Schalke 04 hat den Champions-League-Gruppensieg durch einen uninspirierten Auftritt beim FC Porto leichtfertig vergeben. Rund 5000 Fans hatten die Mannschaft im Drachenstadion an der Atlantikküste unterstützt und sich schon vor dem Anpfiff über den vorzeitigen Achtelfinal-Einzug gefreut (Lok Moskau schlug Galatasaray mit 2:0), nach dem Abpfiff reagierte die Anhängerschaft aber durchaus mürrisch.
"Sie nehmen einen langen Weg auf sich", sagte Mittelfeldspieler Alessandro Schöpf und bemängelte das eher zögerliche Verhalten des Teams, als es darum ging, sich erkenntlich zu zeigen: "Da kann man danach zu unseren Fans gehen und sich in der Kurve bedanken. Das hat etwas mit Respekt zu tun." Schöpf zeigte Verständnis dafür, dass zumindest Teile der Fans "zum Schluss gepfiffen haben".
Sicherlich waren die vielen Fans, die sich tagsüber bei strahlendem Sonnenschein bestens gelaunt in der pittoresken Innenstadt auf das Spiel eingestimmt und am Abend den Oberrang der Gegengerade fest im Griff hatten, aber auch sauer wegen der laschen Leistung der Schalker. Zwar versuchten Spieler und Bosse anschließend, die erste Hälfte in ein schöneres Licht zu rücken - Sportvorstand Christian Heidel etwa sagte in Anspielung auf die von Ralf Fährmann stark parierten Bälle von Danilo Pereira (15.) und Moussa Marega (19.), dass Porto "bis auf zwei Schüsse, die spektakulär ausgesehen haben", kaum Torgefahr ausgestrahlt habe. Doch bei genauerer Betrachtung war auch die Darbietung vor der Pause nicht champions-league-reif.
Schalke verharrte in ständiger Bedrängnis
So gab Schalke in den ersten 45 Minuten keinen einzigen Torschuss ab, zudem zeigte die zunächst gewählte 3-5-2-Formation mit Yevhen Konoplyanka als Achter neben Nabil Bentaleb nicht die gewünschte Wirkung (Umstellung später auf 3-4-3), und das Verhältnis der angekommenen Pässe vor der Pause spricht Bände: Porto 203, Schalke 99. Die Königsblauen waren größtenteils damit beschäftigt, den portugiesischen Meister vom Tor wegzuhalten, doch nicht zuletzt durch Danilo Pereiras Hang zu Gewaltschüssen aus der zweiten Reihe verharrte Schalke in ständiger Bedrängnis. Im zweiten Durchgang brach sich Portos Überlegenheit dann Bahn.
"Wir wollen es wieder besser machen, damit es keinen Grund zum Pfeifen gibt", stimmte Heidel versöhnliche Töne an, ehe er die vorzeitige Qualifikation für das Achtelfinale in den Mittelpunkt rückte. "Das Weiterkommen ist das Ergebnis aus fünf Gruppenspielen", sagte der Manager. Zum Gruppenfinale kommt Lok Moskau am 11. Dezember nach Gelsenkirchen. Die Russen können sich im Fernduell mit Galatasaray noch für die Europa League qualifizieren, Schalke 04 hingegen wird nicht nur um 2,7 Millionen Euro Siegprämie spielen, sondern auch darum bemüht sein müssen, die Fans für die enttäuschende Leistung in Porto zu entschädigen.