechtigt deklarierten Strafstoß verursachte. Der Rechtsverteidiger ("Wenn das Hand ist, ist halt alles Hand. Die Entscheidung kann ich nicht begreifen.") plädiert dafür, jegliche Planspiele einzustellen: "Am besten ist es, mit der ganzen Rechnerei aufzuhören und von Spiel zu Spiel zu schauen, sich auf jedes Spiel zu 100 Prozent konzentrieren." Denn noch ist der Glaube an die eigene Stärke nicht erschüttert. So erklärt Weiser: "Wir haben eigentlich so viel Qualität, dass wir alle sechs Spiele gewinnen müssen." Vorausgesetzt, nahezu alle Abläufe stimmen.

Stephan von Nocks