2. Bundesliga

Mentale Widerstände beim SV Werder: Schwere im Hinterkopf

Probleme aus Vergangenheit und Zukunft wirken

Mentale Widerstände beim SV Werder: Die Schwere im Hinterkopf

Zufrieden sieht anders aus: Werder Bremens neuer Trainer Markus Anfang.

Zufrieden sieht anders aus: Werder Bremens neuer Trainer Markus Anfang. imago images/Team 2

Nein, Markus Anfang war selbst nicht davon ausgegangen, dass seine Mannschaft zum Zweitligastart in ihrer Entwicklung vielleicht schon etwas weiter vorangeschritten ist, als man das beim 1:1 gegen Hannover 96 zu sehen bekam. Hinten heraus hätte der SV Werder Bremen die Partie sogar "noch herschenken können", räumte der Chefcoach ein und verwies dabei auf viele kleine Fehler, die den Gegner stark gemacht haben: "Dann schwenkt so ein Spiel um", sagte Anfang und wiederholte bei seiner Replik noch einige Male mehr: "Das ist 2. Liga."

Als ehemaliger Coach von Darmstadt, Köln und Kiel kennt sich der 47-Jährige in dieser sportlichen Umgebung bestens aus. Beim SV Werder kann man das mehr als 40 Jahre nach der letzten Zweitligasaison nicht unbedingt von sich behaupten. Anfang verglich den eher holprigen Zweitligastart nun zumindest mit seiner Station in Köln, wo er ebenfalls einen Bundesliga-Absteiger übernommen hatte.

Auf die Frage also, ob er dachte, beim sportlichen Status quo mit Werder schon weiter zu sein, entgegnete er: "Nee, wir haben das mit Köln auch so erlebt, als wir zum Start in Bochum gespielt haben. Das war ein viel schlechteres Spiel als gegen Hannover, wir hatten ganz wenig Ballbesitz, haben aber 2:0 gewonnen, auch durch eine Standardsituation. Und im Heimspiel darauf gegen Union Berlin haben wir 1:1 gespielt." Am Ende führte Anfang den FC in der 2. Liga aber bekanntlich auf Meisterkurs…

Also, es ist kein Selbstläufer. Das ist 2. Liga - das musst du annehmen.

Markus Anfang

Doch bis dahin ist es in Bremen noch ein langer Weg, wie der Trainer aufzeigt: "Also, es ist kein Selbstläufer." Nochmals: "Das ist 2. Liga - das musst du annehmen", so Anfang, "jeder, der das Spiel Schalke gegen Hamburg gesehen hat, weiß, was das bedeutet." Was er damit andeutet, ist, dass es bei den Werder-Profis offenbar noch einige mentale Hürden gibt.

Zwei Jahre Abstiegskampf wirken nach

Zum einen ist da die jüngere Vergangenheit, die geprägt ist von zwei Jahren Abstiegskampf und die direkte Auswirkungen auf das Selbstvertrauen genommen hat, wie Anfang bereits in seinen ersten Wochen deutlich vernommen hat: "Ich glaube, dass das noch etwas in den Kleidern hängt." Allerdings bezeichnet der Coach diese Schwere im Spiel dementsprechend auch als ganz normal: "Man hat gemerkt, dass die Mannschaft noch gehemmt ist, viele Dinge funktionieren noch nicht so."

Ungewisse Zukunft einiger Spieler

Zum anderen ist da auch die nähere Zukunft, über die man in Bremen weiterhin keine verlässlichen Angaben machen kann. Eigentlich muss jeder Spieler (außer die Neuzugänge) zumindest theoretisch mit einer persönlichen Veränderung rechnen, wie Anfang bezüglich eingehender Transferangebote durchblicken ließ: "Das was kommt, müssen wir aktuell besprechen. Diese Unbekannte haben wir und das ist ein Aspekt, den man nicht wegschieben kann."

Die Spieler würden zwar "Gas geben und zu 100 Prozent bei der Sache sein – aber irgendwo im Hinterkopf haben sie, dass sich etwas verändern kann", meinte der Werder-Trainer: "Der eine kann das super ausblenden, der andere nicht so. Das wird uns begleiten, bis spätestens am 31. August." Erst dann schließt das Transferfenster, und zumindest so lange drohen die ungewissen Widerstände noch zu bleiben.

Tim Lüddecke

Sie sind wieder da: Fan-Rückkehr in der 2. Bundesliga