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Löw bedauert zu späten Rücktritt: "In dem Moment müsste man den Weg frei machen"

Ex-Bundestrainer spricht über Selbstzweifel

Löw bedauert zu späten Rücktritt: "In dem Moment müsste man den Weg frei machen"

Wäre rückblickend 2018 lieber zurückgetreten: Joachim Löw.

Wäre rückblickend 2018 lieber zurückgetreten: Joachim Löw. IMAGO/Sportfoto Rudel

Nach der verpatzten Weltmeisterschaft 2018 hatten sich einige Fußball-Fans gewünscht, dass Joachim Löws Zeit als Bundestrainer endet. Und retrospektiv hätte es sich Löw offenbar auch gewünscht. "Im Nachhinein wäre es für mich wahrscheinlich auch besser oder richtig gewesen, 2018 zu sagen: Okay, es müssen wieder neue Kräfte ran", sagte der Ex-Coach in einer Folge des Podcasts "Spielmacher", die am Donnerstag veröffentlicht werden soll.

Damit meint Löw den Zeitpunkt nach der Weltmeisterschaft in Russland, bei der er mit dem deutschen Team als amtierender Weltmeister bereits in der Gruppenphase ausschied. Es sei ein Turnier gewesen, in dem vieles schiefgelaufen sei. "In dem Moment müsste man normalerweise den Weg frei machen, gerade wann man auch so lange Trainer war wie ich, und einem neuen Trainer die Möglichkeit zu geben, neue Impulse zu geben", so Löw.

Selbstzweifel nach dem WM-Triumph

Doch das geschah - trotz des teils starken Gegenwindes - nicht. Grund dafür sei ein Gespräch mit dem damaligen Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff einige Tage nach dem Ausscheiden gewesen. "Wir wollten eigentlich dieses Schiff nochmals zum Laufen bringen", sagt Löw in dem Podcast zum Inhalt der Unterhaltung - weil es nur ein Turnier gewesen sei. "Das wollten wir beim nächsten Turnier wiedergutmachen."

Das gelang nur bedingt. 2021 schied Deutschland bei der EM im Achtelfinale durch ein 0:2 gegen England aus - es war das letzte Spiel der Amtszeit des heute 63-Jährigen, der einige Monate zuvor bekanntgegeben hatte, seinen Posten nach der EM aufzugeben. Eigentlich wäre sein Vertrag noch bis nach der WM 2022 gelaufen.

Bereits nach der WM 2014 hatte Löw aber erste Zweifel an seiner Arbeit ausgemacht. Er habe "irgendwie eine gewisse Leere gefühlt in mir, weil ich auf ein Ziel so lange hingearbeitet und es erreicht hatte" und sich gefragt, was ihn nach dem Titelgewinn noch antreibe, berichtet er. "Das hat in mir so ein bisschen auch in der Zeit zumindest gewisse Selbstzweifel ausgelöst. Die hatte ich vorher in acht Jahren nie." Seit seinem Aus als Bundestrainer vor gut zwei Jahren hat Löw keinen neuen Job angenommen.

mib

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