Zunächst einmal missfällt Bernhard Peters, der mittlerweile in Hamburg ein High Performance Institut leitet und Führungskräfte ausbildet, die Bezeichnung Entdecker. "Den Begriff Entdecker mag ich im Zusammenhang mit Julian gar nicht. Wenn, dann waren das Ernst Tanner, Alexander Rosen und ich, es war aber einfach auch nicht schwer zu erkennen, dass er ein außergewöhnlicher Typ und ein außergewöhnliches Trainertalent war. Er musste nicht entdeckt werden. Er ist rhetorisch stark, hat die Gabe ein Spiel zu lesen, reagieren zu können und Spieler durch sein Temperament mitzureißen und für sich einzunehmen."
Die verpasste Chance des HSV
Peters ist 2014 von Hoffenheim nach Hamburg gewechselt und verrät im Gespräch mit dem kicker, dass er Nagelsmann dort vor dessen Karrierestart in der Bundesliga verpflichten wollte. Der damalige Vorstand Dietmar Beiersdorfer und Sportchef Peter Knäbel hatten sich auf Empfehlung von Peters mit dem damals 28-Jährigen getroffen, wollten ihn auch direkt anstellen - allerdings als Coach für die U 23. Nagelsmann dagegen wollte auf Anhieb in die Bundesliga, sagte ab, und Peters erinnert sich: "Ich kannte Julian da schon lange und war überzeugt, dass er das Zeug hatte zum Bundesliga-Trainer in Hamburg. Kurz darauf hatte Dietmar Hopp in Hoffenheim mehr Mut und hat ihn trotz seines jungen Alters zum Cheftrainer gemacht."
Deutschland wird mit ihm im Verlauf des Turniers sicher die eine oder andere taktische Überraschung präsentieren.
Bernhard Peters
Auch für das Amt des Bundestrainers bis zur Heim-EM im kommenden Sommer hält Peters seinen einstigen Zögling für "eine starke Lösung. Er kann bei Spielen in kurzer Abfolge unheimlich gut reagieren, in Bezug auf die eigene Mannschaft, aber schnell auch auf Veränderungen des Gegners. Julian ist oft einen Meter schneller als der Gegner und ich bin sicher, dass ihm dies auch bei der EM gelingen wird. Deutschland wird mit ihm im Verlauf des Turniers sicher die eine oder andere taktische Überraschung präsentieren."
Nach der Europameisterschaft, das verhehlt Peters nicht, sieht er Nagelsmann perspektivisch eher wieder im Vereinsfußball und nicht beim Verband. "Seine ganz großen Stärken liegen auf dem Platz, seine Intuition, seine Schnelligkeit in den Gedanken, seine Auffassungsgabe und auch seine Fähigkeit, Dinge zu vermitteln. Deshalb bin ich grundsätzlich der Meinung, dass er langfristig täglich auf den Platz gehört, weil er sich da komplett entfalten und die ganze Bandbreite seiner Kompetenzen einbringen kann."
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