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Nach der Pokal-Übergabe: Klopp wünscht sich ein besonderes Foto

Erfolgstrainer vergleicht sein Team mit dem "Circus Roncalli"

Nach der Pokal-Übergabe: Klopp wünscht sich ein besonderes Foto

Objekt der Begierde: Jürgen Klopp und der Premier-League-Pokal.

Objekt der Begierde: Jürgen Klopp und der Premier-League-Pokal. imago images

Natürlich betrat er die Bühne als Erster. Noch bevor seine Spieler ihre Medaillen erhielten, bevor Georginio Wijnaldum das Geschehen via Instagram Live aufzeichnete und der rot-weiße Konfettiregen ins ansonsten fast leere Anfield Stadium niederging, war Jürgen Klopp da. Die Basecap falsch herum aufgesetzt, den Fan-Schal ums Handgelenk, das Meister-Shirt schon übergestreift - aber zunächst eben ganz allein. Entsprechend lange musste er warten, bis alle seine Akteure das Podest auf "The Kop" erreicht hatten.

Allerdings ein vergleichbar kurzer Zeitraum verglichen mit den 30 Jahren, die der Verein auf die lang ersehnte Meisterschaft gewartet hatte. Damals hatte Klub-Ikone Kenny Dalglish die Reds zum Titel geführt - und ebenjener Dalglish war es, der Kapitän Jordan Henderson um 23:43 den Pokal übergab. Einen Moment, der nach einer dominanten Saison lange absehbar gewesen war - und dann doch so anders, als es viele noch im Februar erwartet hatten.

Anfield außer Rand und Band: Tore satt zur Meisterparty

Immerhin ein paar Anhänger dürfen mitfeiern - Klopp bedeutet es "die Welt"

"So ist das Leben", sagte Klopp am Mikrofon des englischen Fernsehens, wollte aber trotz der fehlenden Anhänger das Positive sehen: "Natürlich wird mit Fans alles besser sein, aber es gab einen Punkt, an dem wir nicht wusten, ob wir überhaupt weiter Fußball spielen können. Ich weiß nicht, ob Paris in Frankreich seine Trophäe überhaupt bekommen hat." Und zumindest ein paar "Fans" durften die Pokal-Übergabe begutachten: Die Familien der Mannschaft waren vorab auf das Coronavirus getestet worden und durften auf der Tribüne zugegen sein. "Das bedeutet mir die Welt", freute sich Klopp.

Wir haben uns heute vom Zu-Null-Team in den Circus Roncalli verwandelt.

Jürgen Klopp

Unmittelbar zuvor hatte sein Team nicht nur den Angehörigen auf den Rängen noch einmal beste Unterhaltung geboten: 5:3 gegen Chelsea, das torreichste Spiel einer denkwürdigen Premier-League-Saison. "Wir haben uns heute vom Zu-Null-Team in den Circus Roncalli verwandelt", scherzte Klopp, der sich "selbst überrascht" zeigte, dass "wir in dieser Situation so ein Spiel machen".

Klopps Wunsch nach einem besonderen Bild

Bis er selbst seine Hände an den silbernen Pokal legen durfte, musste Klopp ein wenig warten, nach Kapitän Henderson waren noch einige andere Spieler an der Reihe, bis dem Coach - ausnahmsweise mal in der zweiten Reihe stehend - der Weg quasi "freigeblockt" wurde. Dann aber äußerte Klopp gleich Pläne mit der jüngsten Neuerwerbung. "Wir sind jetzt die Champions von England, von Europa und der Welt. Ich denke, wir sollten auf jeden Fall bald ein Bild mit allen vier Pokalen machen", sagte der Erfolgstrainer mit Blick auf Champions League, Uefa-Supercup, Klub-Weltmeisterschaft - und nun eben die Meisterschaft.

"Wir wissen nicht, ob so etwas nochmal passiert. Ich könnte stolzer nicht sein", lachte Klopp - und richtete zum Abschluss noch einige Worte an die LFC-Anhänger: "Ihr habt das möglich gemacht. Trinkt heute Abend was ihr wollt, so viel ihr wollt und bereitet euch auf das vor, was noch kommt. Wir werden eine große Party zusammen feiern, wir wissen nur noch nicht, wann." Aber das Warten hatte er ja schon oft genug geprobt - auch an diesem Abend.

mib