Bundesliga

1. FC Köln: Kommunikationschef Tobias Kaufmann klagt gegen Kündigung

FC gibt menschlich und professionell ein schlechtes Bild ab

Kölns Kommunikationschef klagt gegen Kündigung

Ihre Wege haben sich getrennt: Geschäftsführer Alexander Wehrle (links) und  Tobias Kaufmann.

Ihre Wege haben sich getrennt: Geschäftsführer Alexander Wehrle (links) und Tobias Kaufmann. imago images

Die Aussagen klangen nach einer in solchen Fällen üblichen einvernehmlichen Lösung, dennoch hat der Verein bis heute keine offizielle Verkündung der Personalie auf den Klub-Kanälen vorgenommen. Nach kicker-Informationen hat das handfeste Gründe. Denn anders als von Wolf dargestellt, gab es zum Zeitpunkt der Verkündung keine Einigung des Vereins mit seinem Leiter Medien. Und diesbezüglich hat sich seitdem nichts geändert.

Im Klartext: Die für Kaufmann zuständigen Geschäftsführer Alexander Wehrle und Horst Heldt wurden zwar vom Vorstand angewiesen, ihren Mitarbeiter freizustellen. Über eine Auflösung des unbefristeten Arbeitsvertrags gab es jedoch zu keinem Zeitpunkt ein Einvernehmen.

Kaufmann wehrt sich mit juristischen Mitteln

Stattdessen wurde Kaufmann nun, zwei Wochen nach Wolfs Aussagen, eine Kündigung zugestellt. Das ergibt sich daraus, dass beim Arbeitsgericht Köln eine Klageschrift des FC-Angestellten eingegangen ist. Kaufmann geht also mit juristischen Mitteln gegen die Kündigung vor. Sein Anwalt Volker Görzel teilt mit: "Mein Mandant möchte seinen Arbeitsvertrag vollständig erfüllen und steht loyal zu seinem Arbeitgeber, seinen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Es liegen keinerlei rechtlich relevanten Gründe vor, die eine Kündigung rechtfertigen würden."

In der Tat bewegt sich der FC-Vorstand nach allem, was man weiß, auf sehr dünnem Eis. Die in den Tagen nach Wolfs Aussagen offenbar von interessierter Seite an Journalisten lancierten Gerüchte - etwa, Kaufmann habe im Mai den Fall des wegen Corona besorgten Spielers Birger Verstraete schlecht kommuniziert - halten keiner näheren Betrachtung stand. Fans, die dabei waren, bestätigen stattdessen, dass FC-Geschäftsführer Horst Heldt bei einem Fanabend im Trainingslager des Teams in Donaueschingen solche Vorwürfe in aller Deutlichkeit zurückgewiesen habe. Auch der Eindruck, Kaufmann habe mit dem neuen Vorstand seit dessen Wahl vor einem Jahr nicht professionell zusammengearbeitet, dürfte bei journalistischen Beobachtern am Geißbockheim nicht entstanden sein. Kaufmann begleitete die Pressetermine und autorisierte die Interviews des Trios wie die ihrer Vorgänger.

Menschlich und professionell gibt der FC ein schlechtes Bild ab

Warum also soll einem verdienten Mitarbeiter mit Familie gegen den Willen der Geschäftsführung und ohne objektiven Grund in einer Wirtschaftskrise die Tür gewiesen werden und warum wurde dies auch noch vorzeitig öffentlich als gemeinsame Entscheidung dargestellt? Menschlich und professionell gibt der FC hier ein schlechtes Bild ab. Im Geißbockheim hat dies für Aufruhr durch alle Abteilungen gesorgt. Während der Klub durch Corona vor großen Problemen steht und nach außen Ruhe und Zusammenhalt einfordert, geht unter den Mitarbeitern die Angst um, wer wohl als Nächster in Ungnade fallen könnte. Dass der Vorstand sich mit der Personalie Kaufmann ohne Not eine Baustelle aufgemacht hat, kommt auch darin zum Ausdruck, dass alle Abteilungsleiter und Mitarbeiter sich solidarisch zeigen. Kaufmann ist beim 1. FC Köln fachlich anerkannt und beliebt. Überdies genießt er in der Branche einen ausgezeichneten Ruf, gerade auch wegen seiner großen Loyalität zu seinem Arbeitgeber. Dazu passt: Der 44-Jährige selbst hat sich bis heute nicht öffentlich geäußert, auf seinem Handy erreichen Journalisten nur die Mailbox.

Frank Lußem

Die Bundesliga-Trikots für die Saison 2020/21