Das Tauziehen bei der Activision-Blizzard-Übernahme von Microsoft geht weiter. Nachdem diese zuletzt immer wahrscheinlicher wurde, gibt es einen neuen Rückschlag.
Die britische Kartellbehörde Competition and Markets Authority (CMA) teilte mit, ein Veto gegen die 68,7-Milliarden-Dollar-Übernahme einzulegen. In einer offiziellen Erklärung heißt es, die CMA habe "im September 2022 eine eingehende Prüfung des Geschäfts" vorgenommen. In dieser kam man "im Februar 2023 zu dem vorläufigen Ergebnis, dass die Fusion Microsoft im Bereich Cloud-Gaming noch stärker machen und den Wettbewerb in diesem wachsenden Markt einschränken könnte".
Schätzungsweise, so die CMA, habe Microsoft "bereits einen Anteil von 60 bis 70 Prozent an den weltweiten Cloud-Gaming-Diensten", was die Übernahme von Activision Blizzard weiter ausbauen würde. Der Kartellbehörde würden zudem Beweise vorliegen, die darauf hindeuten, dass "Activision ohne den Zusammenschluss in absehbarer Zeit damit beginnen würde, Spiele über Cloud-Plattformen anzubieten" - also in Konkurrenz zu Microsoft.
CMA sieht Mängel in Maßnahmen zur Abhilfe
Wie es weiter heißt, wurde zwar von Microsoft ein Vorschlag vorgelegt, "um einige dieser Bedenken auszuräumen", doch sieht die CMA darin Mängel. So seien die "verschiedenen Geschäftsmodelle für Cloud-Gaming-Dienste nicht ausreichend" abgedeckt oder die Vorschläge nicht "offen genug für Anbieter, die möglicherweise Versionen von Spielen für andere PC-Betriebssysteme als Windows anbieten wollten".
"Microsoft hat sich konstruktiv mit uns auseinandergesetzt, um diese Fragen zu klären, wofür wir dankbar sind. Aber ihre Vorschläge waren nicht geeignet, unsere Bedenken auszuräumen, und hätten den Wettbewerb durch eine unwirksame Regulierung in einem neuen und dynamischen Markt ersetzt", resümierte Martin Coleman, Vorsitzender des unabhängigen Expertengremiums, das diese Untersuchung durchführte.
"Noch lange nicht das letzte Wort zu diesem Geschäft"
Auf diesen Rückschlag reagierte Bobby Kotick, CEO von Activision Blizzard, mit einem offenen Brief. Bereits in den ersten Sätzen gab Kotick bekannt, Berufung einzulegen.
Zwar sei die Entscheidung der CMA "noch lange nicht das letzte Wort zu diesem Geschäft", äußerte Kotick Bedenken. Denn sollte das Veto "hingegen Bestand haben, würde es Investitionen, Wettbewerb und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der gesamten britischen Spieleindustrie behindern."
Microsoft-Präsident Brad Smith wirft der Kartellbehörde vor, dass deren Entscheidung "einen pragmatischen Weg ablehnt, Wettbewerbsbedenken auszuräumen und damit technologische Innovationen und Investitionen im Vereinigten Königreich verhindert."
Unter anderem mit dem Zehn-Jahres-Deal mit Nintendo wollte Microsoft den kartellrechtlichen Bedenken Wind aus den Segeln nehmen. Schien die Übernahme auf einem guten Weg, haben die Hoffnungen Microsofts einen Dämpfer erhalten.