Nationalelf

Rainer Koch: "Keine Verkürzung des WM-Rhythmus ohne Konsens"

DFB-Stellungnahme zum FIFA-Online-Gipfel

Koch: "Keine Verkürzung des WM-Rhythmus ohne Konsens"

Er wurde deutlich: DFB-Interimspräsident Dr. Rainer Koch.

Er wurde deutlich: DFB-Interimspräsident Dr. Rainer Koch. imago images

"Solidarität bedeutet in Bezug auf den Spielkalender eine gemeinsame und nicht nur eine mehrheitliche Zustimmung, Solidarität bedeutet Konsens unter uns allen", sagt Rainer Koch nach seiner Teilnahme am Online-Gipfel der FIFA. Im Zentrum der Kritik der europäischen und südamerikanischen Verbände steht der Plan, den WM-Rhythmus auf zwei Jahre zu verkürzen. "Der Vorschlag ist nicht gut für die Zukunft des Fußballs, deshalb lasst uns weiter über Verbesserungen des Spielkalenders diskutieren, aber lasst uns die Idee einer Weltmeisterschaft alle zwei Jahre nicht weiterverfolgen", fordert der DFB-Interimspräsident.

Koch möchte "aus europäischer Sicht darauf hinweisen, dass wir alles tun sollten, um einen Graben zwischen Europa und anderen Verbänden und Konföderationen zu vermeiden". Ein zweijähriger WM-Termin sei "schlecht für die Spieler und Spielerinnen, schlecht für die große Mehrheit der Vereine und extrem schlecht für die so sehr gewünschte Entwicklung des Frauenfußballs zum Besseren".

Wenger und Ellis referieren

Auf dem von FIFA-Präsident Gianni Infantino initiierten vierstündigen Online-Gipfel präsentierten Arsene Wenger und Jill Ellis ihre Pläne für einen neuen Spielkalender. Wenger ist FIFA-Direktor für globale Fußballförderung, Ellis gewann als Trainerin zweimal die Frauen-Weltmeisterschaft und hat die Leitung des Technischen Beratungsgremiums zur Zukunft des Frauenfußballs übernommen. "Die FIFA-Pläne wurden im Anschluss in rund 40 Wortmeldungen sehr kontrovers diskutiert und beurteilt. Die Position der europäischen Verbände ist geschlossen und klar: Ein so gravierendes und auf vielen Ebenen relevantes Vorhaben, wie eine Reform des internationalen Spielkalenders, kann nicht ohne Beachtung der Interessen der UEFA und ihrer Mitgliedsverbände erfolgen", heißt es in einer DFB-Stellungnahme.

Es brächte insbesondere eine Kannibalisierung der gerade erst angelaufenen nachhaltigen Entwicklung des Frauenfußballs mit sich.

DFB-Statement zum FIFA-Gipfel

Die Haltung des DFB sei deckungsgleich mit der Position der anderen europäischen Verbände und der UEFA. "Sie ist klar - und sie ist unverändert: Eine Verdopplung der Anzahl an großen Turnieren geht an den Interessen von Spieler*innen und Fans vorbei. Sie hätte deutlich stärkere körperliche Belastungen der Nationalspieler und Nationalspielerinnen zur Folge, würde die Lage der nationalen Ligen und der europäischen Klub- und Nationalmannschaftswettbewerbe gravierend verschlechtern und brächte insbesondere eine Kannibalisierung der gerade erst angelaufenen nachhaltigen Entwicklung des Frauenfußballs mit sich. Diesen Vorschlag lehnen wir daher kategorisch ab. Darauf hat Rainer Koch als einer der europäischen Redner explizit hingewiesen", betont der DFB in seinem Statement.

"Darf nicht einfach nur mit Mehrheit beschlossen werden"

Tiefgehende Spannungen ließen sich nur vermeiden, wenn in der FIFA Reformmodelle gemeinsam mit Europa und Südamerika entwickelten. "Davon gilt es die vielen Befürworter der Reformvorschläge aus Afrika, Asien, Zentralamerika und Ozeanien in den bevorstehenden Konferenzen zu überzeugen. Rainer Koch hat am Ende seines Redebeitrags sehr klar darauf hingewiesen, dass eine so fundamentale Änderung des weltweiten Spielkalenders nicht einfach nur mit Mehrheit beschlossen werden kann und darf", erklärt der deutsche Verband in seiner Stellungnahme.

Michael Ebert