Olympia

Kletter-Olympionike Jan Hojer zwischen "Krönung der Karriere" und "falscher Bühne"

DAV-Kletterer rechnet sich Medaillenchancen aus

Kletter-Olympionike Jan Hojer zwischen "Krönung der Karriere" und "falscher Bühne"

Jan Hojer beim Boulder-Weltcup 2021 in Innsbruck.

Jan Hojer beim Boulder-Weltcup 2021 in Innsbruck. Getty Images

Am Montag dieser Woche hatte das Warten und das ewige Trainieren ein Ende - am Abend bestieg das fünfköpfige Kletter-Team des DAV den Flieger von Frankfurt nach Tokio, um sich zwei Wochen lang bestens zu akklimatisieren. Schließlich geht es um nichts anderes als die olympische Premiere für die Sportkletterer - und das im Modus "Olympic Combined".

Für den gebürtigen Kölner, der für die DAV-Sektion Frankfurt gemeldet ist, sind die Spiele von Tokio trotz seiner langjährigen Wettkampferfahrung ein echtes Highlight. "Es ist der größte Kletterwettkampf, an dem ich je in meiner Karriere teilnehmen werde", sagt Hojer auf der Instagram-Plattform des DAV, "es ist die Krönung der letzten zwölf, 13 Jahre, die ich diesem Wettkampfsport gewidmet habe".

Es ist die Krönung der letzten zwölf, 13 Jahre, die ich diesem Wettkampfsport gewidmet habe.

DAV-Kletterer Jan Hojer

Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen in Tokio, dem Felskletterspezialisten Alex Megos, hat Hojer sein Hauptaugenmerk schon immer auf die Wettkämpfe im Bouldern und Leadklettern gelegt  - seit der Aufnahme des Sportkletterns ins olympische Programm (2016) muss er sich auch verstärkt mit der in Deutschland noch nicht sehr verbreiteten Speed-Disziplin auseinandersetzen. Und kann beim Tempo-Klettern durchaus respektable Zeiten vorweisen - Hojer benötigt für die 15-Meter-Wand eine Zeit von knapp über sechs Sekunden, Bundestrainer Urs Stöcker sagt: "Er wird liefern."

Medaillenchancen - siehe Innsbruck 2018

"Ich bin in einem identischen Starterfeld bei der Weltmeisterschaft 2018 in Innsbruck Dritter geworden - hinter Adam Ondra und Jakob Schubert", sagt Hojer. Und auch wenn dies schon drei Jahre her ist, gibt er sich auch für Olympia ehrgeizige Ziele aus. "Wenn ich einen sehr guten Tag erwische und in allen drei Disziplinen meine Leistung abrufe, dann klettere ich auf alle Fälle um Medaillen mit." 

Adam Ondra, Jakob Schubert und Jan Hojer (v. li.)

Adam Ondra, Jakob Schubert und Jan Hojer (v. li.) bei der Combined-WM 2018 in Innsbruck. picture alliance/KEYSTONE

Dass das olympische Flair fehlt, bedauert Hojer wie alle anderen Athleten auch. "Alles, was Olympia ausmacht wie die Eröffnungsfeier, die Schlusszeremonie oder das Leben im olympischen Dorf können wir nicht mitmachen oder nur sehr eingeschränkt erleben."

Olympische Werte wie Respekt und Fairplay können viel mehr bei Weltcups gelebt werden, bei denen man sehr viel Kontakt mit den anderen Athleten hat. Insofern ist das hier in Tokio genau die falsche Bühne."

Jan Hojer

So bleibt einem nichts anderes übrig, als sich auf sich und seinen Sport zu konzentrieren. Die ersten Trainingseinheiten haben Megos und Hojer mit dem Team um Bundestrainer Urs Stöcker mittlerweile absolviert - isoliert natürlich. Den olympische Geist - den erwartet Hojer bei diesen Corona-Spielen nicht wirklich zu finden. "Respekt und Fairplay sind ja nicht nur Werte, die nur während der paar Stunden des Wettkampfs gelebt werden sollten. In Tokio werden wir ständig in dieser Bubble sein, mit fast keinem Kontakt zu anderen Sportlern. Deshalb  können diese olympischen Werte viel mehr bei Weltcups gelebt werden, bei denen man sehr viel Kontakt mit den anderen Athleten hat. Insofern ist das hier in Tokio genau die falsche Bühne, um diese Werte zu fördern."

bst

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