Der Deutsche Handballbund (DHB) will die Vorwürfe gegen den ehemaligen Bundesliga- und Nachwuchsbundestrainer André Fuhr in den kommenden 18 Monaten durch eine neue, unabhängige Kommission aufarbeiten lassen. Wie der Verband am Montag mitteilte, wird das sechsköpfige Gremium, das am Freitag erstmals zusammentraf, von der Sportpsychologin Jeannine Ohlert von der Deutschen Sporthochschule Köln geleitet. Ursprünglich hatte der DHB geplant, mit der Aufarbeitung durch die neue Kommission im Februar zu starten.
Nach den schweren Vorwürfen gegen den Ex-Trainer Fuhr, der Spielerinnen gedemütigt, gestalkt und sexuell bedrängt haben soll, war die Neubesetzung der Kommission nötig geworden. Das zunächst gebildete Gremium hatte sich kurz vor Weihnachten wegen unüberbrückbarer persönlicher Differenzen der Mitglieder aufgelöst. Von Fuhr gibt es bislang keine öffentliche Stellungnahme zu den Vorwürfen.
Der DHB erhofft sich von der Kommission nicht nur Erkenntnisse, welche Strukturen Gewalt begünstigt haben könnten, sondern auch dazu, "wie Strukturen im Sinne einer bestmöglichen Prävention und eines Frühwarnsystems weiterentwickelt werden können", heißt es in der Mitteilung. "Der deutsche Handball ist sich der Bedeutung der Aufgabe und vor allem der Verantwortung gegenüber den Betroffenen bewusst", wird DHB-Präsident Andreas Michelmann darin zitiert.
Abschlussbericht in 18 Monaten
Neben Ohlert sitzen Martina Lörsch, Bettina Rulofs, Angela Marquardt, Benny Barth und Meike Schröer in der vom DHB berufenen interdisziplinären, externen und unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung und Prävention von Gewalt, die nach 18 Monaten einen Abschlussbericht zu den Vorkommnissen rund um Fuhr veröffentlichen soll. Schröer, Marquardt und Barth hatten bereits dem alten Gremium angehört.
Im vergangenen Herbst hatten die Nationalspielerin Mia Zschocke und Amelie Berger schwere Vorwürfe gegen Fuhr erhoben und damit für großen Wirbel gesorgt. In der Folge meldeten sich weitere Spielerinnen, die nach eigenen Angaben psychisch unter den Trainingsmethoden des ehemaligen Coaches gelitten hatten. Sowohl der Bundesligist Borussia Dortmund als auch der DHB hatten daraufhin die Zusammenarbeit mit Fuhr, von dem es bisher keine öffentliche Stellungnahme gibt, beendet.