Bundesliga

Valentini kritisch: "Diesen Fußball gibt es so nicht mehr"

Nürnberger blickt zurück

Valentini kritisch: "Diesen Fußball gibt es so nicht mehr"

Ruht in sich: Enrico Valentini.

Ruht in sich: Enrico Valentini. imago

Aus Nürnbergs Trainingslager in Benahavis berichtet Frank Linkesch

Bei einem Blick auf die Ursachen der Nürnberger Hinrunden-Misere kommt man nicht an der Ausfallliste wichtiger Spieler vorbei. Kapitän Hanno Behrens, Torwart Christian Mathenia, Ewerton, Eduard Löwen, Mikael Ishak. Sie alle fehlten, der eine kürzer, der andere länger. Und natürlich Enrico Valentini. Einen Sehnenanriss im Oberschenkel setzte den Rechtsverteidiger ab Ende Oktober außer Gefecht, sodass nur sieben Einsätze in seiner Statistik stehen. Ein herber Verlust an Persönlichkeit und Gefährlichkeit bei Standards, auch wenn Trainer Michael Köllner - wie in diesen Tagen bei allen Spielern - sehr differenziert und kritisch analysiert. "Enrico ist gut in die Saison gekommen, hatte dann aber seine Mühen und war in dem ein oder anderen Spiel für den Moment überfordert." Das freilich trifft auf fast jeden Akteur zu, siehe das 0:7 in Dortmund oder das 0:6 in Leipzig. Und natürlich weiß Köllner trotzdem, was er an Valentini hat bzw. lange Zeit nicht hatte, Stichwort Persönlichkeit, Stichwort Standards. "Schade, dass er so lange gefehlt hat und umso schöner, dass er wieder da ist."

Comeback gegen Hertha?

Der in Nürnberg geborene Italiener blickt reflektiert auf das vergangene Halbjahr zurück, auf Köllners Einschätzung ebenso: "Ich fand, ich habe sehr gut in die Saison reingefunden. Danach hatten wir alle unsere Probleme. Von daher hat der Trainer mit seiner sportlichen Einschätzung Recht. Was er über meine Persönlichkeit sagt, freut mich natürlich, ich habe einen guten Draht zu ihm." Ob er schon zum Rückrundenauftakt am 20. Januar mit Valentini plant, ließ Köllner am Sonntag offen. Der Spieler sagt: "Bei hundert Prozent bin ich noch nicht, hoffe aber, dass es bis zum Spiel gegen Hertha soweit ist." Einen ersten Belastungstest hat er am Montag gegen den niederländischen Erstligisten PEC Zwolle, in dem Köllner keinen Akteur länger als 45 Minuten einsetzen möchte.

Wichtiger Standardspezialist

Ist Valentini voll fit, dürfte allein schon wegen seiner Stärke bei ruhenden Bällen kein Weg an ihm vorbeiführen. "Ich schieße Standards seit meiner Kindheit, meine Vorbilder waren Roberto Baggio und Allesandro del Piero", erzählt er. Geheimnis für die Stärke habe er keines, Übung macht in diesem Fall den Meister. Und für eine Mannschaft, die sich extrem schwertut, Tore aus dem Spiel heraus zu erzielen, kommt es umso mehr auf Treffer nach Ecken oder Freistößen an.

Den Fußball, in den ich mich verliebt habe, gibt es so nicht mehr.

Mit 29 glückte Valentini erst der Sprung in die Bundesliga, er kämpfte sich über die zweite Mannschaft des Clubs, den VfR Aalen und den Karlsruher SC ganz nach oben, Liga für Liga. Dass er am 20. Februar sein drittes Lebensjahrzehnt vollendet, ficht ihn nicht an. "Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und vertraue auf das, was Gott für mich vorgesehen hat. Ich definiere mich nicht darüber, ob ich Bundesliga spiele oder nicht", erzählt er während der Mittagspause in Benahavis. Keine Frage: Der Mann ruht in sich, nicht die schlechteste Voraussetzung für den Kampf um den Klassenerhalt. Dabei sieht Valentini das Profigeschäft samt immer höherer Geldsummen durchaus kritisch. "Den Fußball, in den ich mich verliebt habe, gibt es so nicht mehr." Auf sein Comeback freut er sich trotzdem.

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