Nationalelf

U-21-Nationaltrainer Kuntz über den Mangel an Talenten und das 0:6 gegen Spanien

U-21-Trainer bei "kicker meets DAZN"

Kuntz: "Aus diesem Grund unterhalten sich Jogi und ich nicht mehr"

Mit der U 21 erneut für die EM qualifiziert: DFB-Trainer Stefan Kuntz.

Mit der U 21 erneut für die EM qualifiziert: DFB-Trainer Stefan Kuntz. imago images

Dass der deutsche Fußball in der Nachwuchsausbildung ins Hintertreffen geraten ist, hat längst auch der DFB erkannt. Stefan Kuntz formuliert das Problem in aller Deutlichkeit: Wenn man in Europas Topligen vergleiche, wie viele für die U 21 spielberechtigte Profis zum Einsatz kommen, "sind wir komplett im Hintertreffen", sagt Deutschlands U-21-Trainer in der neuen Ausgabe von "kicker meets DAZN". "Wir sind so was von abgeschlagen!"

Und es ist nicht das einzige Indiz für die beunruhigende Lage. "Als ich 2017 zur Europameisterschaft der U 21 gefahren bin, habe ich mich mit Jogi Löw abstimmen müssen, und letztlich sind zehn oder zwölf Spieler, die noch U 21 hätten spielen können, zum Confed Cup gefahren oder waren verletzt", erzählt Kuntz. "Das war jetzt in Udine (U-21-EM 2019, d.Red.) nur noch bei zweien der Fall: Lukas Klostermann und Jonathan Tah. Und jetzt aktuell ist es gar nicht mehr der Fall. Aus diesem Grund unterhalten sich der Jogi und ich nicht mehr, weil die Masse an Toptalenten nicht da ist."

Vielleicht seien bei Talenten "nicht nur Sprintwerte und Dribblings" relevant

Unter anderem mit dem "Projekt Zukunft" versucht der DFB gegenzusteuern. Auch Kuntz fragt sich: "Wie können wir in Deutschland individuell besser ausbilden, dass man nicht auf ausländische Talente zurückgreift? Und was muss man auch noch bei Talent beachten?"

Vielleicht seien "nicht nur Sprintwerte und Dribblings" relevant, "vielleicht gibt es auch so was wie 'Soft Skills'. Zum Beispiel einen Matchplan zu verfolgen, individuell auch eigenständige Entscheidungen auf dem Platz treffen zu können, wenn der Matchplan mal nicht greift, oder eine gewisse Form von Disziplin zu haben."

Das 0:6 in Spanien? "Ich habe das Spiel noch nicht mal gesehen"

Mit einigen dieser "Soft Skills" hatte zuletzt sogar die A-Nationalmannschaft Probleme. Über das 0:6 in Spanien aber wollte sich Kuntz aus einem einfachen Grund nicht äußern: "Wir haben uns an dem Tag qualifiziert (für die EM, d.Red.) und hatten anschließend diese kohlenhydratreiche kleine Feier und das Abschiedsessen, sodass ich nur ab und zu das Ergebnis durchgesagt bekommen habe. Also habe ich das Spiel noch nicht mal gesehen."

Tauscht er sich denn auch auf persönlicher Ebene mit Löw aus, der massiv in der Kritik steht? "Hören Sie mal", entgegnet Kuntz, der selbst als möglicher Löw-Nachfolger gehandelt wird: "Der Jogi ist seit 14 Jahren Bundestrainer und hat in jedem Turnier Halbfinale oder Finale erreicht (außer 2018, d.Red.) - angenommen also es wäre so: Was soll ich denn sagen? 'Ich hatte das auch schon mal, damals habe ich so und so reagiert'?"

"Nein, nein", so Kuntz weiter: "Wir verstehen uns kollegial, aber ich denke, dass Jogi schon ein paar Leute um sich herum hat, mit denen er da ernsthaft im Austausch ist und die ihm näher stehen als ich zum Beispiel."

In der aktuellen Ausgabe von "kicker meets DAZN" spricht Stefan Kuntz außerdem über die besondere Heimfahrt nach der U-21-EM-Qualifikation, über den neuen EM-Modus - und über 14-Jährige mit Schnurrbart.

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