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Neue Normen

Von WLTP bis Euro 6d Temp

Neue Normen

Schadstoffmessung mit PEMS-Anbau: Das Prüffahrzeug ist mit einem kofferähnlichen Anbau ausgestattet.

Schadstoffmessung mit PEMS-Anbau: Das Prüffahrzeug ist mit einem kofferähnlichen Anbau ausgestattet. VW

WLTP statt NEFZ – warum?

Weil sich die beim bisherigen Messverfahren NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) ermittelten Verbrauchswerte oft stark von denen der Wirklichkeit unterschieden haben. WLTP (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) soll jetzt realitätsnähere Ergebnisse erbringen.

WLTP – was heißt das?

WLTP gilt seit dem 1. September 2017 für neue Fahrzeugtypen und ab 1. September 2018 für alle Neuwagen. Wie beim NEFZ findet die WLTP-Messung auf dem Prüfstand statt. Grundlage sind reale Fahrdaten aus 14 Ländern. Im Unterschied zum NEFZ sind die simulierte Strecke (23 statt 11 km) und die Fahrtdauer (30 statt 20 min) länger, die Zeit, während der das Fahrzeug steht, hingegen kürzer (13 statt 25 Prozent). Das Tempo erhöht sich (Schnitt 46,6 statt 34 km/h). Sonderausstattungen werden berücksichtigt. Die Klimaanlage bleibt jedoch aus.

RDE – und worum geht es da?

RDE steht für Real Driving Emissions. Hier wird der Schadstoffausstoß (Kohlenmonoxid, Stickoxide, Kohlenwasserstoffe, Rußpartikel) auf der Straße gemessen. Das Prüffahrzeug wird dazu mit einem kofferähnlichen Anbau (PEMS, Portable Emissions Measurement System) ausgestattet. Damit nicht geschummelt wird, sitzt auch ein Prüfer von Organisationen wie TÜV oder Dekra am Steuer. Die Strecke kann er frei wählen, muss dabei aber Vorgaben bei Stadt-, Land- und Autobahnanteil (je ein Drittel, je mindestens 16 km), Tempo, Dauer (eineinhalb bis zwei Stunden), Höhe (maximal 700 m) und Außentemperatur (minus 7 bis plus 35 Grad) einhalten.

Warum nicht nur RDE?

Weil die realen Straßentests von Faktoren wie dem Fahrstil des Prüfers oder dem Wetter beeinflusst werden. Deshalb sind sie nicht hundertprozentig objektiv miteinander vergleichbar.

6c und 6d Temp: Was bedeutet das?

Beide Normen gelten seit dem 1. September 2017 für neue Fahrzeugtypen und ab 1. September 2018 für alle Neuwagen. Bei den Grenzwerten unterscheidet sich 6c nicht von der Vorgängernorm Euro 6. Allerdings werden diese Grenzwerte nach dem strengeren WLTP-Verfahren (siehe oben) ermittelt. Benzindirekteinspritzer dürfen jetzt nicht mehr Rußpartikel emittieren als es bislang schon Dieseln vorgeschrieben war. Deshalb wird es für viele nicht mehr ohne Ottopartikelfilter (OPF) abgehen. Bei Euro 6d Temp wird zusätzlich noch per RDE nachgemessen. Hier gilt der sogenannte Konformitätsfaktor von 2,1. Das ist der Wert, um den die Straßenwerte diejenigen aus dem Labor übersteigen dürfen. Das heißt, dass der RDE-Praxiswert NOx (Stickoxide) beim Benziner 126 mg/km (statt 60 mg auf dem Prüfstand) und beim Diesel 168 mg (statt 80 mg) beträgt. Ab 2020 sinkt der Konformitätsfaktor auf 1,5 und Euro 6d Temp geht in Euro 6d über.

Was heißt das für den Verbraucher?

Er bekommt realistischere Angaben. Schon beim Konfigurieren seines Fahrzeugs soll er sehen, wie sich bestelltes Zubehör (Schiebedach beispielsweise, oder breitere Reifen) auf Verbrauch und CO2-Ausstoß auswirkt. Das ist deshalb wichtig, weil die Kfz-Steuer nach dem CO2-Ausstoß berechnet wird. Hier müssen Autofahrer in Zukunft wohl tiefer in die Tasche greifen: Experten vermuten, dass die Kfz-Steuer wegen der neuen, realistischeren Messverfahren und der daraus resultierenden höheren CO2-Werte um durchschnittlich 20 Prozent ansteigt.

Ulla Ellmer