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Jürgen Klopp (FC Liverpool): "Das würde ich als ungerecht empfinden"

Liverpool-Coach im Gespräch mit dem DFB

Klopp: "Das würde ich als ungerecht empfinden"

"Und dann wollen sie das Ding einfach löschen?" Liverpools Trainer Jürgen Klopp.

"Und dann wollen sie das Ding einfach löschen?" Liverpools Trainer Jürgen Klopp. imago images

In diesem Format vom DFB, dessen Folge mit Klopp am Dienstag verfügbar sein wird, nahmen unter anderem auch schon Oliver Bierhoff oder Manuel Neuer teil. In der Episode mit dem Coach aus Liverpool ging es auch um das Führen von Menschen. "Es ist ganz wichtig, dass es natürlich stattfindet", sagt der Coach des aktuellen Champions-League-Siegers. "Es ist eine Entscheidung für andere treffen, denn nichts anderes ist Führen ja. Für mich selbst natürlich zuerst, aber auch für andere Menschen. Und die Entscheidung muss im Idealfall für alle gut sein. Das geht aber nur ganz selten. Dann sollte sie aber für die Mehrheit gut sein. Was nie passieren darf, ist, dass sie nur für mich gut ist. Ein wichtiger Aspekt von Führen ist, dass man nicht von sich erwartet, dass eine Entscheidung perfekt sein muss. Weil dann ist die Messlatte so hoch, über diese kommt man ganz selten drüber."

Beim Thema der Entscheidungen kommt man natürlich auch zur aktuellen Lage durch die Corona-Krise. Rund um den Fußball gibt es aktuell viele Diskussionen. Die Bundesliga hat am Wochenende den Re-Start vollzogen, England muss noch etwas warten. Gerade für Liverpool wäre ein Abbruch bitter, da die Reds mit großem Abstand die Tabelle anführen. Die Planungen gehen aktuell dahin, den Spielbetrieb in der Premier League im Juni wieder aufzunehmen. "Also ich finde, dass es schlimmere Dinge im Leben gibt, als nicht Meister zu werden. Um uns herum haben ganz viele Menschen große Probleme. Es sterben Menschen, das passiert zwar immer, aber im Moment aufgrund eines Virus, das wir alle nicht kannten und auf das niemand vorbereitet sein konnte", macht Klopp klar und ergänzt: "Wir können nicht alles vorbereiten, sondern müssen auch oft reagieren. Das ist übrigens der größte Teil meines Lebens, reagieren auf Dinge, mit denen ich nicht gerechnet habe."

Für den Coach gelte es beispielsweise, auf Spielverläufe oder Verletzungen zu reagieren. Für die Ligaspitze der Premier League gilt es nun, auf das Virus zu reagieren und einen sicheren Spielbetrieb zu gewährleisten. "Es kommen Diskussionen auf: Wie kann man über Fußball nachdenken, in Momenten, wo da draußen Menschen sterben? Das macht niemand. Aber wie jeder andere Geschäftszweig müssen wir die Zeit danach vorbereiten, weil die wird natürlich kommen", macht Klopp klar. "Und beim Fußball heißt das, dass wir irgendwann anfangen zu trainieren. Und damit alle sicher sind, werden Maßnahmen getroffen, die einzigartig sind. Wie sie in Deutschland getroffen wurden, werden sie jetzt in England getroffen. Die Trainingszentren der englischen Profivereine werden die sichersten Orte überhaupt sein, da kann sich keiner anstecken."

"Das würde ich als ungerecht empfinden"

Im Zuge der Pandemie wurde auch der Abbruch der Liga diskutiert. Klopp, der mit seinen Reds aktuell 25 Punkte Vorsprung auf den Zweiten Manchester City hat, hat dazu eine klare Meinung: "Es kam die Diskussion auf, dass Leute die Saison für null und nichtig erklären wollten. Da dachtest du dir: Hä? Wir haben 76 Prozent der Saison gespielt und sie wollen das Ding einfach löschen? Das wäre etwas gewesen, das würde ich menschlich für mich persönlich als ungerecht empfinden, dass man einfach sagt, das hat nicht stattgefunden. Wir nehmen die Saison vom Vorjahr und so weiter."

Seit dem 2. Spieltag Tabellenführer

Seit dem 2. Spieltag steht Liverpool auf dem ersten Platz. Die Reds befinden sich in der Heim- und Auswärtstabelle auf Rang eins, gewannen von 29 Spielen 27 und verloren nur einmal. "Das ist eine Saison, in der man Meister werden sollte", findet Klopp. "Und dann kommt jemand an und sagt, vergessen wir das einfach, es gibt wichtigere Dinge. Klar gibt es wichtigere Dinge, aber das heißt nicht, dass die weniger wichtigen Dinge gar keine Wichtigkeit haben. Das Wichtigste im Moment ist der Umgang mit dieser Krise, ganz klar. Daneben gibt es ganz viele Dinge, die uns persönlich beschäftigen und auch wichtig sind, die wir nur im Moment vielleicht nicht zu unserer Zufriedenheit lösen können."

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mst

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