kicker

Mercedes-Studie Urbanetic: Per Skateboard in die Zukunft

Robo-Kleinbus und -Transporter - Elektrisch und autonom

Mercedes-Studie Urbanetic: Per Skateboard in die Zukunft

Wie ein Container auf Rädern: Die Cargo-Version des Urbanetic ist für den lautlos-elektronischen Gütertransport konzipiert.

Wie ein Container auf Rädern: Die Cargo-Version des Urbanetic ist für den lautlos-elektronischen Gütertransport konzipiert. Hersteller

Irgendwann wird das alles Geschichte sein. Der nervige Kampf um einen Parkplatz. Der Stau-Stress zur Rush-Hour. Und auch die Diesel-Sperrzonen und die Abgasmess-Stationen am Straßenrand.

In der schönen neuen Mobilitätswelt der Zukunft soll der innerstädtische Verkehr mit Transportmitteln wie dem Urbanetic funktionieren. Die Van-Abteilung von Mercedes-Benz hat diese Studie ersonnen, ungewöhnlich sieht sie aus, ja, in Cargo-Ausführung fast ein wenig bedrohlich.

Der Urbanetic hat Gutes im Sinn

Dabei hat der Urbanetic nur Gutes im Sinn. Er soll dazu beitragen, den ultimativen Verkehrskollaps in den Städten abzuwenden. Ein Ziel, das sich letztlich nur realisieren lässt, indem die Zahl der Automobile auf den Straßen drastisch reduziert wird. Autonome (und natürlich elektrische) Fahrzeuge sollen übernehmen, die permanent im Umlauf sind und daher auch keinen Parkraum mehr beanspruchen. Daneben gilt es einen weiteren Ansatz zu verfolgen: Clever durchdachte und effektive Logistiklösungen, sowohl für den Personen- als auch für den Gütertransport. Auch hier will Mercedes einhaken, der Urbanetic ist also Teil eines umfangreich angelegten Mobilitätskonzepts.

Mercedes-Benz Vision Urbanetic

Flexibler Unterbau: Das "Skateboard" hat die Technologie zum autonomen Fahren nach Level 5 verinnerlicht. Hersteller

In Europa hat Mercedes den 5,14 Meter langen Urbanetic bereits im letzten Jahr gezeigt, jetzt, auf der Consumer Electronics Show CES von Las Vegas (8. – 11. Januar) bekommen ihn auch die Amerikaner zu sehen. Das Gefährt besteht aus zwei Komponenten. Da ist zum einen das sogenannte "Skateboard", das Chassis also, in dem die für die höchste Kunstform des autonomen Fahrens (Level 5) benötigte HighTech untergebracht ist. Auf das Skateboard lassen sich verschiedenartige Aufbauten einklinken und schnell austauschen. Ein solcher Aufbau kann etwa ein Modul zum Gütertransport sein, mit 10.000 Litern Fassungsvermögen und Platz für bis zu zwölf Europaletten. Als anderer Aufbau wäre ein Container mit Regalsystem denkbar, der den Mercedes zur mobilen Packstation macht.

Platz für zwölf Fahrgäste

Daneben kann sich der Urbanetic aber auch dem Personentransport widmen. In diesem Fall nimmt eine Passagierkabine bis zu zwölf Fahrgäste auf, neben acht Sitz- stehen auch vier Stehplätze zur Verfügung. Der Einstieg erfolgt bequem über Schiebetüren. Lenkrad und Pedalerie? Braucht es nicht, denn es befindet sich ja kein Fahrer mehr an Bord.

Als Reichweite stellt sich Mercedes in etwa 280 Kilometer vor. Gehen die elektrischen Reserven zur Neige, kann das Skateboard autonom zur nächsten Ladestation fahren. Ebenso vorstellbar ist es aber auch, dass es "solo" zu einem Einsatzort surrt, an dem bereits ein Güter- oder Personenmodul darauf wartet, aufgesetzt zu werden. Dank Künstlicher Intelligenz (KI) erfreut sich der Kleintransporter bzw. der People Mover zudem einer ausgeprägten Lernfähigkeit. Nach einem Fußballspiel oder Konzert könnte der Urbanetic zum Beispiel erkennen, dass besonders viele Menschen auf eine Mitfahrgelegenheit warten - und als Konsequenz eine größere Flotte seiner Artgenossen zum Stadion beordern.

Mercedes-Benz Vision Urbanetic

People Mover: Mit einem entsprechenden Aufsatz wird der Urbanetic zum Personentransporter. Hersteller

Kommunikation mit Radlern und Passanten

Ein großes Thema der Zukunft wird zudem die Car-to-X-Kommunikation sein, die zwischen Fahrzeug und seiner Umwelt also. Beim Urbanetic denken die Macher an sogenanntes "Shadowing" – durch Lichtsignale oder eine wechselnde Farbgebung der Karosserie bedeutet das Fahrzeug Radfahrern oder Passanten, dass es sie wahrgenommen hat und dass sie gefahrlos die Fahrbahn überqueren können.

Wem das Komponentensystem aus Skateboard und Aufsatz bekannt vorkommt, liegt nicht ganz falsch. Der Schweizer Tüftler Frank M. Rinderknecht hat mit seinem Konzept "Snap" bereits etwas ganz Ähnliches vorgestellt, die Weiterentwicklung in Richtung eines Kleintransporters bzw. Robo-Taxis namens "Micro Snap" ist derzeit leibhaftig zu besichtigen – wie der Urbanetic auf der Consumer Electronics Show von Las Vegas.

ule