Vor dem 111. Bundesliga-Vergleich mit dem FC Bayern München reagierte Gladbachs Trainer Gerardo Seoane im Vergleich zum klaren 0:3 gegen Leverkusen mit einer Maßnahme - und zwar stellte er auf Viererkette mit Scally, Friedrich, Itakura und Wöber um. Dafür musste allerdings nur einmal in der Startelf getauscht werden: Reitz kam ins Mittelfeld zu Weigl und Neuhaus, Honorat rückte auf die Bank. Allerdings musste noch im Gehäuse getauscht werden: Kapitän Omlin (Schulterverletzung) konnte nicht, dafür übernahm Eigengewächs Nicolas (erst der zweite Bundesliga-Einsatz, bis Sommer an Roda Kerkrade verliehen).
Auf der anderen Seite baute FCB-Coach Thomas Tuchel im Vergleich zum 3:1 gegen Augsburg ebenfalls einmal um und vertraute dieses Mal hinter Kane auf Müller. Gnabry ging dafür auf die Bank. Defensiv blieb es unter anderem beim zuletzt etablierten Innenverteidiger-Duo Upamecano/Kim.
Kane ist abgemeldet
Die beiden Abwehrmänner hatten zu Spielbeginn allerdings abgesehen von sauberem Stellungsspiel und ein paar Luftzweikämpfen wenig zu tun. Der BMG-Angriff um Plea, Ngoumou und Neuzugang Cvancara wurde vielmehr souverän abgemeldet.
Auf der anderen Seite schoben dagegen Kimmich & Co. gut an, sammelten richtig viel Ballbesitz und suchten in einem dicht gestaffelten und sehr tiefstehenden BMG-Defensivverbund nach Lücken. Das Problem: Sie fanden kaum welche aus dem Spiel heraus.
Gefährlich wurde es lediglich nach einer Kimmich-Ecke, als Goretzka mit einem Kopfball Torwart Nicolas prüfen konnte (3.). Aus dem Spiel heraus fand außerdem Müller mal Sané mit einem Steckpass. Dessen Schlenzer zog allerdings links am Kasten vorbei (19). Von Kane war in all der Zeit übrigens fast nichts zu sehen, der Engländer ging im Borussen-Beton quasi unter.
Latte Friedrich, Tor Itakura, Latte Sané
Bundesliga - 3. Spieltag
Was allerdings nicht verschwiegen werden durfte: Die Elf vom Niederrhein lauerte immer wieder auf Balleroberungen, um Nadelstiche zu setzen. Bei einem solchen zog etwa Wöber knapp rechts vorbei (9.), ehe es in der 26. Minute einen Lattenkopfball von Friedrich zu verzeichnen gab. Die Krönung dieser guten Gladbacher Hälfte folgte dann vier Minuten später: Nach Plea-Ecke verlängerte Wöber vor den linken Pfosten zu Itakura, der mit einem feinen Kopfball ins rechte obere Eck das überraschende 1:0 verbuchte (30.). Mit etwas mehr Zug im Abschluss von Weigl wäre sogar noch das 2:0 möglich gewesen (32., Parade von Ulreich).
Und Bayern München? Vom amtierenden Meister kam trotz großer spielerischer Dominanz insgesamt zu wenig vor den Kasten von Nicolas, der einmal vor Müller fausten musste (34.) und dann herausragend bei einem Abschluss von Sané dran war und den Ball so noch an die Latte lenkte (39.).
Sané dreht auf, Tel sticht zu
Mit Wiederbeginn - Laimer kam für den verwarnten Mazraoui - sollte allerdings noch mehr Zug reinkommen ins FCB-Offensivspiel. Und weil von den Hausherren im Grunde bis Spielschluss kaum mehr Entlastung geschweige denn Torchancegefahr entstand, entsponn sich ein Spiel auf ein Tor.
Allen voran über die rechte Seite und die sehr agilen Laimer sowie Sané, der Gegenspieler reihenweise aussteigen ließ und auch immer mal defensiv Balleroberungen erreichte, ging vieles. Möglichkeiten gab es in dieser Phase auch mehr und mehr: Goretzka köpfte, Itakura rettete (54.). Müller schoss aus der Drehung rechts vorbei (56.). Und Sané traf nach einem Kimmich-Chip aus nächster Nähe vorbei an Nicolas zum 1:1 (58.).

Hielt viel, konnte aber die 1:2-Niederlage gegen Bayern München nicht abwenden: Keeper Moritz Nicolas. AFP via Getty Images
Abgesehen von einer Kopfballchance von Friedrich (62., Ulreich parierte) kam von der Elf vom Niederrhein wirklich nichts mehr. Und so war es im Grunde nur eine Frage der Zeit, ob die Gladbacher mit schwindenden Kräften das 1:1 halten oder die Münchner noch das 2:1 markieren würden. Die Antwort fiel in der 87. Minute, als Joker Tel nach einer Kimmich-Ecke recht freistehend köpfen und Nicolas überwinden durfte. Bis dato hatte der BMG-Schlussmann einige Male wie aus nächster Nähe gegen Gnabry (70.), kurz vor Kane (72.) und gegen den eingewechselten Choupo-Moting (80.) stark pariert, beim 1:2 war er aber machtlos. Auch das 1:3 gegen Choupo-Moting verhinderte er noch (90.+3).
Und so war es passiert: Nach vier Bundesliga-Duellen mit Gladbach ohne Sieg (zwei Remis, zwei Siege) gewann der Rekordmeister mal wieder, fuhr zudem den ersten Dreier im Borussia-Park seit viereinhalb Jahren (5:1) ein, stockte das Punktekonto auf die vollen neun Zähler auf und darf sich nach der bevorstehenden Länderspielpause auf den bevorstehenden Kracher mit dem punktgleichen Leverkusen freuen (Freitag, 15. September, 20.30 Uhr). Die bei einem Zähler stehenden Gladbacher müssen am Sonntag darauf (17.30 Uhr) in Darmstadt ran.