72 Prozent Ballbesitz auf des Gegners Platz, das ist äußerst selten, sieht man vielleicht mal vom FC Bayern ab. 54 Prozent der Zweikämpfe gewonnen: Klingt passabel. "Und überdies haben wir noch drei Mal so viele Pässe gespielt wie Schalke", zählt Andre Schubert auf. "Aber die haben die entscheidenden Zweikämpfe gewonnen, also müssen wir die Niederlage akzeptieren", fügte der Borussen-Trainer süß-sauer hinzu.
Nach einer "langweiligen ersten Halbzeit" (Sportdirektor Max Eberl) startete Borussia mit Lars Stindl anstelle von Jannik Vestergaard äußerst schwungvoll und neu sortiert in den zweiten Durchgang - und kassierte innerhalb von sechs Minuten drei Gegentore. Der Anfang vom Ende.
Kramer: "Nach vorne ist uns nicht viel eingefallen"
"Wir wollten zu schnell zu viel", findet Christoph Kramer, der im Mittelfeld wie gewohnt viel Laufarbeit verrichtete. "Wir sind ein hohes Risiko gegangen, haben plötzlich hektisch gespielt und doofe Fehler gemacht. Es war ein Mix von allem." Dabei hatte der Weltmeister in der Pause noch den Eindruck, ein typisches 0:0-Spiel zu erleben. "Defensiv standen wir ordentlich, aber nach vorne ist uns nicht viel eingefallen."
Dann aber der Einbruch, den Kramer als "extrem ärgerlich" empfand, "schließlich hätten wir mit einem Sieg bis auf Platz zwei klettern können". Schalke aber spielte äußerst effizient, machte aus fünf Torchancen vier Tore, und Borussia blieb harmlos auf dem Weg nach vorne, kam kaum einmal in gute Schussposition vor dem Kasten von Ralf Fährmann. "Gerade in der Phase, als es schon unruhig wurde auf den Rängen, kam dann dieser Elfmeter, über den man sicher diskutieren kann", resümiert Max Eberl. "Das war letztlich der Türöffner."
Eberl: "Wir sollten nicht überdramatisch werden"
Danach spielten die Gladbacher zu forsch und boten dem Gegner Räume an. "Trotzdem: So ein Spiel verlierst du nie im Leben mit 0:4", fügte Kramer an. Bei allem Ärger mühte sich auch Max Eberl um eine sachliche Einordnung des Geschehens. "Wir sollten nicht überdramatisch werden und sagen: Wir haben sang- und klanglos verloren. Der Ball war heute ein Schalker Freund."
Und Borussia kassierte die nach dem 0:5 in Leverkusen (12. Dezember 2015) höchste Bundesliga-Niederlage in Schuberts Amtszeit.