Amateure

Kolumne: Die Strukturen sind veraltet, Ehrenamt ist am Limit

Die Expertin: Ute Groth

Kolumne: Die Strukturen sind veraltet, Ehrenamt ist am Limit

Ute Groth, Ex-Präsidentschafts-Kandidatin.

Ute Groth, Ex-Präsidentschafts-Kandidatin. picture alliance/dpa

Momentan ist mir der Bundestag wirklich egal, denn die viel zitierte Basis ist wieder nicht eingebunden worden. Die Vorstellungsrunden der beiden Kandidaten hätte man problemlos öffentlich machen können, sodass sich auch ein normaler Vereinsvertreter ein Bild machen und Fragen stellen kann. So ist das, wie bisher auch, ein "closed club", der Delegiertenkreis ist geschlossen, alles ist abgesprochen. Was soll groß passieren? Dabei haben sich seit dem Keller-Rücktritt viele geäußert, viele wollten sich engagieren, die Gruppe 'Rettet die Amateure', auch die Gruppe um Katja Kraus. Dass man das verbandsseitig alles wegschiebt, finde ich traurig. Nichts gehört? Nichts verstanden? Nach der Wahl ein runder Tisch mit allen, das wäre ein Zeichen.

Ehrenamtliche Organisation kommt an Grenzen

Was brauchen wir für die Zukunft? Eine Aufgabe ist, Vereine zukunftsfähig zu machen. Auf den Webseiten der Landesverbände sieht man schon, dass man sich um Vereine kümmert und Hilfen z. B. in Form von Trainingskonzepten anbietet. Aber es geht nicht um Trainingskonzepte, sondern um Zukunftsideen für den Fußballverein. Schon jetzt fehlen die Übungsleiter, die die Konzepte an die Hand bekommen sollen. Viele Posten können nicht mehr besetzt werden. Wir werden gefragt, ob wir Integrationsarbeit leisten können, ob wir bei der Ganztagesschule mitmachen, ob wir bei Bewegungskonzepten für Kindergärten dabei sind. Liebend gern! Aber das geht nicht am Abend, nach unserem normalen Berufsalltag, das passiert tagsüber. Darüber müssen wir nachdenken. Die Vereinsstrukturen sind veraltet, ehrenamtliche Organisation kommt an Grenzen. Wie schaffen wir zukünftig das Spielfeld für den Fußball? Nur wer sich anders aufstellt, kann anders arbeiten.

Das Beispiel TuSA Düsseldorf

Ein Beispiel: In Düsseldorf hat die Stadt ein Förderprogramm zur Anschubfinanzierung für einen hauptamtlichen Geschäftsführer aufgelegt, wenn Vereine kooperieren. Zusammenarbeit wird gefördert, gemeinsam Ressourcen genutzt.

TuSA Düsseldorf hat 1600 Mitglieder und konnte allein einen Förderantrag stellen, ein Kooperationspartner war nicht zu finden. Da tun sich Vereine noch schwer. Unsere hauptamtliche Geschäftsführerin arbeitet nun im dritten Jahr bei TuSA, seitdem lebt der Verein richtig auf. Wir sind einer von drei Klubs in Düsseldorf, die während der Pandemie einen Mitgliederzuwachs hatten. Wir haben durch sie die Möglichkeit, Anträge zu stellen, Unterstützung durch Fördergelder gibt es viel. Weil sie im Hauptamt die Zeit dafür hat, sich richtig einzulesen, haben wir zwei neue Umkleiden mit Duschen für unsere Fußballerinnen. Wir können mehr Schulen betreuen, das bedeutet mehr Fördergelder und wiederum Einstellungsmöglichkeiten für uns. Dadurch konnten wir die Betreuungssituation für die Jugendmannschaften verbessern.

Was Vereine brauchen

Vereine brauchen Vorbilder, Anstöße von außen. Der DFB und die Landesverbände müssen die Klubs aktiv ansprechen auf diese Lösungen, sonst sterben noch mehr Vereine. Eine Aufgabe ist, Verbände zukunftsfähig zu machen. Wenn man keinen Vereinsvertreter zu den Kreisfußball-Sitzungen schickt, sind Strafgelder fällig. Doch auf solchen Sitzungen findet kaum Kommunikation statt, das ist eine 'Bespaßung' von oben nach unten. Im Grunde könnte man Infoblätter verteilen. Das muss sich anders organisieren lassen. Sitzungen müssen Spaß machen, ein Austausch muss möglich sein, gemeinsame Ideen entwickelt werden. Und brauchen wir heute, mit allen modernen Möglichkeiten der Kommunikation, wirklich noch alle Landesverbände mit kompletten Geschäftsstellen wie vor 100 Jahren? Mit einer Verschlankung ließen sich Ressourcen schonen, um Geld für andere Themen ausgeben zu können. Zum Beispiel für Sponsorenkonzepte zur Unterstützung der Amateurvereine. Die Fachleute vom DFB könnten die Verbandssponsoren ansprechen und regionale Pools bilden, damit sich Sponsoren auch in der Fläche vor Ort einbinden und finanziell unterstützen.

Der VAR hat den Amateurschiedsrichtern das Leben nicht leichter gemacht

Schließlich bleibt noch das Thema Schiedsrichter: Die Vereine müssen Strafen bezahlen, wenn sie das Soll nicht erfüllen. Doch Schiri sein, das ist nun mal keine attraktive Aufgabe mehr. Beschimpfungen sind an der Tagesordnung, fast jeder auf und neben dem Platz hat seine eigene Meinung zur Spielleitung, die Entscheidung des Schiris wird selten akzeptiert. Natürlich arbeitet der Verband am Bild, doch teilweise wirkt das aktionistisch und widersprüchlich. So ehrlich muss man sein: Der VAR hat den Amateurschiedsrichtern das Leben nicht leichter gemacht. Er soll auf dem Platz die Deutungshoheit haben, dann hat sie mal wieder der Kölner Keller, dann wieder nicht. Als Zuschauer kann man nicht mehr erkennen, wer da das Sagen hat. Fast wie beim DFB.

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