Manchester United hat im 177. Stadtduell alle seine Großchancen eiskalt genutzt - also die eine, die es gab. Es war an diesem frühen Sonntagabend im Etihad Stadium nicht die einzige schmerzhafte Erfahrung für den Rekordmeister, der doch eigentlich mit drei Pflichtspielsiegen hintereinander gerade erstmals eine Art Lauf gestartet hatte.
Schon die Anfangsviertelstunde ließ Schlimmstes für José Mourinhos Elf befürchten. City begann auch ohne Sané (Bank) stürmisch, machte mit zeitweise 87 Prozent Ballbesitz massiv Druck und traf früh: Bernardo Silva stahl sich bei Sterlings weiter Flanke von links am zweiten Pfosten davon und legte quer durch den Fünfmeterraum zurück auf David Silva, der den Ball annahm und einschoss (12.). Doch die Gastgeber hielten ihr furioses Level nicht, verlegten sich auf mehr Kontrolle - das Derby verflachte zusehends, das Tempo ließ nach.
Aguero überrascht de Gea - Lukaku sticht sofort
Weil aber United auch dabei ohne eine einzige klare Torchance blieb, lief alles pro City, erst recht, als Aguero kurz nach dem Seitenwechsel nach einem von vielen riskanten Ballverlusten der Gäste einen Doppelpass mit Mahrez spielte und den Ball aus spitzem Winkel zwischen de Gea und Latte setzte (48.).
Der K.o. für United? Noch nicht: Während Sterling das 3:0 verstolperte (55.), spitzelte der eingewechselte Lukaku einen Steilpass mit seiner ersten Ballberührung an Ederson vorbei, Martial verwandelte den fälligen Elfmeter lässig zum 1:2 (58.). Und auf der Tribüne nickte der angeschlagene Pogba, der das Derby im April an selber Stelle mit einem Doppelpack gedreht hatte, als United auch schon 0:2 im Hintertreffen war.
Was nach dem 1:2 passiert, sagt alles aus
Doch dann passierte etwas, was in diesem Derby bis vor ein paar Jahren wohl noch unmöglich gewesen wäre: ManCity riss die Partie sofort wieder an sich, ließ selbstbewusst den Ball kreisen und United bis zum Abpfiff überhaupt keine Gelegenheit, auf das 2:2 zu drängen - es war eine Machtdemonstration, eine Vorführung der neuen Kraftverhältnisse in der Stadt. Bezeichnend: das 3:1, als der eingewechselte Gündogan am Ende eines Angriffs über 44 Pässe und trotz United-Überzahl eine Bernardo-Silva-Flanke am Fünfmeterraum annehmen und im Tor unterbringen durfte (86.).
Noch bezeichnender: die Tabelle, in der ManCity nach dem siebten Pflichtspielsieg in Folge weiterhin seinen Zwei-Punkte-Vorsprung auf Verfolger Liverpool hält, United jetzt aber um satte zwölf Zähler distanziert hat. Mourinhos Mannschaft ist Achter, sieben Punkte hinter den Champions-League-Rängen.
Mkhitaryan bügelt Xhaka-Patzer aus - Chelsea nur 0:0
Gut für beide Nachbarn war, was sich am Sonntag in London abspielte: Joker Mkhitaryan musste im Verbund mit dem starken Leno Arsenal spät ein 1:1 gegen Wolverhampton retten - Xhaka hatte beim frühen Gegentor gepatzt (Ivan Calvaleiro, 13.) -, Chelsea kam gegen einen cleveren FC Everton nur zu einem 0:0 (Alonso traf den Pfosten, 65.), bleibt aber wie ManCity und Liverpool ungeschlagen.