Das MSI begann vielversprechend: Alle westlichen Mannschaften kamen leicht durch das Play-in-Turnier. G2 machte mit den Teams aus Brasilien und Taiwan kurzen Prozess und qualifizierte sich für die Bracket Stage, ohne ein Spiel abzugeben.
Auch die nordamerikanischen Golden Guardians sorgten für Furore, als sie das chinesische Team BLG in eine packende Serie zwangen, in der sie dem Mitfavoriten um den MSI-Titel mit 1-2 unterlagen. Im Spiel um den letzten Spot der Bracket Stage fertigten sie dann die taiwanischen Vertreter mit 3-0 ab und ließen keinen Zweifel an den Qualitätsunterschieden zwischen den Wildcard-Regionen und dem Westen.
'Odoamnes' Rache
Die Euphorie hielt allerdings lediglich bis zur Auslosung der K.-o.-Runde. Losfee Andrei 'Odoamne' Pascu, derzeit Toplaner des europäischen Teams Excel, bescherte den europäischen Mannschaften zwei Mammutaufgaben. G2 sah sich dem Gewinner der koreanischen Liga Gen.G gegenüber und die MAD Lions mussten gegen T1 ran - das erfolgreichste Team der League of Legends-Geschichte. Ein so hartes Los, dass sich 'Odoamne' selbst im Nachgang auf Twitter als Bösewicht bezeichnete und darüber witzelte, Rache für die Letztplatzierungen seines Teams im Winter- und Spring Split zu nehmen.
LCK eine Nummer zu groß für Europa
Die Matches selbst liefen dann ab wie in Europa befürchtet. G2 gelang es zwar, Gen.G ein Spiel abzunehmen, doch von einer knappen Series konnte nicht die Rede sein. Besonders Midlaner Ji-hoon 'Chovy' Jeong schien an diesem Tag eine Klasse besser zu sein. Für die MAD Lions lief es kaum erfreulicher. Nachdem sie im ersten Spiel einen gigantischen Vorsprung aus der Hand gegeben hatten, schienen die Löwen gebrochen - T1 spielte sie im zweiten und dritten Spiel an die Wand und sorgte für ein schnelles 0-3 aus europäischer Sicht.

Spanische Enttäuschung: Die MAD Lions bekamen gegen T1 deutlich ihre Grenzen aufgezeigt. Colin Young-Wolff
Caster sorgt für Ärger in der Community
Besonders die deutliche Niederlage in knapp 17 Minuten im dritten Spiel sorgte im Nachgang für erhitzte Gemüter. Es ist die zweitschnellste in der Geschichte des eSports, den Rekord hält ebenfalls T1 mit etwas über 16 Minuten.
MAD-Midlaner Yasin 'Nisqy' Dincer ließ sich auf Twitter zu einem Wortgefecht mit einem spanischen Caster hinreißen, der öffentlich seine Einstellung kritisiert hatte. Er postete ein Bild auf dem 'Nisqy' lachend zu sehen ist, während das europäische Team nach der Niederlage die Bühne verlässt, und bezeichnete dies als "Reaktion eines Verlierers". 'Nisqy' beleidigte daraufhin unflätig den Caster, löschte den Tweet aber bald darauf. Der Belgier ist einer der populärsten französischsprachigen Spieler, weswegen die Situation die spanischen und französischen Communities gegeneinander aufbrachte. Ein Twitter-Scharmützel, das zeigt, wie blank die europäischen Nerven bereits liegen.
NA kann den Westen nicht retten
Nach den europäischen Spielen am Dienstag und Mittwoch war also klar, dass es nun an Cloud9 und den Golden Guardians lag, den Ruf des Westens zu verteidigen. Ihre Spiele verliefen jedoch kaum besser: Cloud9 unterlag BLG, das im Play-In-Turnier noch Schwächen gezeigt hatte, deutlich mit 3-0 und zeigte wenige Lebenszeichen. Die westliche Chancenlosigkeit setzte sich auch im Freitagsspiel fort, in dem die Golden Guardians dem chinesischen Erstplatzierten JDG ebenfalls kein Spiel abnehmen konnten und 3-0 verloren.
Nach der ersten Runde der K.o.-Phase haben die westlichen Teams nun also eine Bilanz von 1-12 verlorenen Spielen vorzuweisen und finden sich allesamt im Losers Bracket wieder. Dort kommt es bereits am Samstag zur Wiederholung des europäischen Winterfinales. G2 und MAD Lions spielen um das Überleben im MSI-Turnier, gefolgt von Cloud9 und den Golden Guardians am Sonntag. Ein starkes Auftreten ist nötig - nicht zuletzt, um die Gunst der frustrierten westlichen Fans zurückzugewinnen.