Es war nach außen hin ein ganz normaler Vormittag an diesem Sonntag an der Säbener Straße in München. Trainer Niko Kovac erschien schon kurz vor 8 Uhr zum Dienst, 70 Minuten lang wurde bei trübem Wetter und 12 Grad Celsius auf dem Platz geübt, Auslaufen, die Ersatzspieler hinter dem Vorhang mit dem Chef. Auch die Klub-Verantwortlichen, Präsident Uli Hoeneß, Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sowie Sportdirektor Hasan Salihamidzic, traten zu keiner Krisensitzung zusammen. Nach der 1:5-Klatsche bei Eintracht Frankfurt und dem gemeinsamen Rückflug stand zunächst die individuelle Verarbeitung an: Erst einmal drüber schlafen und dann das Ganze analysieren. Für eine vorzeitige Trennung von Niko Kovac, dessen Vertrag in München bis zum 30. Juni 2021 gilt, gab es bis Sonntagmittag keinerlei Hinweise.
Was die Münchner Macher vor allem besorgen wird, ist der generelle Abwärtstrend in dieser Saison. Von 30 möglichen Liga-Punkten gingen schon 12 verloren, so viele wie 2008/09 und 2009/10. In der Spielzeit 2010/11 hatte der Rekordmeister unter Louis van Gaal nach zehn Runden sogar lediglich die Hälfte aller möglichen Zähler eingesammelt. Und da ist in dieser Spielzeit diese Flut von Gegentreffern, die in dieser Wucht seit elf Jahren nicht mehr über den FC Bayern hereinbrach. Letztmals stand das FCB-Gehäuse unter dem Trainer Jürgen Klinsmann so ungeschützt offen, auch 2008/09 waren es 16 Gegentore gewesen.
Coach Kovac muss mit Blick auf seine Zukunft in München zwei wesentliche Fragen beantworten - und zwar schnellstens schon in der kommenden Woche, wenn es am Mittwoch in der Champions League gegen Olympiakos Piräus (Hinspiel: 3:2-Sieg) und am Samstag im Bundesliga-Hit gegen Borussia Dortmund geht: Wie bekommt er die vielen Fehler sowie die Abwehrschwäche in den Griff? Und erreicht er seine Spieler noch?
