Erinnerungen an Michael Gravgaard kommen allein schon aufgrund der Jahreszeit auf. Im Januar 2009 war die Last-Minute-Verpflichtung des Dänen nötig geworden, weil sich der damalige Innenverteidiger Bastian Reinhardt den Mittelfuß gebrochen hatte. Der HSV war seinerzeit noch ein Titelanwärter im Oberhaus, führte Anfang Februar zu Gravgaards Einstand 2:0 beim Karlsruher SC, ehe der frisch verpflichtete Abwehrmann zwei Mal patzte und eine 2:3-Pleite begünstigte.
Gravgaard schrieb später auch noch traurige Geschichte, weil ihm im UEFA-Cup-Halbfinal-Rückspiel gegen Werder Bremen der Ball unverschuldet wegen einer Papierkugel versprang und die daraus resultierende Ecke zum K.o. führte. Beinahe auf den Tag genau 14 Jahre später feierte nun Montero sein Debüt. Er ist ebenfalls der Ersatzmann für einen Eckpfeiler, den gesperrten Mario Vuskovic - und auch sein Debüt hätte kaum bitterer verlaufen können.
Zwei HSV-Debüts zum Vergessen
"Erlösung" nach 45 Minuten
Wirklich schuldig war die 24-jährige Leihgabe von Besiktas Istanbul "nur" beim dritten Heidenheimer Treffer, eine Zweikampfquote von lediglich 25 Prozent aber stellt dem Verteidiger zusätzlich ein schlechtes Zeugnis aus. Dass Tim Walter ihn nach nur 45 Minuten "erlöste", war keinesfalls ein Abstrafen des Trainers, sondern dem Plan geschuldet, nur noch mit drei Mann zu verteidigen, um alles nach vorn zu werfen. "Für Javi", leidet Torjäger Robert Glatzel mit, "war das natürlich bitter. Es tut mir sehr, sehr leid für ihn. Denn es ist gefühlt alles gegen ihn gelaufen." Doch der Ex-Heidenheimer stellt nach der Aufholjagd samt Torerfolg an alter Wirkungsstätte auch klar: "Es gab keinen, der in der ersten Halbzeit gut gespielt hat."
Für Javi war das natürlich bitter. Es tut mir sehr, sehr leid für ihn. Denn es ist gefühlt alles gegen ihn gelaufen.
Robert Glatzel
Monteros Nebenmann Sebastian Schonlau blieb auf dem Feld, und durfte aktiv an der Wiederauferstehung des HSV mitwirken. Der Kapitän sagt: "Ein Debüt stellt man sich natürlich anders vor." Angst vor Folgeschäden beim neuen Kollegen hat er jedoch nicht. "Javi hat schon ein bisschen was erlebt, er ist ja nicht mehr ganz jung." Der Kapitän fürchtet keinen zweiten "Fall Gravgaard" für den HSV: "Manchmal", sagt er, "läuft es einfach scheiße, aber Javi weiß genau, was er tun muss, um zurückzukommen."

Bitterer Abend in Karlsruhe im Ferbuar 2009: Michael Gravgaard. imago sportfotodienst
Wann Montero zurückkommt und eben die nächste Chance zur eigenen Wiederauferstehung bekommt, hängt auch von David ab. Das 22-jährige Eigengewächs trainiert nach seinen Hüftproblemen seit dem Wochenende zumindest wieder individuell mit Reha-Trainer Sebastian Capel. Wird er bis zum Heimspiel gegen Arminia Bielefeld am kommenden Sonntag fit, wäre er gesetzt.