Conference League

Ein Jahr Conference League - eine kritische Bilanz

Kommentierende Analyse

Max Kruse denkt um: Eine kritische Bilanz nach einem Jahr Conference League

Am Mittwochabend wird der erste Europa-Conference-League-Sieger überhaupt gekürt.

Am Mittwochabend wird der erste Europa-Conference-League-Sieger überhaupt gekürt. picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Dass das erste Finale der Europa Conference League nach Tirana vergeben wurde, bereut Aleksandar Ceferin inzwischen ein bisschen. Nur 21.690 Zuschauer passen ins Stadion der albanischen Hauptstadt. Ausnahmsweise hatte die UEFA versehentlich kleine Brötchen gebacken.

Schon vor dem ersten Spiel hatte Ceferins Verband den neuen, dritten Europapokalwettbewerb als große Erfolgsstory präsentiert, nach 139 von 140 Begegnungen macht er es erst recht: Er erinnere ihn an die 80er Jahre, "er lebt und atmet den Fußball", findet der UEFA-Präsident und liegt damit nicht falsch.

Mit Feyenoord Rotterdam und der AS Rom stehen sich an diesem Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) zwei große Fußballnamen gegenüber, die ohne die Conference League wohl lange auf ein Europapokalfinale hätten warten müssen. Die UEFA hätte mühelos einige tausend Tickets mehr verkaufen können, so groß ist die Euphorie. Mit Bodö/Glimt schaffte es ein echter Underdog bis ins Viertelfinale.

Anderenorts wurde der Wettbewerb zur großen Nummer

Schon in den frühen Qualifikationsrunden, in denen Teams wie Klaksvik Itrottarfelag (Färöer) oder Mons Calpe SC (Gibraltar) mitmischten, waren die Stadien voll, der plötzliche Reiz des Europapokals wirkte. Ein Wettbewerb, den Bundesligaklubs und -spieler belächelten, wurde anderenorts zur großen Nummer. Sogar Max Kruse, der vorher "keinen Bock" gehabt hatte, sagte nach Union Berlins Aus: "Es hat Spaß gemacht."

Und dass die UEFA ab der Gruppenphase als Startprämie knapp drei Millionen Euro bereitstellte und damit nicht mal eine Million weniger als in der Europa League, machte die Conference League sogar finanziell attraktiv - aber eben nur im Vergleich zur Europa League, die durch den neuen Wettbewerb von 48 auf 32 Klubs schrumpfen durfte.

Denn die UEFA dachte im Sommer gar nicht daran, die Gelder für die Champions League zu kürzen, die zwar auch irgendwie Fußball lebt und atmet, das aber schon lange in ihrem eigenen Universum tut. Während in Europa League und Conference League 2021/22 zusammen rund 700 Millionen Euro ausgeschüttet werden, sind es in der Königsklasse mehr als zwei Milliarden.

Die Schere zur Champions League wurde eher größer als kleiner

Das Conference-League-Finale:

Mit dem dritten Europapokalwettbewerb wurde die Diskrepanz zwischen Champions-League-Klubs und allen anderen also nicht kleiner (das hatte auch gar nicht erst jemand versprochen), vielleicht sogar ganz im Gegenteil: Denn wer hier weit kommt, spielt wochenlang im Donnerstag-Sonntag-Rhythmus und schmälert so seine Chancen auf eine Ligaplatzierung, die für die Champions League berechtigt. Wer gewinnt, spielt als Belohnung nicht in der Königsklasse - was doch mal ein Ansatz wäre -, sondern in der Europa League.

Noch schlimmer aber ist, dass die UEFA ihre Neuerfindung schon bald wieder beschädigt. Ab 2024 wird die Conference League analog zu Champions und Europa League erweitert, mit mehr Klubs, mehr Spielen und dem wenig intuitiven Vorrundenmodell, in dem alle Teams in einer Liga spielen, aber nur gegen ausgewählte Vereine.

Das hat nicht mehr viel mit kleinen Brötchen zu tun und mit den 80er Jahren schon gar nichts.

Jörn Petersen

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