Denn Mathenias Freundin ist hochschwanger, der Geburtstermin ihrer ersten gemeinsamen Tochter soll der Donnerstag sein. Sagen die Ärzte, ohne wie in solchen Fällen üblich den exakten Zeitpunkt bestimmen zu können.
Für den Torhüter bedeutet das, dass er sein Mobilphone ständig im Blick hat - auch in der Mannschaftskabine und damit dort, wo es für ihn eigentlich verboten ist. Wer gegen diesen von der Mannschaft selbst auferlegten Verzicht verstößt, wird zur Kasse gebeten. So gesehen trifft es sich für den Geldbeutel des Keepers prima, dass er auch Kassenwart ist. Und in dieser Funktion drückt er bei sich selbst nun ein Auge zu, wie er grinsend erläutert. Gut, sobald seine Tochter auf der Welt ist, wird er ohnehin nicht darum herumkommen, seinen Kollegen etwas auszugeben. Doch bis es soweit ist, sitzt er erst mal auf den oft zitierten heißen Kohlen - nur auf dem Trainingsplatz hat er sein Telefon nicht in Griffweite, wäre beim Hechten und Parieren irgendwie hinderlich. Doch auch da hat er vorgesorgt, seine Freundin würde, wenn es bei ihr losgeht, den Physiotherapeuten anrufen, und Mathenia dann vom Training sofort nach Hause stürmen.
Alles geregelt also, nur für den Fall, dass sich seine Freundin bis zum Montagabend Zeit lassen würde, gibt es keinen Plan B. Deswegen greift sein Plan A: "Das wird nicht passieren, ich werde das Spiel gegen den HSV nicht verpassen", sagt Mathenia.
1:0 in Dresden - "das sind die geilsten Siege"
Apropos Plan A. Hätte er das Drehbuch für die Partie in Dresden schreiben können, wäre es exakt so ausgefallen, wie das Spiel verlief. Er selbst bekam einiges zu tun, konnte sich mehrmals so auszeichnen, dass er im kicker zum Spieler des Spieltags gekürt wurde, behielt dennoch seine weiße Weste und durfte am Ende mit seiner Mannschaft einen hart erkämpften Dreier bejubeln. Torhüterherz, was willst du mehr? Mathenia sieht es ebenso: "Das sind die geilsten Siege." Allerdings betont er auch, dass seine Mannschaft, Sieg hin oder her, in allen Bereichen noch Steigerungspotenzial hat. "Da lügen wir uns nicht in die eigene Tasche", betont er. Im Spiel nach vorne ist dies mehr der Fall, in der Defensivarbeit weniger, denn da hebt er schon mal den Daumen: "Die Grundordnung war schon mal richtig gut, da brauchte ich mir wenig Sorgen machen. Aber auch da müssen und werden wir auch noch zulegen."
Dies wiederum würde, wenn es so eintritt, Konsequenzen für ihn haben. Da seine Vorderleute bereits gegen Dresden nicht allzu viel zuließen, würde eine Steigerung zwangsläufig einen nahezu beschäftigungslosen Torhüter nach sich ziehen. "Der Trainer würde sich sehr freuen zu gewinnen, ohne eine Chance zu zulassen. Aber ich?", fragt er verschmitzt lächelnd, um sich zugleich selbst zu antworten: "Ich natürlich auch, denn nur der Erfolg zählt." Und den strebt er selbstredend auch am Montag an: "Der HSV ist klasse besetzt, hatte aber auch so seine Probleme. Das wird ein tolles Spiel, indem wir uns gute Chancen ausrechnen."
