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Mittelfinger, Streitlust: Conte kein Trainer von Traurigkeit

Drei weitere Fälle vor Disput mit Tuchel

Mittelfinger, Streitlust: Conte ist kein Trainer von Traurigkeit

Hochemotionaler Erfolgstrainer: Antonio Conte.

Hochemotionaler Erfolgstrainer: Antonio Conte. IMAGO/Shutterstock

Das extrem hitzige Londoner Stadtderby zwischen Chelsea und Tottenham vom Sonntag wird noch länger in Erinnerung bleiben - und vor allem länger diskutiert werden. Denn wie inzwischen bekannt ist, erhebt die FA Anklage gegen beide Coaches Thomas Tuchel und Antonio Conte, die sich beim hochspannenden 2:2 während des Spiels sowie kurz nach dem Schlusspfiff miteinander angelegt haben.

Der heißblütige Italiener, der beim zwischenzeitlichen 1:1 direkt in die Richtung des ehemaligen Mainzers und Dortmunders gejubelt hat, hat die ganze Szenerie sogar noch via Instagram nochmals aufgekocht. Allerdings mit Smileys versehen und deshalb wohl nur im Spaß gemeint.

Klar ist aber, dass Auseinandersetzungen, die Conte inkludieren, keine Seltenheit im Trainerzirkus sind. Drei Fälle mit dem erfolgreichen Trainer vor dem Tuchel-Clinch stechen dabei ins Auge.

Januar 2018

Conte hat Tuchels jetzigen Klub Chelsea einst selbst trainiert und zwischen 2016 und 2018 zur Meisterschaft und zum FA-Cup-Sieg geführt. Im Januar 2018 trifft der Italiener in dieser Zeit auf Manchester United, das von keinem Geringeren als "The Special One" José Mourinho betreut wird. Beim damaligen 4:0 jubelt Conte exzessiv beim vierten Treffer Richtung Red-Devils-Bank, Richtung "Mou".

Das führt zu einem Nachspiel. "So jubelt man nicht, wenn man das 4:0 macht. Das kannst du beim 1:0 machen, aber so ist das demütigend", sagt Mourinho nach dem Spiel zu Conte. In der Folge reden die beiden immer wieder auf Pressekonferenzen oder in Interviews übereinander, oft mit doppeltem Boden, was viel Interpretationsspielraum hinterlässt. Jüngst bei einem Testspiel zwischen Spurs und Mourinhos aktuellem Klub AS Rom zeigten sich die beiden aber freundschaftlich. Streit also offenbar beigelegt.

Contes ehemaliger Assistent Angelo Alessio formuliert es im vergangenen Jahr beim Gespräch mit "Football Italia" ohnehin passend: "Alles in allem sind die beiden Trainer doch irgendwie vom selben Schlag", seien in ihrer Art durchaus miteinander zu vergleichen.

August 2020

In seiner ersten Saison bei Inter Mailand, wo Conte die Nerazzurri wieder zu einer Macht formt und später zur ersehnten Meisterschaft vor Seriensieger Juventus macht, erreicht der ehemalige Mittelfeldspieler (Lecce und viele Jahre Juve) das Europa-League-Finale.

Beim damals knappen 2:3 in Köln gegen den FC Sevilla, das Mailands Stürmer Romelu Lukaku mit einem Eigentor entscheidet, legt sich Conte in der 18. Spielminute mit Ever Banega vom gegnerischen Team an. Der damalige Sevilla-Profi läuft nach von den Italienern aufgekommenen Elfmeterbeschwerden am Coach vorbei, wuschelt sich durch die Haare und ruft laut "Sky Italia" zu Conte: "Mal sehen, ob die Perücke echt ist." Das hat der Inter-Trainer nicht auf sich sitzen lassen, er ruft deswegen hinterher: "Ich warte nach dem Spiel draußen auf dich."

Februar 2021

Weiterhin als Inter-Coach kehrt Conte Anfang 2021 zum zweiten Mal zu seiner langen wie erfolgreichen Wirkungsstätte Juventus zurück, wo er als Spieler und Trainer massig Erfolge wie jeweils mehrere Scudetti gefeiert hat. Es ist das Rückspiel im Coppa-Halbfinale, an dessen Ende die Alte Dame mit einem 0:0 weiterzieht und den Pokal später gewinnt (2:1 gegen Atalanta).

Nach dem Schlusspfiff zeigt sich Andrea Agnelli erbost. Wie Medien damals berichten, soll der Juve-Präsident Antonio Conte dabei schlimm beleidigt haben - und zwar nach einer Provokation des Inter-Coaches, der in seine Richtung zur Pause den Mittelfinger gezeigt hat. "Halt die Klappe" und weitere wütende Sätze wie Ausdrücke werden nach dem Spiel ausgetauscht. Conte hat später eine Geldstrafe von 2000 Euro erhalten und sich einige Tage später entschuldigt, er hätte sich "falsch verhalten": "Fußballer, Trainer und Präsidenten müssen als Vorbilder auftreten - und daran müssen wir uns immer wieder erinnern. Es tut mir leid, ich habe auf diese Beleidigungen falsch reagiert. Ich hätte da etwas anderes machen sollen wie den Daumen heben oder applaudieren, etwas Positiveres."

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