Nach einer so langen Zeit ohne Vollauslastung in Fußballstadien kann es schon einmal beängstigend sein, den vollgepackten Celtic Park zu betreten. Das fängt an bei den Klängen zu "You'll never walk alone" vor dem Spiel und geht bei peitschenden Anfeuerungsversuchen der schottischen Fans mit dem Spielbeginn weiter. Bayer Leverkusen zeigte sich davon allerdings am Donnerstagabend nicht beeindruckt - einer ganz besonders nicht: Lukas Hradecky.
Der Torhüter der Werkself war mit seinen Paraden ein Garant für den 4:0-Auswärtssieg bei Celtic Glasgow. "Was mir am meisten Freude gemacht hat, war vor vollen Rängen zu spielen", sagte Hradecky nach dem Spiel am RTL-Mikrofon. "Vielleicht hat das das Beste in mir herausgebracht", mutmaßte der Bayer-Kapitän breit grinsend. Für den Gegner war Hradecky jedenfalls nicht zu bezwingen.
Hradeckys Paraden zur richtigen Zeit
Vor allem in den entscheidenden Phasen zeigte Hradecky auch seine wichtigsten und stärksten Paraden. Wenige Minuten vor dem Führungstreffer hielt der Keeper mit Fuß (19.) und Hand (20.) und war auch Bayers Fels in Celtics Angriffswellen nach Wiederbeginn. Zweimal lag Hradecky quer in der Luft und kratzte jeweils gute Versuche der Hausherren von seiner Torlinie. "Das waren wichtige Augenblicke, dass wir nicht diese Energie des ganzen Stadions gefühlt haben", unterstrich Hradecky die Wichtigkeit seiner Paraden.
Diese waren nämlich wieder unmittelbar vor einem Bayer-Tor, diesmal dem 3:0 durch Lucas Alario per Foulelfmeter. "Nach dem dritten Tor war dann alles unter Kontrolle", erkannte nicht nur Hradecky, sondern auch die Celtic-Spieler, die den Torwart danach nicht mehr ernsthaft herauforderten. So konnte der Finne das Spiel und vor allem die Atmosphäre weiter genießen: "Es war eines meiner Top-3-Erlebnisse im europäischen Fußball." Für den Keeper war der auch "Paradise" genannte Fußball-Tempel an diesem Abend also im wahrsten Sinne des Wortes das Paradies.
Auf ein Bier mit Wirtz?
Welche beiden Erlebnisse Platz eins und zwei im internen Hradecky-Ranking einnehmen, verriet der Keeper zwar nicht, dafür aber etwas anderes: Nachdem Hradecky seinem Teamkollegen Florian Wirtz, nach dessen Rekord-Tor gegen Mainz ein gemeinsames Bier angeboten hatte, sei dieser "ziemlich schnell nach Hause gegangen das letzte Mal". Hradecky hat die Hoffnung auf einen gemeinsamen Siegerschluck aber noch nicht aufgegeben und fügte an: "Vielleicht heute im Hotel."