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Liga-Investor: Brisante Fragen und unbequeme Wahrheiten

Präsidium tagt zu Milliarden-Deal

Liga-Investor: Brisante Fragen und unbequeme Wahrheiten

Die DFL trifft sich wieder einmal wegen eines strategischen Partners.

Die DFL trifft sich wieder einmal wegen eines strategischen Partners. IMAGO/Jan Huebner

Wenn an diesem Dienstag das Liga-Präsidium zusammenkommt, wird es einmal mehr um einen strategischen Partner für Bundesliga und 2. Liga gehen. Die jüngsten Informationsveranstaltungen dazu liefen weitgehend positiv. Diesmal scheint die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit für einen Deal zu stehen.

Auch weil mit Ausnahme eines Puffers von 300 Millionen Euro, der die Abgaben an den Investor vorübergehend auffangen soll, anders als noch bei dem im Frühsommer abgeblasenen Prozedere kein Geld einzeln an die Klubs ausgeschüttet werden soll. 800 Millionen bis 1 Milliarde Euro will die DFL durch die Beteiligung eines Partners an einer Tochterfirma, die die Medienrechte verwaltet, erlösen. Im Idealfall wandern also 300 Millionen Euro in den genannten Puffer. 100 Millionen Euro sollen als Anreiz für internationale Werbereisen dienen, 600 Millionen Euro in die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells fließen.

Rechenbeispiel gibt Aufschluss

Einerseits eine hohe Summe. Andererseits aber, da jene 600 Mio. nicht auf einmal, sondern über mehrere Jahre hinweg investiert werden, stellt sich die Frage: Warum sind die 36 Klubs aus Ober- und Unterhaus nicht in der Lage, diese Gelder aus den laufenden Medieneinnahmen in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro pro Saison zu finanzieren?

Ein Rechenbeispiel: Würde der strategische Partner die Zahlung jener 600 Mio. Euro über vier Jahre strecken, wären pro Saison 150 Mio. Euro fällig, die weniger an die Klubs ausgeschüttet würden, wenn sich die Liga für eine Finanzierung ohne Teilrechteverkauf entscheiden würde.

Im Schnitt also nicht einmal 4,2 Mio. Euro pro Verein. Es leuchtet ein, dass diese Summe für einen kleinen Zweitligisten im Quervergleich zum gestandenen Bundesligisten hoch ist, sich ein Underdog also schwerer täte, auf dieses Geld zu verzichten. Allerdings würde das Geld ja nicht als Fixsumme pro Klub, sondern anteilig aus dem Verteilerschlüssel abgezogen. Es träfe die einzelnen Vereine prozentual betrachtet folglich in einem ähnlichen Maßstab.

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Haushaltspläne zum Teil auf Kante genäht

Die unbequeme Wahrheit: Spätestens seit Corona sind die Haushaltspläne diverser Erst- und Zweitligisten derart auf Kante genäht, dass ein Verzicht auf einen vergleichsweise kleinen Teil der Medieneinnahmen schlicht und ergreifend nicht drin ist. Darüber hinaus soll der ein oder andere Klub künftige Medieneinnahmen gegenüber Darlehensgebern bereits verpfändet haben - besonders nachdem Finanzierungsmodelle mit Verpfändungen künftiger Zuschauereinnahmen wegen der Geisterspiele in der Pandemie mancherorts zu beinahe existenzbedrohenden Schieflagen geführt haben.

Und noch eine brisante Frage werden sich die Offiziellen der 36 Klubs sowie die DFL-Geschäftsführung aus Dr. Marc Lenz und Dr. Steffen Merkel stellen müssen: Was passiert, wenn die Investitionen nicht zu den erhofften Einnahmesteigerungen bei nationalen wie internationalen Medienrechten führen?

Erwirbt ein Investor 7,5 Prozent an einer Liga-Tochter, erhält er direkt 7,5 Prozent der aktuellen Medieneinnahmen, also rund 97,5 Mio. Euro pro Saison. Der aktuell geplante Puffer von 300 Mio. Euro hielte also in diesem Rechenbeispiel gerade einmal drei Jahre lang. Bis dahin müssen signifikante Einnahmeerhöhungen vollzogen sein, sonst fehlen den Klubs je nach Länge des noch final zu verhandelnden Deals dauerhaft 7,5 Prozent der Medienerlöse.

Dass Insider wie Bayer-Boss Fernando Carro bei den neu zu vergebenden nationalen Medienrechten optimistisch sind und die Liga zuletzt ihre Einnahmen aus der Auslandsvermarktung steigern konnte, zeigt allerdings auch, dass die Hoffnung auf Wachstum nicht unberechtigt ist.

Benni Hofmann

Siebenmal die Note 1,5: Die kicker-Elf des 11. Spieltags