Bundesliga

Kostete Abrahams Platzverweis Frankfurt tatsächlich den Sieg?

Hütters unglückliche Wechsel gegen Gladbach

Kostete Abrahams Platzverweis Frankfurt tatsächlich den Sieg?

Unglücklicher Platzverweis gegen Gladbach: David Abraham.

Unglücklicher Platzverweis gegen Gladbach: David Abraham. Getty Images

Die Aufregung war groß am Dienstagabend, als Breel Embolo im Laufduell mit David Abraham nach einem leichten Armkontakt zu Boden ging und der insgesamt überforderte Schiedsrichter Benjamin Cortus dem Eintracht-Kapitän die Gelb-Rote Karte zeigte (81.).

Der Platzverweis war eine Fehlentscheidung, da wie schon bei Abrahams Gelber Karte in der 30. Minute der Kontakt zum Gegenspieler so leicht war, dass kein Foul vorlag. Würde es sich um strafbare Vergehen handeln, müsste es in jedem Spiel etliche Elfmeter geben, da es bei jedem Eckball zu vergleichbaren Körperkontakten kommt.

Der Frust über den Platzverweis ist im Frankfurter Lager entsprechend groß. "Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht. Wenn die Gelb-Rote Karte nicht passiert, dann geht nur einer als Sieger vom Platz, und das sind wir", betont Hübner. Auch Hütter glaubt: "Mit David hätten wir das Spiel gewonnen, da bin ich 100-prozentig sicher." Beide räumen allerdings auch ein, dass der Vorsprung besser hätte verteidigt werden müssen.

Ob die Eintracht mit Abraham als Sieger vom Platz gegangen wäre, bleibt hypothetisch. Vielleicht wäre der 34-Jährige in der entscheidenden Szene zur Stelle gewesen, um das Kopfballduell gegen Lars Stindl zu führen und zu gewinnen. Vielleicht aber auch nicht. Das Unheil nahm mit Aymen Barkoks unbeabsichtigtem wie ungeschicktem Foul an Embolo seinen Lauf, der Elfmeterpfiff war unstrittig, Gladbachs Anschlusstor zum 2:3 die Folge.

Barkok trübt seinen positiven Gesamtauftritt

"Es ist schade, dass er in der Situation nicht den Ball wegschießt, sondern versucht, eine fußballerische Lösung zu finden", bemängelt Hütter. Die Szene trübte Barkoks positiven Gesamtauftritt. Der 22-Jährige leistete eine tolle Vorarbeit zum 2:1 und erzielte in Straßenkicker-Manier ein famoses Tor zum 3:1. Auch sonst war der marokkanische Nationalspieler fleißig unterwegs. Gemeinsam mit Amin Younes und Doppeltorschütze André Silva sorgte er für zahlreiche spielerische Elemente.

Auch die Mittelfeldspieler Sebastian Rode und Djibril Sow überzeugten in defensiverer Rolle vor der Abwehr. Nach Problemen in der Anfangsphase zeigte die Eintracht eine ihrer besten Saisonleistungen, fußballerisch vielleicht sogar die stärkste. Umso größer war der Frust nach dem späten 3:3, Younes spricht von einer "Riesenenttäuschung" und "gefühlten Niederlage".

Kamadas Arbeitsverweigerung nach der Einwechslung

Zum späten Ausgleich trugen auch Hütters unglückliche Wechsel bei. Daichi Kamada beispielsweise fiel in den wenigen Minuten nach seiner Einwechslung allein durch Arbeitsverweigerung auf: Statt - wie gefordert - die Gladbacher beim Aufbau anzulaufen, spazierte er durch das Mittelfeld, als ginge ihn das Geschehen um ihn herum nichts an. Auch der mit ihm eingewechselte Danny da Costa trabte in der Entstehung des 3:3 nur hinterher.

Zudem spielten die beiden unmittelbar vor dem entscheidenden Gladbacher Angriff einen Konter schlecht aus: Statt zur Eckfahne zu laufen, um mit dem Ball Zeit zu schinden, orientierte sich da Costa in den Strafraum, wo ihn Kamadas ungenaues Zuspiel nicht erreichte. Zuvor hatte Stindl im Mittelfeld Dominik Kohr gefoult, was für Aufregung sorgte, die Vorteilsauslegung war aber vertretbar.

Hütter: "Das war eine absolut tolle Leistung"

Obwohl Gladbach den Ball nach Kamadas Fehlpass in die Spitze zunächst gemächlich nach vorne trieb, präsentierte sich die Eintracht unsortiert. Nach einer Seitenverlagerung kam Erik Durm zu spät, um Ibrahima Traorés Flanke zu verhindern, in der Mitte träumte schließlich der bei Stindl stehende Dominik Kohr. In letzter Konsequenz hätte auch Makoto Hasebe den Ausgleich noch verhindern können, doch der Gladbacher Kapitän erwischte bei seinem zweiten Kopfball das bessere Timing.

"Auch wenn man ein Spieler weniger ist, kann man das Tor besser verteidigen. Da haben wir uns nicht gut genug angestellt", moniert Hütter. Unterm Strich hebt der Coach aber das Positive hervor: "Das war eine absolut tolle Leistung. Die Mannschaft ist zu 100 Prozent intakt; sie hat fußballerisch, kämpferisch und läuferisch überzeugt und war kreativ. Das macht Freude und Spaß." Kein Widerspruch. Nach mittlerweile neun Spielen ohne Sieg steigt allerdings auch der Druck, endlich mal wieder einen Dreier über die Zeit zu retten.

Julian Franzke

Ewige Torjägerliste: Lewandowski macht die 300 Treffer voll