Neapels Trainer Rafael Benitez baute seine Startelf im Vergleich zum Ligaalltag, dem jüngsten 3:3 gegen Udinese Calcio, auf drei Stellen um: Armero, Behrami und Mertens bekamen demnach den Vorzug vor Reveillere, Inler und Insigne. Bitter: Stammtorhüter Reina (Oberschenkel) und Offensivmotor Hamsik (Ödem am Fuß) fielen aus. Sein Gegenüber Arsène Wenger reagierte auf das 1:1 gegen den FC Everton mit zwei Veränderungen: Der Ex-Dortmunder Rosicky sowie Flamini standen im Vergleich zu Ramsey und Wilshere auf dem Grün im Stadio San Paolo. Der wieder im Mannschaftstraining stehende Podolski musste noch gänzlich passen.
Higuains Weisheit
Konfrontieren lassen mussten sich beide Teams im Vorfeld mit den obligatorischen Rechenspielen. So konnten zum Beispiel die Süditaliener gar mit zwölf Punkten (!) ausscheiden. Dazu hätte es bei einem gleichzeitigen Erfolg von Borussia Dortmund nur einen knappen eigenen Sieg benötigt. Von alledem wollte Stürmer Higuain aber nichts wissen: "Wenn wir gewinnen und ausscheiden, dann ist das einfach nur Pech."
Gute Ansätze, keine Großchance
Mit Unglück hatte die Anfangsphase allerdings nichts zu tun, sondern mit einem ausgeklügelten System von Trainer Benitez. Der Spanier stellte seine Mannen stark ein und verhinderte durch das hohe Pressing nahezu komplett das typische Aufbauspiel der Gunners. Mertesacker und Co. wurden so früh angegriffen, mussten sich mit langen oder halbhohen Bällen helfen. Chancen erspielten sich die Neapolitaner außerdem, allerdings keine Hochkaräter: Pandev, Higuain und wieder Pandev zeigten sich in der Anfangsphase dafür verantwortlich (9., 11. und 13.).
Verbuchte den einzigen Arsenal-Abschluss in Durchgang eins: Olivier Giroud. getty images
Szczesnys Szene
In der Folge kam auch Arsenal etwas besser rein, drückte der Begegnung unter lautstarken Fans für einige Minuten das eigene sichere Passspiel auf. Giroud verzeichnete dabei die einzige gute Möglichkeit der Gäste - Ersatztorhüter Rafael parierte (23.). Was machte eigentlich der deutsche Nationalspieler Özil? Der stand zwar auf dem Feld, wirkte allerdings befreit von Ideen und völlig abgemeldet. Ihm gleich taten es seine Kollegen. So kamen die zweikampfstarken Gastgeber noch einmal zu einer guten Gelegenheit, wenn auch unfreiwillig: Koscielny spielte seinen eigenen Torhüter Szczsny an, der direkt wieder zurückpassen wollte. Dadurch musste der Pole allerdings auch Higuain überqueren, den er direkt anschoss. Der Argentinier war allerdings zu überrascht und brachte das Rund nur in Richtung Gehäuse und nicht ins Netz (44.).
Spielbericht
Joker Insigne sticht fast zu
Der zweite Durchgang begann zäh. Im Mittelfeld egalisierten sich beide Mannschaften nahezu vollkommen, viele hohe Bälle und kaum Kombinationsfußball waren die Folge. Immerhin konnte sich aber Özil endlich zeigen: Sein Distanzschuss missglückte jedoch und schnellte rechts am Gehäuse vorbei ins Toraus (49.). Für Stimmung sorgte eine weitere Szene der Gunners: Weil Behrami Probleme bei der Ballannahme offenbarte, tauchte beim direkten Gegenzug Giroud frei vor Rafael auf. Der Torhüter des Gastgebers kam aber rechtzeitig heraus und klärte (55.). Dann brachte Trainer Benitez den pfeilschnellen Insigne (57.), der direkt seine erste klasse Szene verbuchte: Der Joker steckte perfekt für den heraneilenden Armero durch, der komplett frei in den Strafraum ziehen konnte. Sein Abschluss geriet letztlich jedoch viel zu schwach und direkt in die Arme von Torhüter Szczesny (58.).
Schuss ins Glück, das nicht lange hielt: Gonzalo Higuain. getty images
Der Stich namens Higuain
Die Neapolitaner setzten sich fortan rund ums Wespennest Arsenal fest, nagelten den Gast hinten rein. Der letzte Pass in den Strafraum fehlte aber weiterhin. Die Führung wäre dennoch längst verdient gewesen. Immer wieder wollte es der frische Insigne wissen: Sein Distanzschuss zum Beispiel in der 68. Minute hatte allerdings zu wenig Power und geriet so zum Leichtfutter für Torhüter Szczesny. Der Kräfteverschleiß der Hausherren zeigte immer mehr in Richtung des roten Bereichs. Doch das Wissen, dass es in Marseille (gegen Dortmund) zu diesem Zeitpunkt 1:1 stand, trieb an. Ein Tor reichte dem SSC bis dato. Dann war es soweit: Armero startete auf links durch, legte den Ball nach innen auf Higuain. Der spielte mit Callejon kurz die Abwehr aus und tauchte schließlich frei vor dem Tor auf. Die Vollstreckung verlief eiskalt (73.). Als "Bonus" obendrauf streckte Arteta kurz darauf Callejon nieder und sah dafür die Gelb-Rote Karte (76.).
Kurze Freude
Die Süditaliener opferten sich final auf, mussten zwischenzeitlich aber registrieren, dass Dortmund die Führung markiert hatte. Callejon erzielte gar noch das 2:0 (90. +3), das allerdings nichts mehr nützte. Neapel schied wegen eines fehlenden Treffers aus, die Gunners kamen mit einem Gegentor weniger gerade noch als Zweiter ins Achtelfinale.
Neapel empfängt am Sonntag (20.45 Uhr) in der Serie A Inter Mailand, Arsenal bestreitet tags zuvor (13.45 Uhr) das Spitzenspiel der Premier League bei Manchester City, dem englischen Meister von 2012.