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Fahrbericht Mazda 3: Gut in Form

Skyactiv-G 2.0 M Hybrid - Viel Ausstattung fürs Geld

Fahrbericht Mazda 3: Gut in Form

Dresscode sportlich: Im Lebensraum von VW & Co. ist der Mazda 3 ein Hingucker.

Dresscode sportlich: Im Lebensraum von VW & Co. ist der Mazda 3 ein Hingucker. Hersteller

Wie er aussieht: Fabelhaft. Wie eine Antipode zum ultrasachlichen VW Golf. Auch der 4,46 Meter lange Mazda 3 setzt auf Schnörkellosigkeit, doch er tut dies auf dezidiert sportliche Art. Lange Schnauze - tief herabgezogen und mit serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfern versehen -, breite C-Säule, knackig-kurzes Heck und eine kühn abfallende Dachlinie: So sehen normalerweise Sportwagen aus!

Wie er eingerichtet ist: Sehr wertig, sehr modern. Und garniert mit einer überraschend umfangreicher Ausstattung. Beim 3er verfolgt Mazda die durchaus mutige Politik, das Basismodell nicht mit einem kosmetisch geschönten Preis zu versehen, es dafür aber weitgehend komplett zu bestücken. Und so ist das Head-up-Display ebenso obligatorisch wie die Smartphone-Anbindung via Apple CarPlay bzw. Android Auto, das Navi und das Audiosystem mit Digitalradio und acht Lautsprechern.

Wie er mit sich umgehen lässt: Digitalisiert zeigt sich das Cockpit nur teilweise, ergänzend zu den drei Rundinstrumenten hinterm Lenkrad übermittelt aber ein 8,8-Zoll-Monitor auf dem Armaturenträger vielerlei Botschaften. Interessanterweise handelt es sich dabei nicht um einen berührungssensitiven Bildschirm, das gestattet denn auch eine Positionierung außerhalb der üblichen Touch-Reichweite. Man tippt also nicht, sondern dreht und drückt sich über einen runden Regler auf der Mittelkonsole durch die logisch aufgebaute Menüführung - BMW lässt grüßen. Funktional und durchdacht wirkt diese Reduzierung auf das Wesentliche. Alternativ lässt der 3er mit sich reden, denn auch die Sprachsteuerung gehört zu den Möglichkeiten des serienmäßigen Konnektivitätssystems "Mazda Connect", ebenso wie eine Vorlesefunktion.

Mazda 3 Cockpit

Berühren erlaubt, aber wirkungslos: Der 8,8-Zoll-Bildschirm ist kein Touchscreen, er wird über einen Dreh-Drück-Steller angesteuert. Hersteller

Wie viel Platz er hat: Das kommt drauf an, wo man sitzt. Der vordere Lebensraum fällt durchaus kommod aus, alles gut hier. Dem Fond hingegen ist was dunkel Höhlenartiges zuzuschreiben, die schmalen Seitenscheiben und die breite C-Säule begrenzen die Lichtzufuhr, die an sich schicke Dachschräge lässt nur wenig Luft überm Scheitel. Und auch der Kofferraum fällt mit 351 bis 1026 Litern nicht übermäßig üppig aus. Zum Vergleich: Der rund zwanzig Zentimeter kürzere Golf bietet 380 Liter auf.

Was ihn antreibt: Andere Hersteller betreiben das angesagte Downsizing, setzen also auf hubraumkleine Turbos mit reduzierter Zylinderzahl. Mazda hingegen lässt dem "Skyactiv G" vier Zylinder und betreibt ihn als Sauger. Dafür ergreifen die Japaner mit hoher Verdichtung (13,0:1), Zylinderabschaltung und einem Mildhybrid-System innermotorische Sparmaßnahmen. Mildhybrid heißt, dass der 3er nicht an der Steckdose aufzuladen ist, sein Zweiliter-Benziner jedoch Unterstützung von einem 24-Volt-Startergenerator erfährt. Insgesamt ergibt sich eine Leistung von 90 kW (122 PS).

Das Mildhybridsystem arbeitet ebenso unauffällig wie die Zylinderabschaltung, auch die Start-Stopp-Automatik (i-stop) weckt den 3er schön sanft aus seiner Ruhepause an der Ampel.

Bereits dem Datenblatt ist zu entnehmen, dass das maximale Drehmoment von 213 Nm erst bei 4000 Touren anliegt. Die theoretische Schlussfolgerung bestätigt sich in der Praxis: Schaltfaules und elastisches Touren ist mit dem Skyactiv-G eher nicht zu machen, hellwach hält ihn nur, wer gerne mit der Sechsgang-Schaltung hantiert. Weil sich der Schaltknauf schön knackig und exakt durch die Kulisse führen lässt, gerät dies dem 3er aber nicht unbedingt zum Nachteil. Immerhin nimmt er ebenso willig wie spontan Gas an und spurt dann wie am Schnürchen aufs Spitzentempo, das - 197 km/h - aber unterhalb der 200-km/h-Marke bleibt. Großes Lob dafür, wie leise der Mazda agiert.

Wie er sich fährt: So sportlich, wie er aussieht. Mazdas Kompakter erweist sich als fahraktives Kerlchen, sicher liegt er auf der Straße und bewältigt Kurven mit ambitionierter Leichtfüßigkeit, wobei die serienmäßige Fahrdynamikregelung "G-Vectoring" ebenso tatkräftig unterstützt wie die präzise Lenkung. Auf der anderen Seite gilt es zu tolerieren, dass Fahrkomfort nicht die starke Seite des 3ers ist - Unebenheiten dürfte er gerne lässiger austarieren.

Mazda 3

Macht Spaß auf der Straße: Der Mazda 3 setzt fahrtechnisch auf Sportlichkeit, dabei kommt der Komfort etwas zu kurz. Hersteller

Was er verbraucht: Nach WLTP-Norm 6,2 bis 6,3 l/100 km, in unseren Händen durchschnittlich 6,8 l/100 km. Das geht in Ordnung. Einen Ottopartikelfilter (OPF) benötigt der Skyactiv-G übrigens nicht, er erreicht auch so die Abgasnorm Euro 6d-Temp.

Was er bietet: Serienmäßig, wie schon erwähnt, eine ganze Menge. Aus dem Reich der Assistenzsysteme addieren sich noch Licht- und Regensensor, Einparkhilfe hinten, Ausparkhilfe, Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Spurwechselassistent, Verkehrszeichenerkennung sowie ein Adaptiv-Tempomat mit Stauassistenzfunktion hinzu. Das empfehlenswerte "Selection"-Level stellt unter anderem ein schlüsselloses Zugangssystem, Klimaautomatik, Lenkrad- und Sitzheizung sowie eine Rückfahrkamera bereit, zu der wir dringend raten, denn die Sicht nach hinten gestaltet sich miserabel.

Eine Empfehlung ist auch das i-Activsense-Paket (1200 Euro), zu dem neben einem 360-Grad-Monitor eine Frontüberwachung, eine Ausparkhilfe mit Bremsfunktion sowie eine erweiterte Stauassistenzfunktion gehören. Und als Bestandteil des Design-Pakets (1500 Euro) gibt es ein Matrix-LED-Lichtsystem. Gegen Aufpreis (2000 Euro) nimmt eine Automatik die Schaltarbeit ab.

Was er kostet: Ab 23.290 Euro, als "Selection" ab 24.590 Euro.

Was wir meinen: Der Mazda 3 ist ein ungemein schöner, fünftüriger Kompaktwagen, der auch fahrtechnisch auf Sportlichkeit setzt. Dafür bleibt der Komfort etwas auf der Strecke, auch, weil man im Fond nicht wirklich bequem reist. Vollends überzeugen kann das Preis-Leistungs-Verhältnis: Zu fairen Konditionen bietet schon das Basismodell nahezu Vollausstattung auf.

Ulla Ellmer

Die Daten des Mazda 3 Skyactiv-G 2.0 M Hybrid

Hubraum 1998 ccm, Zylinder 4, Leistung 90 kW/122 PS bei 6000/min, max. Drehmoment 213 Nm bei 4000/min, Spitze 201 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 10,4 sec, Normverbrauch WLTP 6,2 - 6,3 l S pro 100 km, Testverbrauch 6,8 l S/100 km, CO2-Emission 139 - 142 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,46 m, Breite 1,80 m ohne, 2,03 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,44 m, Kofferraum 351 bis 1026 l, Tank 51 l, Leergewicht 1350 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1869 kg, Zuladung 594 kg, Anhängelast 1300 kg (gebremst), 600 kg (ungebremst). Sechsgang-Schaltung, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 16 (KH), 23 (VK), 27 (TK). Preis ab 23.290 Euro.

Mazda 3 Skyactiv G M Hybrid: So sportlich, wie er aussieht?