Champions League

"Mentaler Zusammenbruch" bei PSG gegen ManCity - Mbappés Premiere

Pochettinos milde Analyse

"Mentaler Zusammenbruch" bei PSG - Mbappés traurige Premiere

Nerven und Geduld verloren: Idrissa Gueye (li.) und Neymar im Champions-League-Halbfinalhinspiel gegen Manchester City.

Nerven und Geduld verloren: Idrissa Gueye (li.) und Neymar im Champions-League-Halbfinalhinspiel gegen Manchester City. imago images

Mauricio Pochettino wird seine Mannschaft bestimmt auf dieses Szenario vorbereitet haben, mit Tottenham hat er es schließlich selbst oft genug erlebt: Ganz vielleicht kann es passieren, dass man gegen Manchester City hinterherlaufen und dann halt einfach die Ruhe bewahren muss.

Paris St. Germain aber machte am Mittwochabend genau das Gegenteil. Nach erstaunlich dominanter erster Hälfte verloren die Gastgeber erst die Kontrolle, dann die Nerven und schließlich das Spiel. ManCity gewann auch das 18. Auswärtspflichtspiel in Serie (46:9 Tore) und hat den erstmaligen Einzug ins Champions-League-Finale dicht vor Augen.

PSG schien den ManCity-Fußball als Provokation aufzufassen

"Es gab zwei unterschiedliche Hälften", analysierte PSG-Trainer Mauricio Pochettino bei "BT Sport". "Wir lagen verdient in Führung, aber dann waren sie besser und haben den zweiten Durchgang dominiert." Seine Elf habe "das Intensitätslevel nicht beibehalten", das werde "ein Schlüssel fürs Rückspiel" sein.

Viel mehr warf Pochettino ihr - zumindest öffentlich - nicht vor, dabei hätte es schon noch ein paar Punkte gegeben: Als ManCity nach der Pause begann, immer häufiger Ballverluste zu erzwingen und längere Passstafetten aufzuziehen, schien das PSG als Provokation aufzufassen und hatte bemerkenswert schnell keinerlei Geduld mehr.

Kylian Mbappé, der erstmals in einem Champions-League-Spiel über 90 Minuten ohne Torschuss blieb, ließ den Kopf hängen, Neymar tat alles, um verwarnt zu werden, und Idrissa Gueye, der vor der Pause noch so klug im Mittelfeld abgeräumt hatte, leistete sich binnen weniger Minuten zwei ebenso unnötige wie folgenschwere Fouls: Das erste nutzte Riyad Mahrez per Freistoß zum 2:1-Siegtor (71.), nach dem zweiten - einem heftigen Tritt gegen Ilkay Gündogan - war PSG in Unterzahl (77.).

Wenger: "Sie wurden auf dumme Art emotional und aggressiv"

Während Pochettino eher auf Schiedsrichter Dr. Felix Brych ("Da kann man Gelb oder Rot geben") als auf Gueye ("Wir machen alle Fehler, das kann passieren") sauer zu sein schien, fand ein anderer PSG-Kenner weniger milde Worte: "Nach dem 1:1 sind sie mental komplett zusammengebrochen", befand Arsene Wenger als TV-Experte bei "BeIN Sports". "Sie wurden auf dumme Art emotional und aggressiv."

In dieses Bild passte auch die sogenannte Freistoßmauer vor dem 1:2: "Warum legst du einen auf den Boden, wenn die in der Mauer die Mauer aufmachen?", fragte Wenger süffisant. Mahrez traf - mutmaßlich ungewollt - genau in die Lücke zwischen Leandro Paredes und Presnel Kimpembe, wobei auch zwischen Marquinhos und Mitchel Bakker auf der anderen Mauerseite genug Platz gewesen wäre.

Erstmals seit fünf Jahren gibt PSG nur einen Torschuss in 45 Minuten ab

Es waren fast kindische Fehler, die sich PSG im zweiten Durchgang leistete, die nicht wirklich in ein Champions-League-Halbfinale passen wollten. Erstmals seit April 2016 gaben die Gastgeber in einer Champions-League-Hälfte nur einen einzigen Torschuss ab.

Pochettino aber sprach lediglich von "sehr enttäuschenden" Gegentoren, die "schwer zu akzeptieren" seien. Die Hoffnung aufs Finale hat er längst nicht aufgegeben. "Wir haben auswärts schon großartige Leistungen gezeigt", erinnerte der Argentinier an das 4:1 in Barcelona im Achtel- und das 3:2 beim FC Bayern im Viertelfinale. "Wir müssen an uns glauben." Im Prinzenpark war genau das seiner Mannschaft am Ende nicht mehr gelungen.

jpe

Ein Zweier auf jeder Seite: Die kicker-Noten zu PSG-ManCity