Miro Muheim war fast zwei Jahre lang ein Streitfall unter den Hamburger Anhängern, weil er im Rückwärtsgang immer wieder Aussetzer hatte. Sinnbildlich dafür stand der von ihm verursachte Elfmeter in der Endphase der Vorsaison, der ein 2:2 gegen Paderborn bedeutete, als er seinen Gegenspieler unnötig umtrat, obwohl dieser auf dem Weg aus dem Strafraum war. Tim Walter hatte dennoch immer an ihm festgehalten, sogar Ex-Kapitän und Konkurrent Tim Leibold vorzeitig ziehen gelassen. Seit Saisonbeginn nun strafen der Coach und Muheim jene Kritiker Lügen, die wenig Verständnis für Walters Nibelungentreue hatten. In der Tabelle der besten Zweitliga-Feldspieler nach kicker-Noten liegt der 25-Jährige mit einem Schnitt von 2,67 auf Rang drei, ist damit der Musterschüler des HSV.
Auffällig ist: Muheim erledigt sein Kerngeschäft deutlich aufmerksamer und verlässlicher als in seinen ersten beiden Jahren in der Hansestadt. Seine effektiven Vorstöße waren schon in Zeiten, da er als Wackelkandidat galt, ein Plus. In Wiesbaden nun brachte sein Distanzschuss Zählbares, wobei er mit Blick auf seine Zielgenauigkeit und Härte mit dem linken Fuß sagt: "Schüsse aus 18 Metern sind für mich keine Distanzschüsse."
Nur ein Zähler bei drei Aufsteigern
Die Freude über sein erstes Saisontor war indes nicht ungetrübt. "Ich hätte lieber die drei Punkte gehabt." Dennoch stimmt Muheim in den Chor derer ein, die den jüngsten HSV-Auftritt bei einem Aufsteiger nicht mit den vorangegangenen in Elversberg und Osnabrück (jeweils 1:2) vergleichen wollen. "Wir hatten viele Möglichkeiten gegen einen extrem tiefstehenden Gegner. Außerdem haben wir Vollgas gegeben und Willen gezeigt nach dem Gegentor."
Unstrittig ist, dass der HSV mit nur einem Zähler bei drei Aufsteigern eine komfortable Ausgangslage hergegeben hat. "Natürlich", sagt auch Muheim, "ist die Ausbeute aus diesen drei Spielen bitter. Dennoch sind wir oben dabei." Und der einstige Wackelkandidat hat Schlimmeres verhindert und ein Ausrufezeichen hinter seine jüngste Entwicklung gesetzt.