Aus Dortmunds Trainingslager in Marbella berichtet Matthias Dersch
Seit anderthalb Jahren gleicht sich das Spiel: In jeder Transferperiode werden die Gerüchte um die Zukunft von BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang neu angeheizt. So auch im Januar 2018. Das chinesische Portal "Sina Sports" vermeldete am Samstagmorgen, der chinesische Top-Klub Guangzhou Evergrande habe sich gegen Beijing Guoan durchgesetzt und das Wettbieten um Aubameyang gewonnen. Der Stürmer wechsele im kommenden Sommer für 72 Millionen Euro in die Super League, darüber hätten sich Guangzhou und Dortmund bereits verständigt.
Damit konfrontiert erklärte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke gegenüber dem kicker am Samstag: "Die Spekulationen um Pierre-Emerick Aubameyang werden so lange nicht abreißen, wie er bei uns spielen wird. Wir haben es uns abgewöhnt, das zu kommentieren." Nach Informationen des kicker gibt es derzeit weder Gespräche zwischen beiden Klubs noch eine Einigung. Gänzlich gehaltlos sind die Gerüchte aus China allerdings nicht. Der BVB wäre im Falle eines abgeschlossenen Geschäfts als börsennotiertes Unternehmen zu einer Ad-hoc-Mitteilung verpflichtet, da ein Transfer von Aubameyang als kursrelevant einzustufen wäre. Dies ist bislang nicht geschehen.
Erledigt dürfte das Thema China für den Toptorjäger des BVB damit indes nicht sein. Immer wieder wird der Gabuner mit - extrem werthaltigen - Offerten aus dem Reich der Mitte konfrontiert. Auch derzeit wieder. Dennoch spielt er noch immer in Dortmund. Warum das so ist, erklärte jüngst BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball im kicker-Interview: "Dass er diese Summen heute nicht verdient, liegt nicht daran, dass wir ihm die Freigabe verweigert hätten, sondern am Verhalten der Vereine und manchmal auch der Verbände, die dabei eine Rolle spielen."
Besondere Wechselkonditionen in China
In China müssen Klubs, die für den Transfer eines ausländischen Spielers mehr als 5,9 Millionen Euro ausgeben, eine Zahlung an eine Stiftung zur Entwicklung des chinesischen Fußballs leisten, die der Höhe der gezahlten Ablösesumme entspricht. Im Klartext: Spieler, die aus Europa in die Super League wechseln, kostet die chinesischen Klubs das Doppelte von dem, was bei den europäischen Klubs ankommt. Durch Leihgeschäfte ist diese Regelung allerdings zu umgehen.
Ein frühzeitig fixierter Verkauf Aubameyangs im Sommer hätte für den BVB durchaus Charme. Die ermüdenden und immer wieder für Unruhe sorgenden Spekulationen um den Stürmer, der in der Hinrunde durch wiederholte Undiszipliniertheiten auch teamintern negativ aufgefallen war, hätten schlagartig ein Ende. Zugleich hätte man Planungssicherheit - man wüsste frühzeitig, dass man für die kommende Saison einen Ersatz für Aubameyang benötigt, und hätte sowohl Zeit als auch das nötige Geld, um darauf zu reagieren.