2. Bundesliga

"Kontroverse Diskussionen" - HSV vertagt Hauptversammlung

Gegenwind und kein neuer Aufsichtsrat für Jansen

"Kontroverse Diskussionen": HSV vertagt die Hauptversammlung

Keine einfache Aufgabe: Aufsichtsratsboss Marcell Jansen.

Keine einfache Aufgabe: Aufsichtsratsboss Marcell Jansen. IMAGO/Claus Bergmann

Denn: Eine Einigung über den neuen Aufsichtsrat gab es nicht, stattdessen verkündete der Zweitligist am Abend, dass sich auf eine Fortsetzung der Gespräche geeinigt wurde.

Aufsichtsratsboss Marcell Jansen wird in der offiziellen Mitteilung im Vereinssprech zitiert: "Wir hatten viele kontroverse Diskussionen, die am Ende zu einem positiven Ergebnis führen sollen." Übersetzt heißt das: Noch haben sie nicht zu einem Ergebnis geführt. Und das ist vor allem für ihn nicht positiv. Im Vorfeld hatte es große Widerstände gegen die Umbesetzungspläne im Kontrollgremium gegeben. Neben dem freiwilligen Rückzug von Dr. Andreas Peters wollten Jansen und sein e.V.-Präsidium auch Lena Schrum ersetzen, durch Henrik Köncke und Stephan von Bülow.

Die Aktionäre aber hatten andere Pläne, wollten an Schrum festhalten und dafür Detlef Dinsel austauschen. Hintergrund: Der 62-jährige Jansen-nahe Finanz-Unternehmer wird kritisch beäugt, da er 2019 als Aufsichtsrat des FC Augsburg seine Anteile am Klub gewinnbringend an den US-Investor David Blitzer verkauft hatte. Auch auf der Mitgliederversammlung vor knapp zwei Wochen, wo Jansen im Amt bestätigt wurde, hatte es massive Kritik an Dinsel gegeben.

Jansen positiv: "Wir gehen aufeinander zu"

Am Donnerstagmorgen hatten sich der Aufsichtsrat, die Aktionäre und die beiden Vorstände Jonas Boldt und Dr. Eric Huwer im Volkspark getroffen - und nach sechs Stunden ergebnislos vertagt. Die Kandidatenauswahl für das Kontrollgremium soll nochmals intensiv besprochen und intern abgestimmt werden. Jansen versucht das so positiv wie möglich zu verkaufen: "Ich werte diese Entscheidung als guten Kompromiss, weil wir aufeinander zugehen."

Dass er nicht stur (und wie ursprünglich geplant) den Rat nach seinem Gusto bestimmt, ist tatsächlich ein Zeichen von Kompromissbereitschaft und Lernfähigkeit. Dass es kein Ergebnis gab und die Beteiligten aufeinander zugehen müssen, zeigt aber auch, wie weit einige Gremien von ihm entfernt sind. Und das gilt insbesondere für die Interessensvertreter von Gesellschafter und Investor Klaus-Michael Kühne.

Zieht Dinsel erneut in den Aufsichtsrat ein?

Der Verlauf des Tages bedeutet zunächst einmal: Der aktuelle Aufsichtsrat bleibt ohne die geplanten Umbesetzungen bis zur nächsten Hauptversammlung, die zeitnah einberufen werden soll, im Amt - pikanterweise allerdings ohne den umstrittenen Dinsel. Der nämlich war im Vorjahr lediglich als Ersatzkandidat für den vom Kontrollgremium in den Vorstand entsandten Thomas Wüstefeld nachgerückt. Sein Mandat endete mit der Hauptversammlung am Donnerstag. Jansen hätte ihn qua Amt durchdrücken können. Nach der Vertagung ist offen, ob Dinsel nochmal in den HSV-Aufsichtsrat einziehen wird. Und es ist offener denn je, ob Jansen dem neuen Kontrollgremium nach der ausgebliebenen Einigung und der zweiten Auflage der Hauptversammlung noch vorstehen wird.

Sebastian Wolff

Die Winter-Neuzugänge der Zweitligisten