Ob Milan etwas eingeschüchtert oder schläfrig war? Denn: Dieses 174. Serie-A-Derby zwischen Milan und Inter ging in den ersten Minuten eindeutig an den schwarz-blauen Teil der Modestadt Mailand. Lukaku, Lautaro, Eriksen & Co. bestimmten das Geschehen, machten ordentlich Druck, brachten die AC-Abwehr um die schwächelnden Kjaer sowie Romagnoli ins Wanken - und gingen bereits in der 5. Minute verdient in Front. Lukaku spielte bei einem Angriff seine Schnelligkeit aus, tankte sich bis rechts in den Strafraum vor, blieb nach einem Kjaer-Block dran und flankte im Anschluss perfekt auf Lautaro. Der Argentinier brauchte nur noch aus nächster Nähe per Kopf zu vollenden.
Bei etwas konsequenterer Chancenverwertung wäre sogar mehr möglich gewesen, Lukaku und seine Kollegen wie Ex-Münchner Perisic spielten gute Situationen aber oft nicht konsequent genug aus. Oder sie scheiterten an Keeper Donnarumma.
Und die Rossoneri? Die kamen erst spät so richtig im Spiel an, machten es dann aber immer besser. Flügelantreiber Theo scheiterte etwa nur um ein Haar (33.), auch "Ibra" zielte zu ungenau (38.). Auf der anderen Seite hätten aber auch Perisic (36.) und Skriniar (45.+2) das 2:0 machen können.
Hexer Handanovic
Allzu lange warten mussten die Nerazzurri auf das 2:0 aber nicht. Nach Wiederbeginn nämlich schnürte Lautaro den Doppelpack, traf nach feiner Eriksen- und Perisic-Vorarbeit aus kurzer Distanz vor dem machtlosen Donnarumma (57.). Für Gastgeber Milan war das eine eiskalte Dusche, hatte das Team von Trainer Stefano Pioli zwischen der 46. und 56. Minute doch mächtig Druck gemacht. Allerdings waren Ibrahimovic und Tonali binnen kürzester Zeit jeweils an famosen Taten vom 36-jährige Slowenen Handanovic regelrecht verzweifelt.
Verzweifelte mehrmals an Samir Handanovic: Zlatan Ibrahimovic. imago images
Lukaku unnachahmlich
Nach dem 0:2 war dann ein psychischer Knacks zu vernehmen. Die AC-Erkenntnis, an diesem Nachmittag gegen Handanovic, gegen die abermals defensive Cleverness von Recken wie de Vrij, gegen die überfallartigen Gegenschläge und allen voran gegen die Ausnahmekönner Lautaro sowie Lukaku nichts groß ausrichten zu können, sickerte immer mehr durch. Die Vorentscheidung in Minute 66 bestätigte dies: Lukaku rannte einfach mal allein durch das Zentrum der Milan-Hälfte, hielt sich seine Gegenspieler vom Leib - und verwandelte arg humorlos mit einem präzisen Flachschuss aus 16 Metern links unten ins Eck. 3:0 für Tabellenführer Inter, was für ein Ausrufezeichen in diesem Derby della Madonnina.
Ein erneutes Milan-Aufbäumen fand im Anschluss nicht mehr statt. Es blieb beim insgesamt sicherlich etwas zu hohen 3:0 für den FC Internazionale, der allerdings absolut verdient gewann und zugleich den Vorsprung an der Serie-A-Spitze auf nunmehr vier Punkte aus. Eine Vorentscheidung in Sachen Scudetto, zumal der zählende direkte Vergleich mit den Rossoneri (1:2 im Hinspiel) nun ebenfalls gewonnen ist?