In einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" hat der 85-jährige Milliardär mal wieder Personaldiskussionen angestoßen. "Für das personelle Hickhack ist Jansen verantwortlich, was sich negativ auf den Verein auswirkt. Ich wünsche mir neue Leute, die von außen kommen. Wir brauchen einen Neubeginn."
Wird Jansen Kühnes nächstes Opfer?
Was inhaltlich durchaus richtig ist, ist gleichzeitig dennoch die nächste Eskalationsstufe. Wann immer Kühne auf Widerstand trifft, schwingt er verbal die Keule. Er hat so in der Vergangenheit schon diverse Entscheidungen beeinflusst und HSV-Karrieren beendet, sei es die von Sportchef Oliver Kreuzer („Ein Drittliga-Manager“), Mirko Slomka („Ich glaube nicht an diesen Trainer“) oder auch Thomas Wüstefeld („Ich hoffe, er ist bald Geschichte“). Nun also Jansen?
Fakt ist: Der von Kühne Kritisierte hat sich massiv angreifbar gemacht durch seine geschäftlichen Verbindungen und die anschließende Nibelungentreue zu Wüstefeld. Das ist ein Punkt, den Kühne ihm vorwirft: "Bis vor zwei Jahren standen wir in bestem Einvernehmen. Leider ist er unter dem Einfluss von Wüstefeld und Dinsel (Detlef Dinsel ist Aufsichtsratsmitglied) geraten."
Das ist ein Stück aus dem Tollhaus.
Klaus-Michael Kühne
Kühnes zweiter Kritikpunkt ist der Versuch von Jansen, den ihm gegenüber kritisch eingestellten, insgesamt aber hoch angesehenen Banker Hans-Walter Peters aus dem Gremium zu drängen. Vor allem HSV-Legende und Präsidiumsmitglied Bernd Wehmeyer soll auf Jansen eingewirkt haben, Peters nicht abzusägen. Kühne: "Es ist mir ein Rätsel, wie sich Jansen gegen so eine kompetente und gut vernetzte Persönlichkeit stellen kann. Das ist ein Stück aus dem Tollhaus."
Zum Stück aus dem Tollhaus aber gehört auch, dass Peters ein Vertrauter von Kühne ist, dessen Plädoyer also durchaus nicht nur inhaltlich, sondern natürlich auch politisch zu verstehen ist - wie die gesamte Brandrede im "Abendblatt". Denn: Natürlich weiß Kühne, dass sich ohne Jansen die Wahrscheinlichkeit erhöhen würde, zumindest innerhalb der Gremien eine Mehrheit für ein neues Investment, gebunden an mehr Einfluss, zu bekommen.
Hamburger Dilemma und Kühnes größte Hürde
Was auch ohne Jansen bliebe, wäre die Hürde der Mitgliedschaft: Eine Satzungsänderung, die Kühne einen weiteren Anteilskauf ermöglichen würde, wäre nur über eine Dreiviertel-Mehrheit bei den Mitgliedern möglich - öffentliche Attacken wie diese aber haben das Vertrauen in den Milliardär erschüttert. Und seine aktuellen Aussagen sind Ausdruck des ganzen Dilemmas in Hamburg: Der HSV ist grundsätzlich auf das Geld angewiesen, hat tatsächlich das von Kühne angesprochene Führungsproblem, wird mit mehr Einfluss des Geldgebers aber ganz offensichtlich auch nie zur Ruhe kommen können