Int. Fußball

Thomas Tuchel wundert sich - und kritisiert Schiedsrichter

Chelsea-Coach bereut Jubellauf

"Man schaut sich in die Augen": Tuchel wundert sich - und kritisiert Schiedsrichter

Waren sich am Sonntag gar nicht grün: Thomas Tuchel und Antonio Conte.

Waren sich am Sonntag gar nicht grün: Thomas Tuchel und Antonio Conte. IMAGO/Shutterstock

Dass er die Rote Karte bekommen hatte, hatte er gar nicht mitbekommen. Erst am TV-Mikrofon wurde Thomas Tuchel bewusst, dass vermutlich eine Sperre auf ihn zukommt. "Wir haben beide Rot bekommen?", fragte er den "Sky Sport"-Reporter im Interview wenige Minuten, nachdem er sich quasi mit Abpfiff der Partie gegen die Tottenham Hotspur mit dem gegnerischen Coach Antonio Conte angelegt und ein Handgemenge heraufbeschworen hatte.

Tuchels Gestik auf dem Platz hatte bereits vermuten lassen, worin der Grund für den zur Rudelbildung ausartende Handschlag lag. "Ich dachte, dass man sich in die Augen schaut, wenn man sich die Hände schüttelt", bestätigte der Blues-Coach. "Antonio war da anderer Meinung. Es wurde emotional. Er hat sich sehr über den Ausgleich gefreut, ich war ein wenig aufgebracht."

Bereits nach dem umstrittenen Treffer der Spurs zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Pierre-Emile Höjbjerg hatten sich beide Trainer an der Seitenlinie angegiftet, Staff-Trainer mussten Tuchel und Conte auseinanderhalten. Es gebe aber "kein Problem" zwischen ihm und dem Italiener, betonte Tuchel. "Das ist Fußball. Das ist die Premier League. Ihr liebt es, wir lieben es. Wir sind emotionale Trainer, das ist es auch schon. (...) Das war etwas zwischen Männern, zwischen zwei Wettbewerbern."

"Seit wann darf man Spielern an den Haaren ziehen?"

Ohnehin seien die beiden Roten Karten "unnötig" gewesen, "aber eine ganze Menge war heute unnötig. Eine weitere schlechte Entscheidung des Unparteiischen." Denn viel eher als der scheinbare Intimfeind Conte bekam in Tuchels Interview Referee Anthony Taylor sein Fett weg. "Beide Tore dürfen nicht zählen", befand der deutsche Coach. In der Entstehung des 1:1 war zunächst Kai Havertz von Rodrigo Bentancur abgeräumt worden (Tuchel: "Ein klares Foul"), bevor Richarlison beim erfolgreichen Torschuss Höjbjergs im Abseits sowie im Sichtfeld von Torhüter Edouard Mendy stand (Tuchel: "Er steht klar in der Schusslinie, geht sogar aktiv hin").

Und auch das 2:2 in letzter Sekunde erregte Tuchels Gemüt. In der Szene, die zur Ecke vor dem Treffer führte, hatte Spurs-Verteidiger Cristian Romero abseits des Geschehens Blues-Neuzugang Marc Cucurella an den Haaren zu Boden gezogen. "Seit wann darf man Spielern an den Haaren ziehen?", polterte Tuchel. "Dann müssen wir künftig gar nichts mehr checken. Das ist lächerlich." Ein VAR-Eingriff wäre in dieser Szene allerdings nur möglich gewesen, wenn er eine mögliche Rote Karte für Romero betroffen hätte.

Bei der Hälfte habe ich mir schon gedacht, dass ich das gerade nicht machen sollte.

Thomas Tuchel zu seinem Jubellauf nach dem 2:1

Dies sei aber "der einzige Punkt, der mich frustriert", so Tuchel weiter. "Ansonsten bin ich der glücklichste Trainer der Welt, weil wir fantastisch gespielt und 90 Minuten dominiert haben." Seine Mannschaft sei "absolut brillant" gewesen und es gebe "nur ein Team, das heute den Sieg verdient hatte - und das waren wir".

Immerhin einmal war diese Zufriedenheit auch auf den Bildschirmen zutage getreten. Nach dem zwischenzeitlichen 2:1 durch Reece James hatte Tuchel zu einem Jubellauf die Seitenlinie entlang angesetzt. Eine Aktion, die er im Nachhinein bereute. "Bei der Hälfte des Sprints habe ich mir schon gedacht, dass ich das gerade nicht machen sollte", meinte Tuchel. "Es tut mir leid. Aber manchmal bist du voll in einem Spiel drin." Auch noch danach.

mib